Konsumgesellschaft und Soziale Medien
In der heutigen Welt dreht sich (zumindest in den Industrieländern) alles nur ums Kaufen. Konsum bestimmt unser Leben, könnte man wohl sagen. Die einen konsumieren fleißig, und die, die es sich nicht leisten können, träumen davon. Zumindest war das früher so. Denn längst geht es bei diesem „Kauf-Wahnsinn“ nicht mehr darum, viel Geld auszugeben, sondern vielmehr darum, wenig Geld im Laden zu lassen und dafür das Maximale an Konsumartikeln rauszuholen. Modeketten wie Primark haben den Massenkonsum auch für die finanziell schwächeren Gesellschaftsschichten ermöglicht. Genauso wie Discounter im Supermarktbereich. Vor allem die Sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Instagram beeinflussen den Konsum junger Nutzer maßgeblich. Täglich werden tausende Bilder gepostet, von den neuesten Errungenschaften wie etwa dem neuen Handy, Schuhen oder Kleidungsstücken. Paradebeispiel ist die reine Bilderplattform Instagram: Jeder möchte sich auf seinen Fotos möglichst gut darstellen, ganz nach dem Motto: Du bist was du hast! Minimalismus und Verzicht? Hier Fehlanzeige!
Die Idee des Minimalismus
Minimalismus wird definiert als ein „Lebensstil, der sich als Alternative zur konsumorientierten Überflussgesellschaft sieht. Seine Anhänger versuchen, durch Konsumverzicht Alltagszwängen entgegenzuwirken und dadurch ein selbstbestimmteres, erfüllteres Leben zu führen.“ Heuzutage geht der Konsum weit über das hinaus, was wir noch zum Leben brauchen. Denn wenn wir mal ehrlich sind: Haben wir nur genauso viele Klamotten, wie es Wochentage gibt? Natürlich nicht. Denn Abwechslung soll her und irgendwie definiert man sich auch über das, was man besitzt. Zumindest ein Stück weit. Handys sind da ein gutes Beispiel: Wer keins besitzt, macht sich zum kompletten Außenseiter. Viele junge Leute legen großen Wert darauf, regelmäßig ein neues Modell vorweisen zu können, auch wenn das alte Handy eigentlich noch gut funktioniert.
Diese Abhängigkeit vom Konsum kann auch zur Belastung werden. Für einige sogar so sehr, dass sie sich dagegen und für den Minimalismus entscheiden. Zum Minimalisten kann im Grunde genommen jeder werden. Dafür muss nur ein einfaches Prinzip befolgt werden: Schmeiß alles weg, was du nicht brauchst, besser noch: Verschenke es! Denn Minimalisten wollen den Kauf- und Wegwerf-Wahnsinn nicht unterstützen. Sie besinnen sich auf das Notwendigste. Was nicht dauerhaft gebraucht wird, verlässt das Inventar.
Nur 100 Dinge
Nach diesem Vorsatz leben auch Felicia Hargarten und Marcus Meurer. Das junge Paar hat sich beim Einstieg in Welt des „einfachen Lebens“ einer ganz besonderen Herausforderung gestellt. Nur 100 Dinge besitzt jeder von ihnen. Erst kürzlich bewiesen die beiden im Rahmen einer Fernseh-Dokumentation: Mehr brauchen sie auch nicht. Wie wenig 100 Dinge im alltäglichen Leben eigentlich sind, wird klar, wenn man sich verdeutlicht, wie viel Nötiges und Unnötiges man selbst zu Hause hat. Jeder Deutsche besitzt im Schnitt 10.000 Dinge. Eine Zahl über die Felicia und Marcus mittlerweile nur noch schmunzeln dürften.
Was für viele unvorstellbar klingt, leben die jungen Erwachsenen gerne und vor allem auch bewusst. Denn für den freiwilligen Verzicht auf Auto, feste Wohnung, Fahrrad und Co., bekommen die beiden genau das, was sie suchen: „Ich bestimme selbst, was ich mache und wann und wo. Das ist für mich viel mehr wert als materieller Reichtum“, sagt Felicia. Genauso wie Marcus hat sie einen Job, für den sie nicht mehr braucht als ihren Laptop. So können sich beide ihre Zeit einteilen und sind an keinen festen Wohnort gebunden. „Wir haben beide ein monatliches festes Einkommen und durch den Minimalismus fast gar keine laufenden Kosten“, ergänzt Marcus. Von dem Geld, was bei Kleidung, Benzin oder Miete gespart wird, reisen sie leidenschaftlich gerne. Erst kürzlich flogen Felicia und Marcus nach Australien – ein lang ersehnter Traum!
Kindheitserinnerungen sollte man besser nicht wegwerfen. Darüber hinaus gibt es aber einiges, auf das man gut und gerne verzichten kann. „Uns geht es in erster Linie um die Flexibilität, die wir durch die Unabhängigkeit von allem Materiellen erhalten“, sagt Marcus. Meist leben die beiden in Wohnheimen, Jugendherbergen oder sie mieten sich eine Wohnung für kurze Zeit. „Wenn wir auf eine Stadt keine Lust mehr haben, ziehen wir um. Dadurch, dass wir nur so wenige Dinge besitzen, kostet ein Umzug uns fast nichts. Möbelwagen und Kosten für die Helfer fallen weg!“ Und tatsächlich: Das Fernsehteam begleitet die zwei bei ihrem letzten Umzug. Marcus mietet ein Auto für eine Stunde und in kürzester Zeit befindet sich ihr komplettes Hab und Gut in der neuen Bleibe. Manche empfinden das neue Heim vielleicht als kahl und ungemütlich auf Grund der fehlenden Deko, aber „solange wir in unserer aktuellen Unterkunft einige Möbel zur Verfügung haben, eine Küchenzeile und Bad sind wir zufrieden“, so Felicia.
Marcus und seine Freundin sind längst nicht die einzigen, die der Konsumgesellschaft trotzen. Denn viele Ratgeber, weltweit mit guten Verkaufszahlen, motivieren Menschen zum bewussteren Konsumieren. Auch auf Plattformen wie YouTube filmen sich Menschen bei der täglichen Herausforderung, sich jeden Tag von einer Sache mehr zu trennen. Eine Massenbewegung wird dadurch wahrscheinlich nicht ausgelöst, dazu sind die gesellschaftlichen Wurzeln des Konsum zu fest verankert. Trotzdem gibt es einiges, was jeder selbst im Alltag realisieren kann, um ein kleines bisschen freier und gleichzeitig minimalistischer zu werden.
Selbst minimalistisch leben? – Tipps und Tricks
Wer sich nun dazu entscheidet, der minimalistischen Idee nachzukommen, muss sich natürlich nicht auf 100 Dinge beschränken. Diese drei Einsteiger-Tipps reichen schon, um sich ganz leicht von Überflüssigem zu verabschieden.
1. Eigentlich kennt es jeder: Es gibt bestimmte Sachen, die man beim Aufräumen oder etwa bei einem Umzug wiederfindet und sich im ersten Moment darüber freut. Doch wenn man ehrlich ist, hat man diesen Gegenstand in der ganzen Zeit nicht so richtig vermisst. Das passiert ganz einfach, wenn man so viel besitzt, dass man den Überblick verliert. Für den Selbstversuch reicht es, einige leicht verzichtbare Dinge aus dem Blickfeld zu schaffen (in den Keller oder auf den Dachboden) und dann abzuwarten, wann man sie vermisst. Denn meist gilt: Aus dem Auge aus dem Sinn.
2. Wer sich schon etwas mehr traut, kann auf das bereits vorgestellte Internet-Experiment aufspringen. Am ersten Tag eine Sache weggeben, am zweiten zwei und so weiter… Aufhören kann man schließlich immer noch.
3. Dieser Tipp ist eigentlich ganz simpel und doch scheint es uns schwer zu fallen: Gezielter nachdenken bevor wir etwas kaufen (Für die Mädels: Wie viele weiße Blusen und farbige T-Shirts habe ich eigentlich schon im Schrank hängen?). Auch wenn man beim Einkaufsbummel manchmal gerne alles, was gefällt, mitnehmen würde – dieser Tipp hat mir selbst sehr geholfen, indem ich mir immer die Frage stelle, ob ich etwas Derartiges bereits besitze.
Ein kleines bisschen Einfachheit ins Leben zu bringen, ist also gar nicht so schwer und für jeden machbar. Beim Minimalismus geht es schließlich nicht um puren Verzicht, sondern darum, sein Konsumverhalten zu überdenken. Und solange sich so auch noch etwas Geld sparen lässt, ist es doch gar keine schlechte Idee. Oder?
Katja
Wer sich tatsächlich genau überlegt, was man braucht und was nicht, kann am Ende auch einiges an Geld einsparen. Man muss sich mit diesem Thema einfach ein wenig mehr auseinander setzen und festzustellen, dass es sich tatsächlich positiv auf das ganze Leben auswirken kann.