Mit der Zeit sprossen die Pickel unkontrolliert im Gesicht von Luisa. Im folgenden Gespräch erzählt sie von ihrer Wut, Frustration und Hilflosigkeit. Ob es aus dieser Verzweiflung einen Ausweg gab, darüber spricht sie mit Frieda.
Der Artikel gibt Anregungen zum Thema weiter. Wenn du selbst betroffen bist, ersetzt der Artikel keinen Arztbesuch und bei Umsetzung der hier genannten Tipps tust du das auf eigene Verantwortung.
Liebe Luisa, wann war der Zeitpunkt, an dem du die ersten Hautunreinheiten bemerkt hast?
Das war ein recht gewöhnlicher Zeitpunkt Anfang der Pubertät. Natürlich hatten meinen Klassenkameradinnen auch Pickel und ich machte mir weiterhin keine größeren Sorgen.
Wie ging es dann weiter?
Das Ende der Pubertät kam und meine Freundinnen hatten wieder Gesichter ohne größere Pickel. Bei mir war das ganz anders. Mittlerweile war mein Abitur vorbei und mein Gesicht sah wie ein Streuselkuchen aus mit großen Eiterpickeln. Ich verstand die Welt nicht mehr!
Wie bist du damit umgegangen?
Natürlich suchte ich Hautärzte auf, aber wirklich weitergeholfen hat mir das nicht. Ich sollte eine Pille gegen meine Akne einnehmen. Das wollte ich aber nicht. So probierte ich zahllose Kosmetikprodukte aus, von billig bis sehr teuer. Aber auch das half mir nicht maßgeblich. Ich suchte Rat bei anderen Betroffenen und versuchte, deren Tipps umzusetzen. Weiterhin konsultierte ich eine Kosmetikerin, die mich mit einem Kamillenteedampf und einer Pickelentfernung behandelte. So saß ich auch zu Hause immer wieder unter einem Kamillendampf. Aber in Summe kam es mir wie ein sinnloses Bemühen ohne Erfolg vor. Ich war wirklich am Ende meiner Kräfte und völlig verzweifelt.
Das heißt, du hast alles Mögliche ausprobiert, aber sahst keine Veränderung?
Ja, genau. Das Schlimmste waren die mitleidenden Blicke aus meinem Umfeld. „Was ist denn mir dir passiert? Das sieht aber schlimm aus! Kann man da gar nichts machen?“ Ich konnte mein Gesicht nicht verbergen, auch wenn ich das zeitweise mit Puder und Make-up versuchte. Ich hatte die Kommentare so satt und zog mich immer mehr zurück in eine soziale Isolation. Bis dahin hatte ich die heftige Akne nie mit hormonellen Problemen oder psychischen Leiden in Verbindung gebracht. Ich nahm auch bereits seit einiger Zeit Antidepressiva ein. Schließlich gelangte ich zu einer kompetenten Frauenärztin, die mich über diese medikamentösen Verbindungen aufklärte und mir auch die Auswirkung von Stress auf meine Haut erklärte.
War das ein erster Lichtblick?
Über die Medikamente konnte ich zu einem späteren Zeitpunkt mit einem Psychiater sprechen und wir fanden eine neue Lösung. Vielmehr aber rückten die Themen „Stress“, „Beziehungen“, „Scham“, „Hormone“ und „Selbstannahme“ in den Vordergrund. Ich erkannte, dass ich von meinem Umfeld Akzeptanz erwartete, mich aber selbst in diesem Zustand nicht annehmen konnte. Es machte mir Angst, einen Makel an mir zu erkennen, weil ich mir dann noch wertloser vorkam. Außerdem wollte ich immer geliebt werden und dazu gehören. Durch die Akne erlebte ich es öfters, aus einer Gruppe ausgeschlossen zu werden. Das Ekelgefühl gegenüber Pickeln ist oft sehr hoch. Das erklärt vielleicht den Vorwurf, zu wenig Hygiene zu betreiben.
Konntest du dir sonst noch helfen?
Ich beschäftigte mich mit dem Zusammenhang von Hauptproblemen, Ernährung und Darm. Ich ging in die Bibliothek, las Artikel im Internet und schaute mir Sendungen, wie zum Beispiel die Ernährungsdocs, an. Weiterhin ging ich einmal wöchentlich zu einer ambulanten Psychotherapeutin, mit der ich einige Lebensthemen verarbeitete. Außerdem vermied ich es, Pickel auszudrücken oder mit den Händen ins Gesicht zu fassen, denn das tat ich öfters unbewusst.
Wurde die Akne mit der Zeit besser?
Es kam mehr Ruhe in mein Leben hinein. Ich verstand, woher die Akne kam. Das heißt, vor mir saß kein Ungeheuer mehr, das ich unbedingt loswerden wollte. Ich nahm die Akne als Ausdruck meiner schwierigen Lebensphase wahr. Tatsächlich wurde auch mein Hautbild mit der Zeit klarer, obwohl ich keine bis nur wenig ausgewählte, natürliche Kosmetikprodukte verwendete.
Und wie ist es heute?
Der ein oder andere Pickel ist immer wieder zu sehen, vor allem auch vor oder während der Menstruation. Ich habe auch noch länger gebraucht, meine hinterbliebenen Narben von der Akne zu akzeptieren. Irgendwann stellte ich mir einen Holztisch vor, der mit jeder Einkerbung und jedem Kratzer interessanter wurde und eine Geschichte mehr zu erzählen hatte. Das brachte ich mit meinem Gesicht in Verbindung. Heute nehme ich mich als Mensch mit einigen Narben und wunden Punkten an. Ich muss nicht mehr an meinem einstigen Glaubenssatze festhalten: „Ich bin nur geliebt im makellosen Zustand.”
War das eine aufatmende Befreiung?
Sehr sogar! Ich habe das Thema „Schönheit“ aus einem anderen Blickwinkel kennengelernt. Die wahre Schönheit liegt für mich darin, mich in meiner Haut wohlzufühlen und meine Lebendigkeit nach außen auszustrahlen. Manchmal vergesse ich, wie ich aussehe – ich bin einfach da, so wie ich bin. Das ist ein herrlicher Moment.
Willst du anderen Betroffenen eine Ermutigung zukommen lassen?
Manchmal ist das Innehalten und zur Ruhe kommen wichtiger, als ständig auf der Suche nach einer Lösung zu sein. So ermutige ich dich, Zeit mit dir selbst zu verbringen und vielleicht ein paar Gedanken, die dir öfters durch den Kopf ziehen, zu notieren. Welche Ängste kommen in dir auf? Was frustriert dich am meisten? In welchem Moment hast du vergessen, wie du aussiehst? Wann hast du dich zum letzten Mal richtig wohlgefühlt?
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