Ich stehe am Strand von Bensersiel in Ostfriesland und blicke hinaus auf´s Meer – naja, jedenfalls dorthin, wo das Meer eigentlich sein sollte. Es ist gerade Ebbe: Die Zeit, in der das Watt frei liegt und es möglich ist, auf dem schlammig-klebrigen Untergrund hinaus „ins“ Meer zu wandern. Etwa sechs Stunden später wird diese Stelle nicht mehr zu sehen sein, denn so lange dauert es, bis das Wasser vollständig zurückgekehrt ist. Bis dahin ziehen hunderte Wattwanderer hinaus, um Wattwürmer und Krabben zu entdecken, Muscheln zu sammeln oder sich einfach nur um die Gesundheit ihrer Füße zu kümmern. Das Gebiet, welches ständig überflutet und wieder freigelegt wird, ist das eigentliche Watt. Zum Wattenmeer gehören allerdings auch die umliegenden Inseln, Dünen, Halligen oder Sandbänke. Möwen ziehen am Himmel ihre Kreise, Robben tummeln sich auf den Sandbänken und Plankton wurde von der letzten Flut zurückgelassen – die Vielfältigkeit und Komplexität dieses Ökosystems ist es, was dieses Gebiet so einzigartig und schützenswert macht.
Das Wattenmeer als Weltnaturerbe
Am 26. Juni 2009 wurde das Wattenmeer von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt. Damit reiht es sich in eine Liste von berühmten Naturereignissen wie dem „Great Barrier Reef“ oder dem „Grand Canyon“ ein. Etwa 10.000 Arten von extrem anpassungsfähigen Lebewesen haben sich hier an der deutschen Küste angesiedelt und trotzen den wechselnden Bedingungen durch Ebbe und Flut sowie dem rauen Klima. Zudem dient das Wattenmeer als Rastplatz für zehn bis 12 Millionen Zugvögel pro Jahr, die die lange Reise in ihr Winterquartier und zurück sonst nicht überstehen würden.
Um dieses einzigartige Gebiet mit einer Größe von über 9.600 km² zu schützen, wurden Richtlinien und Gesetze erlassen, die den Menschen davon abhalten sollen, negativen Einfluss auszuüben. Das Bauen von Windparks in dem geschützten Gebiet ist demnach ebenso untersagt, wie Sprengungen oder Bohrungen durchzuführen, oder in der Wildnis zu campen. Wer ein paar Tage Ruhe möchte und etwas für seine Gesundheit tun will, für den ist die Nordsee der perfekte Urlaubsort. Ausgedehnte Radtouren, Besuche der Inseln wie Norderney oder Wangerooge, Seehund-Expeditionen oder Salzwasserbäder – geboten wird vieles. Damit dies aber auch noch in einigen Jahrzehnten möglich ist, muss der Mensch alles dafür tun, um die Nordsee, das Wattenmeer und seine Bewohner zu schützen und zu erhalten.
Wie wir versuchen können, das Meer besser zu schützen, könnt ihr auch bei unseren verwandten Artikeln nochmal nachlesen.
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