Hast du dich schon einmal gefragt, warum du wiederholt in Beziehungen oder Freundschaften mit toxischen Menschen gerätst? Vielleicht glaubst du, vom Pech verfolgt zu werden oder dass es ein Zufall sein könnte. Dennoch könnte hinter diesem Verhalten viel mehr stecken, vielleicht ein Muster oder sogar eine magische Anziehung. Hier findest du 8 Gründe, die erklären, warum bestimmte Persönlichkeitstypen oft von toxischen Einflüssen angezogen werden und wie du dieses Wissen für dich nutzen kannst. Das kann dir helfen, in Zukunft diese Muster zu erkennen und dich davor zu schützen und gesündere Beziehungen aufzubauen.
Beziehungen/Personen mit toxischen Dynamiken werden im Folgenden der Einfachheit halber unter dem Begriff toxische Beziehungen/Personen zusammengefasst. Es gibt verschiedene Faktoren, die Merkmale einer toxischen Beziehung oder einer toxischen Person sein können, zum Beispiel: Manipulation, Isolation, psychische Gewalt, Schuldzuweisungen und viele weitere.
Selbst schuld?
Die Frage aller Fragen, die wir uns stellen, wenn etwas schiefläuft ist natürlich, die Frage des Selbstverschuldens. Um die Frage direkt zu beantworten: Nein. Du bist nicht selber schuld, wenn du in einer toxischen Beziehung gelandet bist oder toxische Personen in deinem Leben hast. Nicht immer können wir etwas dafür oder dagegen tun, dass solche Menschen den Weg in unser Leben finden. Angefangen damit, dass wir oftmals toxische Personen innerhalb unserer Familie haben, die wir nicht einfach ghosten können.
Dennoch gibt es viele Faktoren, die dazu führen können, dass wir für toxische Menschen oder Beziehungen geradezu prädestiniert sind und sie nur schwer vermeiden können. Auch wenn es nicht direkt unsere Schuld ist, haben wir meistens die freie Wahl, uns aus diesen Situationen und von diesen Menschen zu befreien. Wir sind uns jedoch nur selten dessen bewusst, was wir tun können oder entscheiden uns unterbewusst dagegen. Noch besser ist es natürlich, wenn wir schon im Vorfeld wissen, wie wir uns davor schützen können und den Kraftakt vermeiden können, den eine Trennung von einer toxischen Person mit sich bringen kann.
1. Grund: Unsicherheiten
Unsicherheiten sind uns allen gemein, ganz egal welchen Lebensbereich sie betreffen: wir alle haben mindestens eine Unsicherheit in Bezug auf uns selbst. Meistens wollen wir auch um jeden Preis vermeiden, dass andere diese Unsicherheiten erkennen. Viele Menschen, die toxische Beziehungen anziehen, haben tiefsitzende Unsicherheiten, die sie vielleicht ihr Leben lang begleiten. Diese Unsicherheiten können aus vergangenen Erfahrungen, einem geringen Selbstwertgefühl oder persönlichen Herausforderungen resultieren, die wir erlebt haben.
Eigentlich ist das auch nicht das große Problem, denn wir alle müssen unser Leben meistern und Herausforderungen bewältigen. Problematisch wird es erst, wenn jemand unsere Unsicherheiten ausnutzt und sich diese bewusst für seine Ziele einsetzt. Toxische Menschen haben oft einen guten Riecher für Unsicherheiten und nutzen sie gerne zu ihrem eigenen Vorteil aus. Der erste Schritt, um diese Muster zu durchbrechen, ist die bewusste Arbeit an einem gesunden Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein. Nicht immer ist es unsere Schuld, wenn wir Zweifel oder Unsicherheiten haben, aber spätestens, wenn wir erwachsen werden, sollten wir die Verantwortung übernehmen und daran arbeiten.
2. Grund: Das Helfersyndrom
Manche Menschen neigen dazu, in Beziehungen eine Helferrolle einnehmen zu wollen. Auf den ersten Blick ist es Fürsorge und Liebe, auf den zweiten Blick kann auch das Helfersyndrom aus tiefen Unsicherheiten resultieren. Die Gründe dafür können sehr vielfältig sein und können ebenfalls mit unseren vergangenen Erfahrungen zusammenhängen. Sobald toxische Personen das Helfersyndrom erkennen, fangen sie an, es zum eigenen Vorteil auszunutzen und davon zu profitieren. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Beziehung, sondern auch darauf, wie wir uns selbst wahrnehmen.
Wenn du dich von Personen angezogen fühlst, die Hilfe benötigen, und glaubst, dass deine Hilfe und Liebe diese Menschen retten können, kann es problematisch werden. Außerdem ist es ein Irrglaube, dass eine toxische Beziehung nur durch die Liebe verändert werden kann, dazu bedarf es vieler weiterer Faktoren und Schritte. Leider sind toxische Personen oft Meister in der Manipulation und wissen, dass Menschen mit Helfersyndrom fast alles tun würden, um anderen zu helfen. Das Erkennen und Loslassen dieses Musters ermöglicht es dir, Beziehungen auf Augenhöhe zu gestalten und toxischen Beziehungen die Grundlage zu nehmen.
3. Grund: Der Durst nach Anerkennung
Wir alle wollen ab und zu ein bisschen Anerkennung bekommen, das ist nur menschlich. Manchmal heißt es sogar, dass Anerkennung ein Grundbedürfnis sei, das am meisten in unserem Leben vernachlässigt wird. Aber wenn du dich stark darauf angewiesen fühlst, von anderen anerkannt zu werden, könntest du anfälliger für toxische Beziehungen sein. Grund dafür könnte das Selbstbewusstsein oder Selbstbild sein, das immer wieder nach Zustimmung von Außen verlangt, und zwar weil es innerlich fragil ist.
Toxische Menschen zeigen oft anfänglich sehr viel Aufmerksamkeit und Bewunderung, vielleicht sogar regelrechtes Lovebombing. Das alles kann betörend wirken, wenn man innerlich besonders hungrig nach Anerkennung ist. Das ist jedoch nur ein Köder einer toxischen Person, der später für Kontrolle und Manipulation instrumentalisiert werden kann und erst damit seine toxische Wirkung entfaltet. Die Arbeit an Selbstakzeptanz und der Unabhängigkeit von externer Anerkennung ist entscheidend, um weniger anfällig für diese Art von Anerkennung zu werden. Das kann man beispielsweise damit erreichen, dass man Dinge in erster Linie für sich und für andere tut, nicht für die äußere Anerkennung. Vor allem ist es aber entscheidend, an einem gesunden Selbstwertgefühl zu arbeiten.
4. Grund: Unsichere Bindungstypen und frühe Erfahrungen
Viele unserer Muster haben wir bereits seit der Kindheit etabliert und mit den Jahren ausgearbeitet, das ist uns nicht immer bewusst und kann zum Verhängnis werden.
Gerade wenn es sich um besonders prägende frühkindliche Erfahrungen mit unseren Eltern handelt, ist es nur sehr schwer zu erkennen und zu ändern. Unsere Bindungstypen, die in den ersten Lebensjahren besonders geprägt werden, dürfen auch nicht unterschätzt werden. Hat man als Kind unsichere Bindungen erfahren, die von Vernachlässigung, Unsicherheit und/oder Ablehnung geprägt waren, so trägt man dieses Muster häufig in sein späteres Leben hinein und sucht unterbewusst nach diesen „heimisch wirkenden“ Mustern in seinen Beziehungen.
Oft ziehen Menschen toxische Beziehungen an, weil sie diese Muster immer wieder wiederholen. Die Muster muss man analysieren und erkennen können, damit man ein Bewusstsein dafür schafft. Das Bewusstsein ermöglicht es dann, alte Verhaltensweisen zu durchbrechen und bewusstere Entscheidungen zu treffen. Und damit schützt es auch vor potenziellen weiteren toxischen Beziehungen.
5. Grund: Fehlende Grenzen
Grenzen werden nicht immer als positiv angesehen, vor allem wenn es um Abgrenzung zu uns wichtigen Personen oder gar Verwandten geht. Aber Fakt ist: Menschen, die Schwierigkeiten haben, klare Grenzen zu setzen, sind anfälliger für toxische Beziehungen. Das liegt vor allem daran, dass fehlende Grenzen auf ein mangelndes Selbstwertgefühl hindeuten und sich durch viele Lebensbereiche ziehen. Wer nicht den Mut hat, Grenzen zu setzen, erachtet sich selbst als nicht wertvoll genug oder hat Angst, dass ihn andere deswegen nicht mehr mögen.
Toxische Individuen testen oft Grenzen aus und versuchen, sie zu überschreiten, auch bereits in den frühen Stadien einer Bekanntschaft oder Beziehung. Es ist wichtig, starke persönliche Grenzen zu etablieren und sie konsequent zu verteidigen, um gesunde Beziehungen zu pflegen. Denn im Endeffekt sind unsere Grenzen auch das, was uns davor schützt, verletzt und hintergangen zu werden. Unsere eigenen Grenzen schützen unsere Prinzipien, die zu unserer Persönlichkeit gehören, deswegen sollten sie es immer wert sein, beachtet und geschützt zu werden.
6. Grund: Angst vor dem Alleinsein
Nicht jeder Streit oder jedes Problem muss einen Bruch in einer Beziehung bedeuten. Wir alle haben mal eine Meinungsverschiedenheit und müssen Kompromisse eingehen, die unser Zusammenleben lebendiger machen. Häufen sich jedoch die Streitereien und Ansichtsdifferenzen über einen längeren Zeitraum, sollten wir immer einen Blick darauf werfen, wie es überhaupt um diese Beziehung steht. Menschen in toxischen Beziehungen haben häufig Angst vor dem Verlassenwerden oder dem Alleinsein, weil ihr Selbstwertgefühl untergraben wurde oder sich gar nicht vollständig entwickeln konnte.
Deswegen entscheiden sie sie häufig dafür, in einer Beziehung zu bleiben, die sie zwar nicht erfüllt und möglicherweise verletzt. Anstatt eine Beziehung zu beenden, in der sie sich vielleicht erniedrigt und schlecht fühlen, finden sie sich aus Angst damit ab, weil sie fürchten, nicht liebenswert zu sein. Du siehst, es ist ein Teufelskreis, weil der toxische Partner in der Beziehung genau diese Botschaft vermittelt und damit immer weiter das schwächelnde Selbstbewusstsein untergräbt. Je tiefer die Überzeugung in jemandem ist, dass er nicht liebenswert ist, umso mehr Angst wird er davor entwickeln, eine bestehende Beziehung (so schlecht sie ihm auch tun kann) zu verlassen.
7. Grund: Mögliche Veränderungen
Manchmal ziehen wir toxische Menschen an, weil wir glauben, dass unsere Liebe oder Unterstützung sie verändern kann. Das ist oftmals ein Irrglaube, denn Menschen können sich zwar ändern, aber nur wenn sie es selbst auch wirklich wollen. Dass wir andere verändern könnten ist eine Überzeugung, die dauerhaft zu Enttäuschung und Frustration führen kann. Wir müssen akzeptieren, dass Veränderung von innen kommen muss und nicht erzwungen werden kann und dass wir nur ein Helfer dabei sein können und niemals Initiator.
Vor allem sollten wir aber Menschen so nehmen, wie sie sind und nicht darauf hoffen, dass sie sich unseretwegen ändern. Das hat zweierlei Vorteile: Du bist unabhängig davon, ob sich jemand wirklich ändert oder es nur verspricht und ersparst dir viel Enttäuschung und du veränderst einen anderen Menschen nicht so, wie es dir vielleicht passen könnte, sondern hast von Vornherein jemanden, der dich versteht und den du gar nicht erst ändern musst. Diese Erkenntnisse ermöglichen es uns, uns auf Beziehungen zu konzentrieren, die auf gegenseitigem Wachstum basieren und bei denen wir alle wir selbst sein können.
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