Zum 1. Juli ist die abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren in Kraft getreten und bereits jetzt zeigt sich ein regelrechter Ansturm. Die ‘Alten’ frohlocken und konstatieren, dass sie genug gearbeitet hätten und die ‘Jungen’ gehen auf die Barrikaden. Sie sehen sich im Nachteil und die Generationengerechtigkeit gefährdet. Die Zeit der Ausbildung wird immer länger, das Renteneintrittsalter sinkt – die arbeitende Generation muss dann schließlich für alle zahlen. Dem bismark’schen Rentensystem – immerhin bestehend seit 1889 – droht der schleichende Knockout durch den demographischen Wandel und die deutsche Politik. Ergebnis ist ein Interessenskonflikt. Wer aber hat den berechtigten Anspruch, die richtige Meinung?
Zweifelsohne gilt den Betagten in der Gesellschaft eine besondere Wertschätzung. Davon spricht schon die Bibel, wenn sie sagt „die Zier der Alten“ ist „ihr graues Haar“ (Spr 20,29) und den jungen Menschen unmissverständlich anweist: „Du sollst vor grauem Haar aufstehen, das Ansehen eines Greises ehren“ (Lev 19,32). Ein gottloses Volk ist hingegen jenes, „das sich dem Greis nicht zuwendet“ (Dtn 28,50). Zeigt nun als derjenige eine egoistische Undankbarkeit, wer die älteren Generationen zu längerer Arbeitszeit verpflichten will und sich gegen die Rente mit 63 ausspricht?
Es scheint das letzte Wort in der Frage noch nicht gesprochen, auch wenn politische Kräfte das Renteneintrittsalter nun gegen alle Widerstände durchgedrückt haben. Einen spürbaren Verlust an Leistungskraft muss die Gesellschaft verkraften, wenn doch sogar bis zu einem Berufsalter von 65 Jahren so gut wie kein und darüber hinaus nur ein geringer Zusammenhang zwischen Produktivität und Alter besteht. Junge Rentner könnten als Arbeitskräfte eigentlich noch gut gebraucht werden. Antworten sind dringend erforderlich, ob die Rentenversorgung in Zukunft überhaupt noch finanzierbar ist und wie sie funktionieren kann. Kritische Soziologen und Kenner der Sozialsysteme müssen hier gehört werden. Zahlreichen psychologischen Studien wird mehr Beachtung zu schenken sein, die im Ruhestand ein sinkendes Aktivitätsniveau feststellen und vor einem zu frühen Eintritt ausdrücklich warnen.
Die Rente mit 63 bedarf also noch einmal einer gründlichen objektiv-sachlichen Überprüfung. Dabei gilt als Grundsatz: Sozio-romantische Ideologie? Nein danke! Wertschätzung? Ja bitte, unbedingt!
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