Die Semesterferien sind ein sehr beliebter Zeitraum, um die Welt zu bereisen. In diesen zwei bis drei Monaten bietet sich die Gelegenheit, die studentische Heimat zu verlassen und ein bisschen in der Welt herumzukommen, Sprachkenntnisse zu vertiefen, zu arbeiten oder anderen zu helfen. Das solltest Du schon jetzt dabei beachten!
Wege ins Ausland gibt es viele. Bei Studenten wird es immer beliebter, ein oder zwei Semester an einer Partnerhochschule im Ausland zu verbringen, und dort Vorlesungen und Seminare zu besuchen und dabei noch die Landessprache zu vertiefen oder gar neu zu lernen, doch auch für einen kürzeren Zeitraum bietet sich der Aufenthalt im Ausland an.
Die Vorbereitung ist das A und O!
Einige Zeit im Ausland zu verbringen kann eine sehr schöne Erfahrungen und Bereicherung sein, allerdings solltest Du im Vorfeld einige Dinge beachten, um Deinen Aufenthalt möglichst stressfrei zu gestalten. Einen Aufenthalt im Ausland vorzubereiten fordert einiges an Organisation im Vorfeld, mit der Du möglichst frühzeitig beginnen solltest. Eine grobe Idee, was Du machen willst und wohin es gehen soll, sollte ungefähr ein Jahr im Voraus feststehen, um möglichst viel Zeit zu haben, Deinen Aufenthalt in Ruhe und gründlich zu planen.
Flüge, Visa-Angelegenheiten, Impfungen und Versicherungen – die Liste mit Dingen, um die man sich kümmern muss, bevor man sich in den Flieger in ein fremdes Land setzt, ist unfassbar lang. Gerade wenn vieles davon Neuland für Dich ist, solltest Du Dir dabei ein wenig Unterstützung suchen. Für viele Möglichkeiten, einige Zeit im Ausland zu verbringen, gibt es Organisationen, die sehr hilfreich sein können. Für eine solche Organisation muss man selbstverständlich etwas Geld in die Hand nehmen, doch man bekommt Hilfe und Unterstützung bei der Vorbereitung, genaue Informationen, was noch zu erledigen ist und oft übernimmt die Organisation auch die Vermittlung von Arbeits- oder Praktika-Plätzen oder hilft bei der Wohnungssuche.
Um Deinen Aufenthalt möglichst günstig zu halten, ist es ebenfalls ratsam, sich frühzeitig um alles zu kümmern. Flüge sind meistens zehn bis zwölf Monate vor Abflug am günstigsten. Auch empfiehlt es sich, sich möglichst früh mit einem Arzt in Verbindung zu setzen, wenn noch Impfungen vorgenommen werden müssen. Spätestens sechs Monate vor Abflug sollte Dein Visumsantrag ebenfalls bei der jeweiligen Botschaft vorliegen, falls Du ein Visum benötigst.
Informiere Dich auch über Stipendien – für Kurzaufenthalte im Ausland gibt es davon eine Vielzahl. Frag beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und bei anderen Stiftungen nach. Vielleicht bekommst Du für die Zeit auch AuslandsBAföG oder einen anderen Zuschuss, frage diesbezüglich auch beim BAföG-Amt Deiner Uni nach.
Versuche auch zunächst über deine Universität ins Ausland zu kommen. Jede Universität hat Partnerhochschulen, Kooperationsverträge und andere Verbindungen. Wenn Du über deine Universität wegfährst, hast Du meistens direkt einen Ansprechpartner, weniger Organisationsaufwand, andere Studenten, die Dir Tipps geben können und in vielen Fällen auch weniger Kosten und viele weitere Vorteile.
Und zu guter Letzt gilt: Scheu Dich nicht vor den Kosten! – Alle Möglichkeiten, in den Semesterferien ins Ausland zu kommen, sind meistens mit hohen Kosten verbunden. Flüge, Unterkunft, Lebenshaltungskosten und die Kosten in Deutschland, die weiterlaufen. Es ist alles auf den ersten Blick sehr, sehr teuer, doch es lohnt sich. Wer auf sich allein gestellt im Ausland war und dort gearbeitet hat, kommt mit vielen neuen Erfahrungen, Kontakten und auch mit deutlich mehr Lebenserfahrung wieder nach Deutschland. Und es muss nicht die Summer School in Harvard sein. Ein Kurzaufenthalt in Europa ist meistens günstiger als Amerika oder Asien.
Praktikum
Ein Praktikum im Ausland zu absolvieren ist nicht nur eine Herausforderung für einen selbst, sondern auch mit einem größeren organisatorischen Aufwand verbunden als ein Praktikum in Deutschland. Die Bewerbung erfolgt zumeist auf einer anderen Sprache, der Praktikumsort ist einem nicht vertraut und ein (Fach-)Praktikum auf einer anderen Sprache kann zudem auch eine Herausforderung darstellen. Dennoch ist ein Praktikum eine sehr gute Möglichkeit, um internationale Arbeitserfahrungen zu sammeln und sich selbst und die eigenen Fähigkeiten etwas herauszufordern.
Doch man sollte einige Punkte beachten, wenn man ein Praktikum im Ausland absolvieren möchte: Die Bewerbungen sollte man im Idealfall ein Jahr vorher an den gewünschten Praktikumsplatz absenden, bei sehr begehrten Praktika-Anlaufstellen im Ausland, wie große Unternehmen, Goethe-Institute oder Botschaften sollte man sich sogar noch etwas früher auf die Suche nach einer Praktikumsstelle machen. Einige Hochschulen haben auch Online-Portale für ihre Praktika-Stellen im Ausland oder ein International Office, bei dem Du Informationen und Angebote für ein Praktikum im Ausland bekommst.
Ebenfalls solltest Du Dir im Klaren darüber sein, dass ein Praktikum im Ausland mit vielen Kosten verbunden ist. Flüge, Visa, gesundheitliche und medizinische Vorkehrungen, Lebenshaltungskosten und vor allem die Miete im Ausland können schnell einen großen finanziellen Aufwand bedeuten. Zudem hast Du auch noch die finanziellen Kosten für Deine Wohnung im Studienort, insofern Du diese nicht zur Zwischenmiete untervermietet hast. Dort solltest Du im Vorfeld auch mit Deinem Vermieter sprechen, um Ärger zu vermeiden. Nicht alle Vermieter sind damit einverstanden, wenn Du Deine Wohnung untervermietest!
Für einige Auslandspraktika bietet der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) auch Kurzzeitstipendien an und übernimmt einen Teil der Kosten. Wenn Du die Anforderungen für ein Kurzzeitstipendium erfüllst, kannst Du Dich beim DAAD für ein solches Stipendium bewerben.
Wenn Du Dich für ein Praktikum in Europa interessierst, solltest Du Dich zuerst bei dem Erasmus-Ansprechpartner deiner Universität melden. Erasmus-Praktika werden über deine Universität vermittelt, das heißt, Du musst dich privat nicht um einen Praktikumsplatz kümmern und kannst meistens alle benötigten Unterlagen in der Heimatuniversität abgeben. Im Idealfall hat auch schon ein anderer Student ein Praktikum gemacht, wo Du es machen möchtest und kann Dir Tipps geben und Deine Fragen beantworten.
Erfahrungsberichte über Praktika-Stellen hat Dein Erasmus-Ansprechpartner Deiner Universität sicherlich auch. Und das beste: Bei einem Erasmus-Praktikum bekommst Du ein monatliches Taschengeld ausgezahlt. Die Höhe richtet sich nach dem Land, in dem Du Dein Praktikum absolvieren möchtest. In einigen Universitätsstädten in Europa kannst Du zudem bei einem Erasmus-Aufenthalt nachfragen, ob Du im Studentenwohnheim ein Zimmer bekommen kannst, was die Kosten für Miete schon einmal in einem überschaubaren Rahmen hält und Du Dich nicht von Deutschland aus um die Wohnungssuche kümmern musst.
Praktika im Ausland sind eine wunderbare Möglichkeit, um Arbeitserfahrungen im Ausland zu sammeln, eine neue Kultur und Arbeitsmentalität kennen zu lernen und Sprachkenntnisse zu vertiefen. Auch, wenn der finanzielle Aspekt, der auf einen zukommt zunächst einmal sehr erschreckend wirkt, lohnt sich ein Praktikum im Ausland auf jeden Fall und kann, mit guter Vorbereitung, eine wunderbare Bereicherung sein.
Freiwilligenarbeit
Wer einige Zeit im Ausland verbringen und dort noch etwas Gutes tun möchte, kann einige Wochen oder Monate Freiwilligenarbeit im Ausland absolvieren. Zahlreiche Organisationen bieten ganz unterschiedliche Projekte auf der ganzen Welt an, egal, ob man in Thailand unterrichten, auf Bali Meeresschildkröten retten, in Südafrika in den Townships in einer Kindertagesstätte helfen, in Guatemala wilde Tiere pflegen, in Australien die Strände säubern, in Ghana Häuser bauen oder in Florida Wildpferde trainieren möchte.
Wer sich mit verschiedenen Organisationen und Projekten auseinandersetzt, wird auf jeden Fall ein oder mehrere Projekte finden, die einem zusagen. Meistens arbeitet man vier bis fünf Tage in der Woche und hat am Wochenende Freizeit und kann ein bisschen herumreisen. Der Vorteil bei Freiwilligenarbeit ist, dass Organisationen meistens alles als Komplettpaket anbieten: die Unterkunft, den Transfer zu den Projekten, insofern man nicht direkt in den Projekten wohnt, den Transfer zum Flughafen und häufig auch die Verpflegung. Man überlässt also der Organisation die gesamte Vorbereitungen und muss sich selbst eigentlich nur um dem Flug, die medizinische Versorgung und die persönliche Vorbereitung kümmern. Auch hier gilt, sich im Idealfall mindestens ein halbes Jahr im Vorfeld zu informieren. Gerade wenn viele Impfungen anstehen, wenn man in ein afrikanisches oder asiatisches Land fahren will, sollte man noch etwas mehr Vorbereitungszeit einplanen.
Teilweise schwanken die Preise bei unterschiedlichen Organisationen und auch die angebotenen Projekte können variieren. Grundsätzlich gilt, dass jeder sich selbst dafür entscheiden muss, welche Projekte er gerne unterstützen möchte und welchen Preis er für eine gute Organisation zahlen möchte. Zu beachten ist außerdem, dass Projekte in etwas gefährlicheren Ländern teurer sind, da dort die Sicherheitsvorkehrungen viel Geld in Anspruch nehmen. So ist eine Unterkunft in der Nähe der Townships in Südafrika in einem Sicherheitskomplex mit Wachpersonal sicherlich teurer als ein Baumhaus im tiefsten Dschungel in einem Land in Mittelamerika. Doch da sollte man etwas auf sein Bauchgefühl hören und sich für das Projekt entscheiden, das einem am ehesten zusagt.
Besondere Vorsicht ist jedoch bei Projekten geboten, die mit kleineren Kindern arbeiten. Eine Arbeit in einer Kindertagesstätte oder in einer Schule sollte eine Mindestdauer von vier Wochen haben, da in einem kürzeren Zeitraum weder Du noch die Kinder Zeit haben, sich aneinander zu gewöhnen. Insbesondere gilt dies jedoch für die Arbeit in Waisenhäusern. Kinder, die im Ausland in Waisenhäusern aufwachsen müssen, haben beide Eltern verloren und sollten auf keinen Fall ständig wechselnde Bezugspersonen haben. Viele Organisationen bieten grundsätzlich keine Projekte in Waisenhäusern an, um auch keine ständig wechselnden Bezugspersonen zu haben.
Falls eine Organisation Projekte in Waisenhäusern anbietet, die wenige Wochen dauern, ist dringend davon abzuraten, dieses Projekt anzutreten, da es für die Kinder keine Bereicherung sein wird, wenn Du für ein paar Wochen da bist. Es wäre nur ein weiterer Abschied von einer Bezugsperson, der unbedingt zu vermeiden ist. Zudem wird Waisenhäusern häufig vorgeworfen, dass extra Kinder aus bestehenden Familien herausgenommen und in ein Waisenhaus gesteckt werden, um möglichst viele Volontäre anzulocken, die dort dann ihre Freiwilligenarbeit ableisten möchten und Geld dafür bezahlen. Ob dies im einem Waisenhaus so gehandhabt wird, kann man sehr schwer nachprüfen.
Wer etwas in der Welt verbessern und sich im Ausland engagieren möchte, der ist mit Freiwilligenarbeit im Ausland sicherlich gut bedient. Vergleiche verschiedene Organisationen und Projekte miteinander und lies Erfahrungsberichte über die jeweiligen Projekte. Auch wenn der Preis, den Du für diesen Auslandsaufenthalt zunächst einmal sehr hoch erscheint, erhältst Du Eindrücke, die Du als normaler Tourist niemals sehen wirst und eine freiwillige Arbeit im Ausland zu organisieren, ohne Organisation ist beinahe unmöglich und durch eine Organisation um ein Vielfaches einfacher.
Frank Seidel
Danke, dass ihr das wichtige Thema “Freiwilligenarbeit im Waisenhaus” ansprecht. Leider könnte man beim Lesen des Artikels allerdings den Eindruck gewinnen, dass es in erster Linie eine Frage der Länge der Einsatzzeit wäre, ob es sinnvoll ist in einem Waisenhaus zu arbeiten oder nicht (wegen der wechselnden Bezugspersonen etc.). Das Hauptproblem ist allerdings, dass in der Regel Waisenhäuser leider ein Geschäftsmodell sind und nicht eine Einrichtung, wo Kindern geholfen werden soll. Laut UNICEF haben 80% der Kinder in sogenannten Waisenhäusern noch mind. einen lebenden Elternteil, und das Aufwachsen in so einer Einrichtung hat auch im besten Fall negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes. Deswegen wäre es toll, wenn ihr vor jeglicher Freiwilligenarbeit im Waisenhaus abraten könntet. Mehr dazu z. B. hier http://www.rethinkorphanages.org/why/ und hier http://www.wegweiser-freiwilligenarbeit.com/freiwilligenarbeit-mit-waisen/keine-waisenhaus-projekte/.
Eine andere Art von Projekt, von der man ebenfalls grundsätzlich abraten sollte, sind Projekte, wo man Raubkatzen, meist Löwen, mit der Flasche großziehen kann. Diese Löwen landen letztendlich leider vor den Flinten von Jägern in der Gatterjagd. Mehr dazu hier: http://www.wegweiser-freiwilligenarbeit.com/wildlife/Freiwilligenarbeit-afrika-tiere/