Am 18. Mai 2012 war es endlich so weit. Der lang ersehnte Börsengang des sozialen Netzwerks Facebook wurde Realität. Voller Euphorie schlugen massenhaft Anleger zu, kauften wie im Rausch Aktien der angesagten Online-Kommunikationsplattform. Und so erreichte der Kurs am ersten Tag einen Wert von über 45 Dollar. Zuckerbergs Plan, sein eigens gegründetes Unternehmen in der Liga der ganz großen Weltkonzerne mitspielen zu lassen, schien aufzugehen. Doch die Realität holte ihn schneller ein als ihm lieb war. Und so folgte auf die Party ein lang anhaltender Kater. Am Ende eines düsteren Sommers ging das Papier mit einem Kurs von gerade noch 17,73 Dollar aus dem Handel. Es war der 4. September, seit dem vielversprechenden Auftakt waren keine vier Monate vergangen. Der Hype war zu Ende. Zweifler und Kritiker sahen sich bestätigt.
Facebook so groß wie China
Im weiteren Verlauf jedoch konnte sich der Kurs von seinem Allzeittief erholen, und sogar allmählich zulegen. Nachdem Zuckerberg jüngst fantastische Quartalszahlen präsentierte, explodierte die Facebook-Aktie regelrecht und erreichte ein Rekordhoch von über 75 Dollar. Damit haben sich die Papiere seit dem Börsengang im Mai 2012 in etwa verdoppelt. An der Börse ist Facebook jetzt fast 200 Milliarden Dollar wert – in etwa so viel wie der IT-Konzern IBM. Da ist er also wieder, dieser Hype. Allerdings hat er diesmal nicht nur wegen des deutlich stärkeren Aktien-Kurses eine ganz andere Qualität. So ist es Facebook gelungen, schwierigen Zeiten zu trotzen und aus ihnen stärker als je zuvor herauszugehen. Mittlerweile hat das soziale Netzwerk 1,32 Milliarden Leute auf seinem Netzwerk – so viele Einwohner hat ganz China. Davon sind 829 Millionen Nutzer täglich auf der Website aktiv. Facebook wächst viel schneller als von vielen Insidern erwartet, besonders in Asien und Afrika, kommen zahlreiche neue Kunden hinzu. In den drei Monaten bis Ende Juni legte die Zahl der User um weitere rund 40 Millionen zu. Besonders bei den zunehmend an Bedeutung gewinnenden Nutzern mobiler Endgeräte ist Facebook inzwischen sehr präsent. Mittlerweile gibt es über eine Milliarde User, die mindestens einmal pro Monat von unterwegs auf Facebook zugreifen.
Facebook als Gelddruckmaschine
Ganz zur Freude der Anleger versteht es Zuckerberg immer besser diese enorme Menge an Kunden kommerziell zu nutzen. Zwar ist die Verwendung von Facebook für die User nach wie vor kostenlos. Doch die 1,5 Millionen Werbekunden investieren deutlich mehr als früher. Zudem kommen ständig neue Investoren hinzu. Besonders erfreulich entwickelten sich die Werbeeinnahmen über mobile Endgeräte, die um rund 150 Prozent zulegten. Noch vor zwei Jahren war die Smartphone-Werbung das große Problem des Konzerns, brachte nicht so viel wie erhofft ein. Inzwischen aber stammen 62 Prozent der Gesamt-Erlöse aus diesem zukunftsträchtigen Bereich. Insgesamt schnellten die Einnahmen im zweiten Quartal um 61 Prozent auf 2,91 Milliarden Dollar. Der Gewinn betrug 791 Millionen Dollar, was eine Steigerung von unfassbaren 140 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet. Gewinn und Umsatz lagen damit über den Erwartungen von Insidern, die Zuwächse legen zudem die Messlatte für Rivalen wie Google und Twitter sehr hoch.
Die Expansionsstrategie geht weiter
Um weiterhin auf der Erfolgswelle schwimmen zu können, will der kalifornische Konzern weiterhin aggressiv in neue Projekte investieren, wie Firmenchef Mark Zuckerberg bekanntgab. Erst im Februar übernahm der Internetgigant für die schwindelerregende Summe von rund 19 Milliarden Dollar den rasant wachsenden SMS-Dienst WhatsApp, nachdem er sich zuvor schon den trendigen Fotodienst Instagram einverleibte. Kurze Zeit später folgte der zwei Milliarden Dollar-Kauf des Startups Oculus VR, das mit einer neuartigen Datenbrille die Virtuelle Realität massentauglich machen will. Zuckerberg sieht die virtuelle Realität als mögliche Computerplattform der Zukunft.
Wird Facebook tatsächlich das neue Google?
Trotz der klugen Übernahmepolitik in Hinblick auf mögliche Konkurrenten, bleibt bei Facebook stets die Sorge, dass eines Tages ein neues soziales Netzwerk aus dem Nichts auftaucht, alles anders und besser macht, und somit Facebook in die Bedeutungslosigkeit stürzt. Zwar ist dieses Szenario derzeit schwer vorstellbar, aber wer hätte noch vor wenigen Jahren an ein Ende von StudiVZ oder MySpace geglaubt? Die Konkurrenz bleibt hart, die Branche schnelllebig und unberechenbar. Aktuell sieht es aber eher so aus, als könne Facebook das neue Google werden.
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