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Generation Maybe: ein bisschen unentschlossen geht immer
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Wir gelten als Generation Maybe – unentschlossen und immer auf der Suche. So werden wir gerne von Älteren oder in den Medien beschrieben. Sind wir aber wirklich nur maybe? Haben wir nicht auch unsere Werte und Ziele, wie frühere Generationen auch?
Zu Weihnachten leiht mir eine Freundin das Buch Generation Maybe (Haffmans & Tolkemitt GmbH, Berlin). Der Autor Oliver Jeges widmet sich auf amüsante Weise unter anderem unserer Allgemeinbildung und dem Einfluss von Social Media auf unser Leben. Ich selbst bin ein Feind von Stereotypen und nichts macht mich wütender als Verallgemeinerungen. Das Buch kann als Verallgemeinerung oder Simplifizierung von uns allen verstanden werden. Doch ich muss zugeben, der Autor bringt mich oft zum Schmunzeln. Ich fühle mich ertappt.
Ich gehöre auch zu denen, die gerne mal Yoga machen, um die innere Mitte zu finden. Ich hatte mich für sieben Studiengänge eingeschrieben, um dann doch erst einmal in einem Jahr Auszeit verschiedene Praktika zu absolvieren und herauszufinden, wer ich bin. Dieses Projekt dürfte dem einen oder anderen Leser vielleicht nicht ganz unbekannt sein. Doch woher kommt diese Idee eigentlich? Wer nahm noch vor dreißig Jahren eine Auszeit außer ein paar wildgewordene Hippies und Lebenskünstler? Sind wir also das? Eine Generation von Lebenskünstlern, die ständig die Richtung ändert?
Wohin gleich nochmal wollte, sollte, muss ich?
Woher der Antrieb zur Suche kommt? Dafür gibt es viele Erklärungen. Einige machen dafür den Einfluss sozialer Medien wie Facebook, Twitter und Co. verantwortlich. Durch das Posten von Eindrücken aus dem Privatleben und dem Folgen von bestimmten Personen setzen wir uns der Öffentlichkeit aus und werden vergleichbar. Ein Tag ohne Handy und Internet und irgendetwas fehlt?
Wir neigen immer häufiger dazu, uns selbst nicht mehr durch eigene Werte zu definieren. Erwartungen und Druck kommen durch eine immer breitere Palette an Möglichkeiten hinzu. Zahlreiche Studiengänge, Praktika im In- und Ausland, die Freunde absolviert haben, und Fortbildungsangebote werfen uns in den Dschungel möglicher Lebensentwürfe.
Per se ist nichts Schlechtes daran. Denn nie zuvor konnte eine Generation so frei leben oder arbeiten was sie wollte. Aber wäre es manchmal nicht auch nett, nur einfach als Bäckereifachverkäuferin eine Lehre absolviert zu haben und mit dreißig Jahren das eigene Haus zu bauen? Oder dann doch raus aus der ganzen Spirale und einfach jedes Jahr den Job wechseln und nur das zu machen, was Spaß macht?
Nicht nur wir allein oder gar die sozialen Medien bauen wir Druck zum ständigen Optimieren unseres Selbst auf. Auch Arbeitgeber erwarten in Stellenanzeigen immer mehr Vorkenntnisse und Vorerfahrungen. Praktika im Ausland, Sprachkenntnisse, soziales Engagement, fundierte Fachkenntnisse aus dem Studium. Am besten sollten wir das auch relativ früh aufweisen können und nicht erst mit 30 Jahren den zweiten Studiengang beginnen.
Die gefangene “Generation Maybe”?
Zu erkennen, dass potentielle Arbeitgeber immer mehr von uns erwarten, Social Media uns dazu verführt, uns negativ zu vergleichen, weil wir nicht so ein atemberaubendes Leben wie Bekannte führen, oder, dass uns eine ständig wachsende Bandbreite an Möglichkeiten überfordert, ist der erste Schritt.
Doch nur weil es diese Probleme gibt, müssen wir nicht daran scheitern. Ja, unsere Generation neigt dazu, die “Generation Maybe” zu sein. Vielleicht sind wir sozial nur engagiert, weil wir ständig auf der Suche nach der Erfüllung sind und nicht so recht wissen, wo unser Platz im Leben ist und ob unser Studiengang eigentlich auch mal in einen Job mündet. Der Gesellschaft schadet es nicht und uns selbst auch nicht.
Ein bisschen Maybe bringt voran
Meiner Meinung nach ist hier, wie so oft im Leben, ein Mittelweg nicht das Verkehrteste. Eine genaue Suche, mehrere Wegkorrekturen und Testschleifen bringen uns weiter. Oder wie eine Freundin sagte:
“Nicht, dass wir sogleich vorankommen. Aber dass wir uns bewegen und nicht stehenbleiben ist wichtig.”
In diesem Sinn bewege ich mich in das neue Jahr, will nicht gleich die perfekte Lebensplanung parat haben, will versuchen, mein Leben gut zu finden, auch wenn es nicht so weltbewegend wie das meiner Freunde im Social Web sein mag. Und meine Yogaeinheiten werde ich auch weiterhin machen – ohne den Anspruch auf vollkommene Erleuchtung. Einfach, weil ich gerade mal Lust darauf habe.
Auch Generationen vor uns suchten und änderten die Richtung. Was heute anders ist, ist wohl der Diskurs in der Öffentlichkeit über uns als Generation Maybe. Ein bisschen Maybe zu sein kann, positiv aufgefasst werden. Als ein “in sich hineinhorchen”. Natürlich gibt es auch hier die negative Sichtweise. Doch ich wehre mich dagegen, nur ein Elefant einer Herde zu sein, der dem Mainstream folgt.
Enden möchte ich mit einem Zitat von Oliver Jerges. Es zeigt dass Maybe gut ist. Infragestellen bringt voran.
„Wer nicht generalisiert, kommt seltener zu Erkenntnissen, der Blick auf das Ganze macht den Blick klarer. Darum schreibe ich über uns, wohlwissend, dass jeder seinen eigenen Kopf hat.“
Nach einer Bankausbildung habe ich mein Abitur nachgeholt und an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt den Bachelorabschluss in Politik und Gesellschaft im Schwerpunkt Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit erworben. Während diseser Zeit absolvierte ich ein Auslandssemester in Malmö, Schweden in Peace and Conflict Studies. Seit dem Wintersemester 2016/17 studiere ich im Master Politikwissenschaft an der Ruprechts-Karls-Universität Heidelberg.
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