Wenn X Jones mit seinem Chor auftritt, tut er dies mit einer Lebensfreude, die dem gesamten Publikum ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Diese Freude an der Musik scheint nicht nur anzustecken, sondern sich auch auf die Zuhörer zu übertragen. Schließlich wird zwischen den Bänken kräftig mitgeklatscht und gesungen. Klassische Gospellieder wie beispielsweise „Amen“ ertönen im Kirchenraum.
Nur eines zählt: Die Freude an der Musik
An diesem Wochenende findet anlässlich des zehnjährigen Chorjubiläums des Joy Gospel Chores ein Gospelworkshop statt. Die Kirche ist gefüllt, wie es sonst nur an Weihnachten der Fall ist. Über 100 Männer und Frauen verschiedenster Altersgruppen haben sich zum gemeinsamen Singen zusammengefunden, denn eines verbindet sie alle: Die Freude an der Musik. Dieser Grundsatz entspricht auch dem Konzept des amerikanischen Chorleiters X Jones. „Musik ist nicht nur mein Leben, sondern meine Leidenschaft. Es nicht nur mein Beruf, sondern meine Berufung, und ich möchte immer so viel verteilen, wie ich kriegen kann“, erzählt er.
Einfache Gospels werden am ersten Abend zum Einstieg eingeübt. Der erste Ton klingt noch ziemlich schrägt, doch es dauert nicht lange, bis die große Menschenmenge nach einem tollen Chor klingt. Zwischen den Liedern erzählt X Jones Anekdoten von seiner Heimat, seiner Familie und seinen Chor-Erlebnissen. Zu dem Song „One Step“ erzählt der Chorleiter von seinem Einstieg in die Musik „Ich stamme aus keiner sehr musikalischen Familie. Meine Tante ist die Einzige, die musikalisch begabt ist und dieses Gen habe ich scheinbar geerbt. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mit ihr abends gebetet habe. Schließlich habe ich den ersten Schritt gemacht – und Gott hat den Rest getan.“
Erinnerungen an Amerika
Am Sonntagvormittag findet der erste Auftritt des Workshop-Chores innerhalb des Gottesdienstes statt. „Oh, how I love Jesus“, stimmt der Chor den Gottesdienst ein. X Jones erinnert sich: „Dieses Lied haben wir in Amerika in der Bibel-Schule gelernt.“ Dabei blickt er strahlend die jüngste Teilnehmerin des Workshops an: „Und ich bin so stolz auf Dich, dass Du dieses Solo singst.“ Dazu muss man sagen: Das Mädchen ist gerade einmal zehn Jahre alt. So klein sie auch zwischen den vielen Erwachsenen ist, sobald sie anfängt zu singen, wirkt sie gleich einen Meter größer als sie eigentlich ist.
Höhepunkt des Workshops bildet das gemeinsame Abschlusskonzert. Während die Gäste die Kirche betreten, herrscht im Gemeinderaum schon große Aufregung. Auch die letzten Sänger ziehen ihre festliche schwarze Kleidung an, die Songtexte werden noch einmal durchgegangen – und dann geht es auch schon los. Zügig stellt sich der Chor vor der Tür auf. Langsam beginnt die Band zu spielen, die Tür geht auf, jetzt wird es ernst! Die Kirche wird mit bunten Scheinwerfern beleuchtet. Heute gleicht sie so einer Konzerthalle. Das Publikum applaudiert bereits.
Zehn unvergessliche Jahre Chorgeschichte
Zu X Jones´ Konzept zählt vor allem auch seine Liedwahl: Ihm ist es nämlich wichtig, seinen Sängern nicht die traditionellen Gospellieder beizubringen, die aus den Sister-Act-Filmen bekannt sind. Stattdessen bringt er die Lieder aus seiner Heimat mit, die in den amerikanischen Kirchen täglich erklingen, hier in Deutschland jedoch eher unbekannt sind – und dieses Konzept scheint sich zu bewähren. Jedes Mal aufs Neue begeistert er mit seinen Chören das Publikum damit. Doch wer glaubt, eines dieser Konzerte lediglich zum Zuhören besuchen zu können, der liegt falsch! Der Chorleiter ermutigt das Publikum nicht nur zum Mitklatschen, sondern auch zum Mitsingen – und gerade dies macht die Stimmung so einzigartig. Nun steht X Jones vor seinem Workshop-Chor und zwar ganz genauso, wie es auch vor zehn Jahren der Fall war, als er zum ersten Mal einen Gospelworkshop in Deutschland geleitet hat. Anfangs dachte er, dieses Chorprojekt würde lediglich einige Monate andauern, doch inzwischen kann er bereits auf zehn wunderschöne Jahre Chor-Zeit zurückblicken.
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