Für mich stand nach dem Abitur fest, dass ich erst einmal etwas von der Welt sehen wollte, bevor es dann mit dem Ernst des Lebens so richtig losgeht. Ich entschied mich, als Au-Pair für ein Jahr nach Brisbane in Australien zu gehen. Das Wort „Au-Pair“ kommt aus dem französischen und bedeutet „auf Gegenleistung“. Gemeint ist damit, dass das Au-Pair die Betreuung der Gastkinder sowie leichte Tätigkeiten im Haushalt übernimmt und im Gegenzug von der Gastfamilie Unterkunft, Verpflegung sowie ein Taschengeld bekommt, welches sich nach den geleisteten Arbeitsstunden richtet.
Vorbereitung ist das A und O
Möchte man sich für eine solche Stelle bewerben, muss man sich zunächst die Frage stellen, ob alles auf eigene Faust oder mithilfe einer Agentur organisiert werden soll. Ich entschied mich für eine Agentur, da diese einige Vorteile sowie Sicherheit bot. So wurde nicht nur nach einer Gastfamilie für mich gesucht, sondern auch meine Krankenversicherung abgeschlossen. Während der Zeit in Australien bekam ich immer wieder E-Mails von einer Mitarbeiterin, die sich nach meinem Befinden erkundigte und mir Kontaktdaten anderer Au-Pairs zukommen ließ. Dabei ist eine Agentur natürlich die teurere Variante, da man eine Vermittlungsgebühr zahlen muss. Sollte man sich für eine Agentur entscheiden, ist es ratsam, die verschiedenen Angebote zu vergleichen und Kontakt zu ehemaligen Au-Pairs aufzunehmen. Organisiert man den Aufenthalt selbst (es gibt verschiedene Internetseiten, um Gastfamilien zu finden) zahlt man letztendlich weniger, hat dafür aber ein größeres Risiko, falls während des Aufenthalts zum Beispiel das Verhältnis zur Gastfamilie nicht stimmen sollte.
Zwischen Familienplanung und Urlaub
Die Betreuung der Kinder ist, wie bereits erwähnt, die Hauptaufgabe eines Au-Pairs. Darunter fallen Aufgaben wie die Kinder zu baden, sie zu Freizeitaktivitäten zu fahren oder ihr Essen zu kochen. Man ist also nicht mehr nur für seinen eigenen Tagesablauf verantwortlich, sondern plant das Leben der Kinder mit. Nebenbei sollen allerdings auch kleinere Aufgaben im Haushalt übernommen werden wie etwa die Kinderzimmer aufräumen, staubsaugen oder die Wäsche der Kinder zu waschen. Was genau erledigt werden muss, wird vorher zwischen der Gastfamilie und dem Au-Pair vereinbart.
Je nachdem wie lange man sich bei einer Gastfamilie aufhält, bekommt man eine gewisse Anzahl an Urlaubswochen zugesprochen. Die Wochenenden sind in der Regel sowieso frei und somit hat man genug Zeit, um sich das jeweilige Gastland anzusehen. In dem einen Jahr standen mir vier Urlaubswochen zu, durch meine äußerst großzügigen Gasteltern wurden aber einige mehr daraus und somit konnte ich Australien bereisen. Da für meine Unterkunft und Verpflegung gesorgt war, konnte ich so das verdiente Geld in den Urlaub stecken und sowohl kleinere Wochenendausflüge als auch größere Reisen über ein oder zwei Wochen unternehmen. Das Gastland kennen zu lernen ist neben dem Ausbauen der sprachlichen Fähigkeiten sowie der Integration in eine völlig fremde Familie, Kultur und Gesellschaft ein zentraler und wichtiger Aspekt für Au-Pairs.
Negative Erlebnisse sind nicht ausgeschlossen
Natürlich kann der Job als Au-Pair trotz aller Vorbereitung auch Risiken oder schlechte Erfahrungen mit sich bringen. Nicht selten hört man von Gastfamilien, die ihre Kindermädchen eher als billige Putzkraft und Haushaltshilfe betrachten. Ein Gefühl von Familienzugehörigkeit kommt da natürlich nicht auf. In solchen Situationen heißt es: Cool bleiben und entweder die Gasteltern direkt drauf ansprechen oder die Agentur kontaktieren. Auch Heimweh ist ein Problem, über das sich viele zukünftige Au-Pairs wohl Gedanken machen. Natürlich ist es in den ersten Wochen schwer, tausende Kilometer von der eigenen Familie und den Freunden entfernt zu wohnen. Die meisten Gastfamilien haben dafür aber vollstes Verständnis und versuchen, einen mit Aktivitäten so gut es geht abzulenken. Wer genug zu tun hat und erlebt, hat nämlich auch keine Zeit dafür, zu oft an zu Hause zu denken. In der Regel vergeht das Heimweh dann auch nach einigen Tagen oder Wochen, was sich natürlich nicht verallgemeinern lässt, denn jeder geht mit der Situation anders um. Mir hat es ungemein geholfen, dass ich bereits nach kurzer Zeit andere Au-Pairs kennen lernte, mit denen ich meine Freizeit verbringen konnte.
Aber egal ob positive oder negative Erlebnisse – eine Bereicherung sind sie alle. Man wächst an den Aufgaben und Situationen, die man fernab der gewohnten Umgebung durchlebt. Eins ist sicher: Jeder, der eine solche Chance bekommt, sollte sie ergreifen um sich nicht Jahre später darüber zu ärgern, sie nicht genutzt zu haben. Vergessen wird man ein solches Erlebnis jedenfalls nie.
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