Eine Schwangerschaft kann manchmal ganz verfrüht und ungeplant mit einem Kaiserschnitt enden. Auch wenn unsere Autorin Michaela eigentlich mit einer normalen Geburt gerechnet hatte, ist sie nun überglücklich ihr kleines Wunder in den Armen halten zu können. Welche Gefühle sie gegenüber ihrem Neugeborenen empfindet, fasst sie in einem Poetry zusammen.
ein Poetry
Zwei Finger breit – das ist der Bereich an meinem Bauch, den ich nicht mehr spür`
vielleicht nie mehr verlier`, dieses pelzige Gefühl,
aber wenn ich’s mir recht überlege doch gar nicht zu viel.
Nein, im Gegenteil, das war’s mir wert, für DICH, ich wusste: Jetzt geht’s mal nicht um mich,
um mein Wohlbefinden, hier geht’s um Leben oder Tod –
und doch durfte ich erleben: Es war alles halb so schlimm.
Die Alternative nicht auszudenken – dich zu verlier’n, welch eine Qual,
nein, das wär` keine Option, es gab keine Wahl.
„Das Kind muss raus und zwar schnell“, ich konnte nur noch vertrau´n,
beten, weinen und nach vorne schau`n.
Tschüss, du liebe Schwangerschaft, ich war so stolz auf meinen Bauch –
was brachte mir jetzt alle Vorbereitung auf eine natürliche Geburt,
ich hab’s vorerst nicht gebraucht.
Du warst unterversorgt, und nein, ich hab` nicht geraucht,
es ging alles Knall auf Fall, klar kommt da das Herz nicht gleich mit,
doch ich weiß, es gibt ein Morgen und immer wieder einen nächsten kleinen Schritt.
GOTT sei DANK gibt es Ärzte, GOTT sei DANK so manche Technik,
denn ohne CTG und Ultraschall wär´ hier jetzt Schluss,
ich hatte weder geahnt noch gespürt, dass es dir schlecht geht mein Kind
und es jetzt schnell gehen muss…
Ich halt` dich ganz fest und krieg `ne Gänsehaut, wenn ich dran denk,
was gewesen wäre, wenn…
Raus aus dem Bauch, hallo Welt, hier bin ich!
Ein klitzekleines Wesen, doch deswegen sicherlich nicht ohne Bedeutung;
nein, auch knapp zwei Kilo sind eine ganze Persönlichkeit
und ich kann dir erzählen, es wären viele bereit,
zu zeigen, was in ihnen steckt.
Wenn auch noch viel kleiner und zerbrechlicher bei der Geburt,
doch es geschafft haben ins Leben: kleine Kämpfer in der Not.
Zwei Finger breit – Bikinifigur vergessen, wen kümmert das schon?
Ich schau dich staunend an und frag´ mich,
wie man das Ungeborene als „nicht lebenswert“ sehen kann.
Oder messen an Zentimetern: Kopfumfang, Größe und Gewicht –
als frischgebackene Mama zählen solche Parameter nicht,
um zu entscheiden: Du bist mein Kind und ich liebe dich.
An dir ist alles dran, du brauchst nur noch etwas Zeit,
dich zu entwickeln, dich zu entfalten und dann ist es so weit.
Zeig´ der Welt da draußen, wer du bist und was du kannst,
DU bist einzigartig, nicht austauschbar,
wir hatten `ne Heidenangst, dich zu verlier`n.
Auch wenn ich manchmal denk`: Wieso hab ich’s nicht geschafft,
dich zu tragen unter meinem Herzen bis zum errechneten Termin,
dich zu versorgen mit dem, was du brauchst und dass es dir gut geht da drin?
Ich weiß diese Komplexe bringen mich nicht weiter – ich kann ja auch nichts dafür,
ich bin Gott einfach so dankbar und ich sag`s dir,
immer wieder, unermüdlich, dass ich dich liebe, mein Kind!
Ich spür deinen Atem, deinen Herzschlag und ich weiß doch, wir sind
deswegen nicht weniger Kämpfer, weniger wert – nur weil wir Hilfe brauchten, diese Sicht wäre verzerrt.
Du konntest nicht schreien: „Mama, ich verhungere!“ – wie hätt` ich`s gemerkt?
Zwei Finger breit – die Wunde schmerzt noch und erinnert mich dran,
das alles war kein Zufall – du bist ein wahres Geschenk!
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