Jakarta bildet wie ein Mikrokosmos die Gegensätze des Landes ab. Hier steht die größte Kathedrale direkt neben der größten Moschee; auf einem von holländischer Kolonialarchitektur geprägten Marktplatz werden buddhistische Puppenspiele aufgeführt; in der Karte im Restaurants stehen Poffertjes und Peking Ente neben balinesischen Spezialitäten, und gegenüber den glitzernden Luxus-Shoppingmalls liegt der vermüllte Fluss und die Slums.

Fortbewegung auf indonesisch
Direkt nach meiner ersten Fahrt mit einem kleinen rostigen, aber irgendwie liebenswerten Tuktuk (hier Bajaj genannt), nahm mein indonesischer Bekannter Chris mich mit auf eine Tour durch die Stadt. Lily, die Indonesierin bei der ich wohnte, musste wieder zurück ins Büro, da die Angestellten in Indonesien höchstens zwölf Tage Urlaub im Jahr nehmen dürfen. Was ich nicht wusste: wir würden Motorradfahren. Für mich wäre eine Motorradfahrt schon auf deutschen Straßen aufregend gewesen. Auch wenn ich nur hinten auf dem Soziussitz mitfuhr – in Jakarta hätte ich das Motorrad wirklich nicht auf die Liste der sichersten Fortbewegungsmittel gesetzt. Chris grinste nur, als er mein Gesicht sah, und sagte – so als wäre noch nicht mal das selbstverständlich – “Ich habe dir sogar einen Helm mitgebracht.”
Abgesehen von den Abgasen, die einem ins Gesicht wehten, machte die Fahrt am Ende sogar mir Spaß. Ich musste zugeben, dass die Motorräder zumindest auf der Liste der schnellsten Fortbewegungsmittel in Jakarta den ersten Platz einnehmen, denn die Fahrer schlängeln sich einfach durch die allgegenwärtigen Staus. Sie haben auch keine Hemmungen, dazu mal einen Umweg über den Bürgersteig oder die andere Fahrbahn zu nehmen.
Jakarta: Schmelztiegel der Gegensätze
An diesem Tag sah ich zum ersten Mal eine Moschee von innen. Während Chris dort in kurzer Jeans und T-Shirt herumlaufen durfte, musste ich ein dünnes Gewand anziehen, das wirklich alles verdeckte. Ich fühlte mich wie in einem oben zugeschnürten, knöchellangen Bademantel. In dieser größten Moschee Jakartas erstreckten sich riesige Gebetsräume über mehrere Etagen mit einer imposanten goldenen Kuppel ganz oben.
Danach kurvten wir weiter durch den engen Verkehr: Im alten Hafen sprangen Kinder von den großen, landestypischen hölzernen Fischerbooten in das trübe Wasser. In der Innenstadt drängte sich der Präsidentenpalast auf, der Ähnlichkeiten mit dem weißen Haus hat. Im Büroviertel standen riesige Wolkenkratzer im Kontrast zu den geduckten Straßenmärkten am Boden.
In der Altstadt fühlte ich mich ein bisschen wie in Holland. Die Gebäude wie das Rathaus oder die alte Bank hätten genauso gut in einer niederländischen Stadt stehen können, denn Indonesien war über dreihundert Jahre eine Kolonie unseres Nachbarlandes.
Der Tag endete an einem riesigen Obelisken, der an die Unabhängigkeit Indonesiens erinnern sollte. Das Geld für die vergoldete Spitze des Monumentes und für ein luxuriöses Diplomatenhotel in der Nähe hatte die UN Indonesien vor ungefähr sechzig Jahren geliehen. Das Land ist laut meiner Freundin Lily immer noch dabei, diese Kredite abzubezahlen.
Erdbebensichere Tempel und Sultanpaläste mit Kuckucksuhren
Auf der gleichen großen Insel wie Jakarta liegt auch die Millionenstadt Yogjakarta. Sie beherbergt zwei UNESCO-Weltkulturerbstätten: den größten buddhistischen Tempel der Welt und eine antike hinduistische Tempelanlage. Ersterer war erdbebensicheren gebaut. Warum das nötig war, zeigten die wüsten Überreste und die von Archäologen wieder zusammengepuzzelten Teile des anderen Tempels. Detaillierte Steinschnitzereien in beiden Kultstätten gaben Einblicke in die heiligen Geschichten dieser Weltreligionen. Vom Dach des pyramidischen, buddhistischen Tempels konnten wir in der weiten, grünen Landschaft einen Berg erkennen, der wie ein schlafender, dicker Buddha dalag. Am hinduistischen Tempel überrumpelte mich eine indonesische Schulklasse, die unbedingt ein Foto mit mir machen woltlen.
Mittags bewunderten wir den Palast des muslimischen Sultans, der noch immer Gouverneur der Region ist. Berühmtheiten aus aller Welt waren bereits bei ihm zu Gast, darunter etwa Prinzessin Diana . Der Raum, in dem die Gastgeschenke ausgestellt sind, ist ein Zwischending aus Schatzkammer und internationalem Trödelmarkt. Aus Deutschland entdeckte ich Meisner Porzellan und eine Kuckucksuhr geschenkt vom Altkanzler Helmut Kohl.
Selamat tinggal – Auf Wiedersehen
Nach insgesamt zwei Wochen in diesem vielseitigen Land, hieß es Abschied nehmen von Indonesien und den Indonesiern. Ich habe das Land, seine Gewohnheiten und die Freundlichkeit der Menschen schätzen gelernt und es gibt noch so viel zu entdecken, dass ich gerne einmal wiederkommen möchte.
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