“To everyone who wants to create a world where not a single person is poor.” Professor Muhammad Yunus wurde als Ehrendoktor der Philosophie der Dublin City University, meiner Austauschuni, geehrt. Den Namen hatte ich vorher natürlich schon gehört. Aber wer dieser Mann ist, habe ich begriffen, als ich seine Rede gehört habe: ein außergewöhnlicher Mensch mit Visionen für die Welt. Aber: Auch ein Nobelpreisträger wird kritisiert.
„Man kann wirklich wütend werden, wenn man sieht, wie Menschen so grausam zueinander sein können.“ Mohammad Yunus steht in der Mahony Hall, dem größten Saal der Dublin City University hinter einem kleinen Podium. Er hält eine Rede vor Studenten, Schulklassen, Ehrengästen. Die Dublin City University verleiht ihm heute die Ehrendoktorwürde in Philosphie, eine Auszeichnung, die vor ihm zum Beispiel Mutter Teresa verliehen bekommen hat. Eine große Ehre also.
Yunus ist jetzt 74 Jahre alt, und er gibt nicht auf. Er sagt, er spricht bewusst zu den Studenten und Schülern, denn irgendwann sind sie die Entscheider von morgen. Und dann liegt das Schicksal der Welt eben in ihren Händen. Indem er zu ihnen spricht, glaubt er, vielleicht etwas verändern zu können. Und so hat auch alles angefangen, seine eigene Veränderung: In einem Hörsaal.
Mohammad Yunus war Professor. Aber in seinem Hörsaal hat er sich von der Welt abgeschnitten gefühlt sagt er, von den wirklichen Problemen da draußen, in seinem Heimatland Bangladesh, in dem er 1940 geboren wird. „Man fühlt sich nutzlos. Ich wollte diese Grenze überschreiten, raus aus der Universitäts-Welt.“ Also sei er einfach losgegangen, ins Dorf und habe gefragt, was er tun könne. Er erfährt von den hohen Kreditzinsen, die eine Frau für unglaublich wenig geliehenes Geld zahlen muss und dass sie längst nicht die einzige ist. Er leiht ihr das Geld, und bekommt es zurück. Die großen Banken wollen den armen Menschen, die meist weder lesen noch schreiben können, kein Geld leihen. Sie glauben nicht, dass sie fähig dazu sind, damit zu wirtschaften und das Geld zurückzugeben. Yunus glaubt das schon.
Der Banker der Armen
1983 gründet er die Grameen Bank, was übersetzt village bank, also Dorf-Bank heißt und fängt an, Mikrokredite zu vergeben. Als Yunus an der Dublin City Univerity an die Anfänge seines Projektes, das zu einem Lebenswerk werden soll, zurückdenkt, muss er schmunzeln. „Ich stand also da, und wusste nicht, wie eine Bank arbeitet. Da habe ich mir die anderen Banken angeschaut – und einfach das Gegenteil gemacht. Sie geben nur Männern Kredite? Ich gehe zu den Frauen. Sie verleihen nur Geld an reiche Menschen? Ich frage die Armen.“ Ein System, das funktioniert. Durch die Mikrokredite können ärmere Menschen Unternehmen gründen, ihre Waren verkaufen und mit einem Teil des Gewinns ihre Schulden zurückzahlen. Ohne die hohen Zinsen der Kredithaie, die das Geld leihen, für viele Menschen unmöglich machten. Die Spirale wird unterbrochen.
Von da an ist Yunus nicht nur Professor, sondern auch Unternehmer. Die Idee sich nützlich zu machen und lokal etwas zu verändern wird immer mehr zum Lebenswerk, als immer mehr Menschen Mikrokredite beantragen. Der erste Betrag den er verliehen hat, waren 27 Dollar an 42 Frauen des Dorfes zusammen. An die 200 Millionen Mikrokreditnehmer soll es heute geben.
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