Ein weißes Zimmer. In der Ecke ein Skelett, an der Wand verschiedenste Karten mit Verbreitungsgebieten von Krankheiten. Der Raum wirkt durch die Farbe und die Ruhe, die der sitzende Arzt ausstrahlt, beinahe steril. Ich stehe in der Tür und werde mit einem freundlichen „kommen Sie herein“ in den Raum gebeten. Kaum, dass ich an seinem Tisch Platz genommen habe, fragt er mich, stets mit einem Lächeln auf den Lippen, wohin ich denn reise und wie ich unterwegs bin.
Ich erzähle meinem Reisemediziner von meinem anstehenden Trip. Start auf rund 2.000 Meter Höhe in Quito, vorbei an Vulkanen immer entlang der Anden gen Süden. Ein kurzer Abstecher in den Regenwald, um am Amazonas die Natur in ihrer reinsten Form zu erleben, ehe es quer durch Peru zu den alten Inka-Ruinen nach Machu Picchu geht. Vor dem Rückflug nach Deutschland werde ich noch einmal knapp fünf Tage auf den Galapagos-Inseln verbringen. Innerhalb von wenigen Wochen werde ich also am Meer, in den Bergen, in Dschungellandschaften und an großen Flüssen kampieren.
Ein Wechselbad der Gefühle
Das sind nicht nur unheimlich viele Erlebnisse und Eindrücke, sondern auch einige Gefahrenquellen, die einem im ersten Moment gar nicht in den Sinn kommen. Aus einem Regal holt mein Reisearzt einen dicken Wälzer. „Ecuador und Peru also…“, er überfliegt ein paar Zeilen und informiert mich dann: „Herumstreunende und wilde Tiere übertragen dort Tollwut – sogar Fledermäuse. Vor Mückenstichen sollten Sie sich so gut wie möglich schützen. Die Insekten übertragen Malaria und Typhus. In verunreinigtem Wasser können Sie sich mit Gelbfieber infizieren“.
Weiterhin nicke ich höflich, doch in meinem Kopf fängt meine Denkmaschine das Arbeiten an. Typhus, Malaria – damit verbinde ich schmerzhafte, tödliche Krankheiten. Will ich wirklich in Länder fliegen, wo mein Leben von Erregern bedroht wird? „Aber Sie müssen sich keine Sorgen machen. Gegen die meisten Krankheiten gibt es Impfungen oder Prophylaxe.“ Gleich bin ich ein wenig ruhiger. Der Puls sinkt wieder auf das Normalniveau.
Innerlich habe ich mich gefangen und kann mich nun wieder auf die Worte meines Reisearztes konzentrieren. Gegen Typhus und Tollwut könne er mich in der Praxis impfen und gegen Malaria sollte ich mir in der Apotheke eine Packung Notfalltabletten holen. Lediglich für Gelbfieber müsse ich zu einer zentralen Stelle. Das könne er mir nicht spritzen. Zu viele Auflagen. Kurzer Schock: Muss ich für eine Impfung noch einmal durch ganz Deutschland reisen? „Das macht das Gesundheitsamt in Nürnberg“. Erleichterung.
Auf in die Apotheke
Im Gegensatz zu den standartmäßigen Impfungen besorgt bei den oben genannten der Patient und nicht der Arzt die Arzneimittel. Das heißt für mich: Auf in die Apotheke. Mein Reisemediziner erklärte mir, dass die fünf Impfstoffe insgesamt knapp 300 Euro kosten würden. Allerdings zahle ich gerne, wenn ich dafür garantiert bekomme, dass ich mich nicht anstelle im Amazonas-Regenwald auf einer Intensivstation in Ecuador wiederfinde.
„Damit der Schutz seine Wirkung vollkommen entwickeln kann, ist es sehr wichtig, dass die Termine in zeitlich genau abgestimmten Zeiträumen stattfinden“, sagt mir mein Reisearzt noch zum Abschluss der ersten Sitzung. Für mich wird klar: In den kommenden vier Wochen habe ich einen neuen stetigen Begleiter – meinen Impfpass. Ich verlasse das Zimmer, das Gebäude und mache mich auf den Heimweg. Beruhigt. Glücklich. Voller Vorfreude.
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