Viele kennen Menstruationsbeschwerden und PMS – aber kaum einer hat eine Idee, was dahintersteckt oder welchen Einfluss solche Beschwerden auf den Alltag einer Frau haben können. Mit diesem Tabu brechen wollen Felicitas Dammertz und Dominik von Papen, Gründerin und Co-Gründer von Hormonella. Mit ihrem Unternehmen wollen sie Frauen dabei unterstützen, ihre Menstruationsbeschwerden zu regulieren. Unsere Autorin Rieke hat mit ihnen gesprochen.
Liebe Felicitas, welche Menstruationsbeschwerden gibt es?
Viele Frauen leiden unter wehenartigen Unterleibskrämpfen kurz vor und während der Menstruation. Mitunter strahlen die Schmerzen sogar bis in den Rücken aus. Oft kommen weitere Symptome, wie Kopfschmerzen oder Übelkeit, hinzu. Ausgelöst werden die Schmerzen von Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur. Durch den Rückgang bestimmter Hormone, Progesteron und Östrogen, und die Zunahme von hormonähnlichen Substanzen, Prostaglandinen, verengen sich die Arterien der Gebärmutter. Es kommt zu einem Sauerstoffmangel, der dazu führt, dass die Gebärmutterschleimhaut abgebaut wird – die Menstruation mit all ihren Beschwerden setzt ein.
Und was ist PMS?
Das ist die Abkürzung für das „Prämenstruelle Syndrom“. Im Volksmund sagt man auch, es sind die Tage vor den Tagen. In dieser Phase kann es sehr vielen Frauen oft schlecht gehen. PMS kann bis zu zwei Wochen vor dem Einsetzen der Menstruation beginnen und lässt oft auch erst mit dem Beginn der Periode nach. Bisher sind die Ursachen von PMS noch nicht vollständig geklärt, die Schwankung der Geschlechtshormone (Östrogen & Progesteron) beziehungsweise ein zyklusbedingtes hormonelles Ungleichgewicht sollen aber eine zentrale Rolle spielen. Zudem gibt es unterschiedliche Faktoren, die PMS-Beschwerden verstärken können, wie zum Beispiel, Stress, ungesunde Ernährung, Nikotin oder zu wenig Bewegung.
Warum sind diese beiden Themen immer noch ein Tabu?
Schon seit der Antike wurden Mythen und Theorien rund um die Periode verbreitet. Es wurde beispielsweise oft behauptet, dass Periodenblut infektiös oder unrein sei und die Menstruation wurde sehr lange als Reinigungsprozess angesehen.
Viele dieser Mythen bestehen teilweise bis heute und die Menstruation wird oft noch als etwas Negatives betrachtet. Das kann an den Schmerzen oder Unannehmlichkeiten liegen, die leider oft mit der Menstruation einhergehen. Die menstruierende Frau wird auch oft als irrational oder emotional wahrgenommen. Das verstärkt das gesellschaftliche Tabu und Studien zeigen, dass die Menstruation weiterhin mit Scham und Ekel verbunden wird. Auch die Werbung prägt dieses Bild. In Werbeclips für Tampons oder Slips stellt blaue Flüssigkeit rotes Menstruationsblut dar – realitätsferner geht es ja wohl nicht.
Und wie kam man dieses Tabu brechen?
Zuerst einmal ist es unheimlich wichtig, zu verstehen, was in unserem Körper vorgeht: Welche Zyklusphasen gibt es? Welche Hormone spielen in diesen Phasen eine Rolle? Und was haben diese für einen Einfluss auf meinen Körper? Dieses bessere Verständnis kann dann helfen, beispielsweise Stimmungsschwankungen oder Konzentrationsprobleme dem Prämenstruellen Syndrom zuzuordnen und nicht als eine ‘persönliche Schwäche oder Versagen’ zu verbuchen. Zudem kann uns ‘Zyklus-Wissen’ dabei helfen, Symptome richtig einzuordnen – welcher Schmerz ist normal und welcher nicht und welche Symptome sollte ich lieber von einer Gynäkologin abklären lassen.
Lieber Dominik, warum soll dieses Thema auch Männer etwas angehen?
Ich sehe das etwas pragmatisch, denn bevor ich mich mit dem Thema Zyklusbeschwerden auseinandergesetzt habe, war das Thema eine kleine Blackbox für mich. Ich wusste über die grundlegenden Dinge Bescheid, aber nicht mehr als das. Dabei schlummert im „nicht vorhandenen Wissensaustausch“ ein riesiges Potenzial. Hier gibt es die Chance, tatsächlich und nachhaltig zu helfen. Das ist auch die Motivation, die ich aus meiner „männlichen Perspektive“ habe.
Welche Tipps kannst Du Männern im Umgang mit diesem Tabu geben?
Ich glaube, hier gibt es keine pauschale Antwort. Allerdings würde ich jedem Mann raten, die Scheu vor diesem Thema zu verlieren und sich zu fragen, wie gut man(n) eigentlich über das Thema Bescheid weiß. Denn oft führt Unwissenheit und auch Unsicherheit zu der Entstehung und Verbreitung des Tabus. Tauscht euch mit eurem Umfeld aus, fragt eure Freundin, Schwester oder Mutter, wie es ihr damit geht. Sich offen über das Thema Zyklus und Menstruation auszutauschen, ist, meiner Meinung nach, ein effektiver Weg, dem Tabu (besonders als Mann) entgegenzuwirken.
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