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Redet miteinander, nicht übereinander!

25. Oktober 2016 von Dunja Kuster Kommentar verfassen

Miteinander reden statt übereinander – im „Konversationskurs Deutsch“ in der „tun.Sommerschule“ in Eichstätt trafen sich Einheimische und Geflüchtete, um sich in gemütlicher Runde über die verschiedensten Themen auf Deutsch zu unterhalten. Dabei stellte sich heraus, dass es neben den Unterschieden auch viele Gemeinsamkeiten gibt.

In der tun.Sommerschule hatten die Geflüchteten nicht nur die Möglichkeit, Deutschkurse zu besuchen. Sie konnten auch andere Geflüchtete und Einheimische kennenlernen und miteinander reden - oder gemeinsam trommeln (s.o.). Quelle: tun.Starthilfe
In der tun.Sommerschule hatten die Geflüchteten nicht nur die Möglichkeit, Deutschkurse zu besuchen. Sie konnten auch andere Geflüchtete und Einheimische kennenlernen und miteinander reden – oder gemeinsam trommeln (s.o.). Quelle: tun.Starthilfe

Auch wenn es schwierig ist – will man eine neue Sprache lernen, ist es nicht nur wichtig, die Sprache zu hören, sondern sie auch selbst zu sprechen sagt Rolf*, ein Älterer, zu Beginn der Gesprächsrunde. Daraufhin erzählt einer der Geflüchteten eine Weisheit, welche in seiner Heimat erzählt wird: „Gott gab uns zwei Ohren und einen Mund, damit wir zweimal Hören, aber nur einmal sprechen“. Impulse müssen nur selten gegeben werden, die Gesprächsthemen ergeben sich von ganz alleine. Rolf erzählt von Yassin, einem Vater aus Syrien, der mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Deutschland lebt. Rolf und Yassin sind gute Freunde und schreiben sich auch E-Mails. Dabei sei Rolf aufgefallen, dass in der E-Mail Yassins Name mit einem „e“ geschrieben wird, statt mit einem „i“ – also „Yassen“. Ein Geflüchteter erklärt ihm, dass das „i“ und das „e“ beim Sprechen im Arabischen quasi „gleich“ sind. „Das kann dann aber Probleme mit den Behörden geben“, meinte Rolf. „Denn sobald da einmal die Schreibweise des Namens ‚festgelegt‘ wurde, muss man seinen Namen auch genauso in allen Formularen angeben.“

Macht und Geld

Neben solch leichten Themen wird aber auch gefragt, ob es zum Beispiel in Afghanistan eine Krankenversicherung gibt. Karim*, der aus Afghanistan kommt, antwortet: „Nein, gibt es nicht. Nur für Politiker und Menschen mit sehr viel Geld“. In Deutschland gebe es „Gott sei Dank“ eine Krankenversicherung für alle Menschen – unabhängig davon, ob sie arm oder reich sind. Generell sind sich alle in der Runde einig: „In allen Ländern haben die Mächtigen das Geld – das ist in Syrien so, das ist in Afghanistan so und das ist in Deutschland so. Da gibt es keine Unterschiede“. Meist seien es auch die Reichen, die sich „gute Häuser“ bauen lassen können, mit einer Heizung und einer Klimaanlage. Die Armen oder Menschen mit geringerem Einkommen hätten meist einfachere Häuser aus Holz und Erde. Für Kinder in Afghanistan beginnt die Schulpflicht zwar mit sieben Jahren; der Schulbesuch sei aber ebenfalls eine Frage des Geldes. In Syrien beginnt wie in Deutschland die Schulpflicht mit sechs Jahren. „Jeder, der sich nicht daran hält, muss eine hohe Strafe bezahlen“, erzählt Malik*. Entscheidend ist jedoch: Mädchen dürfen genau wie die Jungen eine Schule besuchen. Ein Verbot für Mädchen die Schule zu besuchen, gibt es nicht. Wahr ist aber auch, dass die Taliban viele Mädchenschulen aus vermeintlich „religiösen Gründen“ zerstören würden.

Arbeitsverbot für Frauen?

Genauso wenig gebe es für Frauen weder in Syrien noch in Afghanistan ein Verbot zu arbeiten. „Viele Frauen arbeiten genau wie die Männer“, erzählt Malik. Klar gebe es auch Berufe, in denen weniger Frauen arbeiten würden, das habe aber andere Gründe: Nur wenige Frauen würden als Taxi-, Bus- oder Zugfahrerin arbeiten. „Das ist eher wie eine Strafarbeit für sie“, meint Malik scherzhaft. Weniger scherzhaft ist da die Aussage Ullas*, die die Situation in Deutschland erklärt: „In Deutschland tun wir so, als hätten wir das schon lange. Tatsache ist aber, dass es bis 1977 ein Gesetz gab, nach dem eine Frau ohne die Erlaubnis ihres Mannes nicht arbeiten durfte. Das wird oft vergessen“ (Erstes Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechtes; Anm.d.Aut.). Zum Thema Gesetze wiederum meint Frank*, ebenfalls ein älterer Herr: „Wenn sich jeder daran halten würde, würden meiner Meinung nach die Zehn Gebote völlig ausreichen“. Gesetze seien in diesem Fall dann keine mehr nötig.

Statt über Gesetze wird nun über Religion gesprochen. „Vieles, was im Alten Testament steht, findet man auch im Koran wieder“, meint Rolf. Schnell wird auch über Gemeinsamkeiten gesprochen und alle sind sich einig: Alle Religionen haben eine gemeinsame Quelle und es sei völlig egal, ob man nun „Gott, Allah oder Buddha“ sagt. Eine der Teilnehmerinnen erzählt passend dazu den Teilnehmern die Ringparabel aus Lessings „Nathan der Weise“. Denn genau wie in der Ringparabel könne keiner genau sagen, welche Religion die „einzig wahre“ sei und welche „falsch“ sind.

Integrationskurse, die eigentlich Deutschkurse sind

Laut Rolf seien „Integrationskurse“ streng genommen nichts anderes als Deutschkurse; Integration fange erst viel weiter hinten an. Doch was ist Integration eigentlich und ab wann ist man wirklich in eine Gesellschaft integriert? Problematisch sei laut einer Teilnehmerin ebenfalls, dass Integration von vielen oft mit der Assimilation verwechselt werde. Integration bedeutet, jemanden in eine Gesellschaft mit einzubeziehen, ihn teilhaben zu lassen; Assimilation bedeutet einfach nur „Anpassung“. Für Ulla gibt es manche Bereiche, in denen sie sich eine Assimilation wünschen würde. Zum Beispiel, wenn es um das Tragen einer Burka geht: Denn für Ulla sei die Burka eine Demonstration der Ungleichheit zwischen Mann und Frau. „Jeder sollte jedem ins Gesicht sehen können. Wenn ich einen Menschen treffe, möchte ich ihn auch sehen können“, ergänzt Ulla. Denn nur im Gesicht sehe man, wenn jemand lächelt oder traurig ist. Die Geflüchteten in der Runde bedanken sich und sagen, es sei ihnen wichtig, dass man mit ihnen auch über diese Themen spreche.

Zum Schluss erzählt Ulla, dass alles, was fremd ist, Angst mache und dass momentan viele Menschen Angst haben. „Man muss aber miteinander sprechen, sich kennenlernen. Erst dann kann man wirklich sagen: Wer ist gut oder schlecht?“

*Namen geändert

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Nach meinem Abitur 2013 studierte ich zuerst Journalistik im Bachelor und anschließend Europastudien im Master - beides an der Katholischen Universität in Eichstätt. Während meiner Studienzeit habe ich mich in diversen Gruppen und Arbeitskreisen engagiert. Ich bin vielseitig interessiert und schnuppere auch gerne in Themenbereiche rein, die mir völlig fremd sind. Mich interessieren u.a. gesellschaftliche und kulturelle Themen und philosophische Fragen; Videospiele und Fotografie (analog wie digital).
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Kategorie: Engagement Stichworte: Engagement, Geflüchtete, interkultureller Austausch, Kennenlernen, Kommunikation, Kultur

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