Schreitet man noch durch den großen, lichtdurchfluteten und schon von weitem erkennbaren Eingang des Metronom Theaters in Oberhausen und begibt sich in die gemütlichen, samtroten Sessel, scheint alles noch einem ganz normalen Theater zu gleichen. Doch spätestens wenn das Licht ausgeht und sich eine Stimme von oben an die „Liebe Gemeinde“ wendet und darum bittet, die Mobiltelefone auszuschalten, („der Herr sieht alles“) scheint es fast, als sei man versehentlich in einer Kirche gelandet. So aber weiß man: Es ist Musical. Es ist Sister Act.
Eine göttliche Mission!
Das Musical basiert auf dem gleichnamigen Film aus den 90er Jahren, der durch die Rolle Whoopi Goldbergs als singende Nonne mittlerweile Kultstatus erreicht hat. Allerdings ist die Handlung im Musical rund 20 Jahre zurückversetzt worden, in das Jahr 1977, die Zeit des Disko-Fieber. Die Handlung ist dem Film treu geblieben. Es geht um die mäßig erfolgreiche Diskosängerin Doloris van Cartier, die ausversehen einzige Augenzeugin eines Mordes wird. Und dieser wird auch noch von ihrem Liebsten, einem kriminellen Gauner, begangen. Aus Schutz vor ihm, wird sie von der Polizei in einem Kloster versteckt. Doloris stellt als Schwester Mary Clarence schnell den langweiligen Alltag der Nonnen auf den Kopf. Dabei treibt sie Mutter Oberin zur Verzweiflung und durch die als neue Leiterin des Chors, diesen wieder zu Höchstleistungen. Schließlich spüren die Gangster Doloris doch im Kloster auf. Natürlich nimmt alles ein gutes Ende und als Höhepunkt der über zweistündigen Show schwebt im Hintergund nicht nur eine fünf Meter hohe Statue der heiligen Maria ein, sondern auch die Nonnen haben ihre Habits gegen Glitzerkutten eingetauscht.
Halleluja!
Überall auf der Bühne strahlt und funkelt es und lässt das Publikum begeistert mitfeiern. Einige Zuschauer sind so mitgerissen, dass sie dem Ensemble ein fröhliches „Halleluja“ entgegen rufen. Für die gute Stimmung sorgt aber auch die Musik. Während der ganzen Vorstellung wartet man zwar vergeblich auf Filmhitklassiker wie „I will follow him“, jedoch hat es Alan Menken geschafft, neue Songs zu schreiben, die ab der ersten Sekunde nach 70ies, Soul, Funk und Disko klingen. Menken ist Komponist zahlreicher Soundtracks von Disney Filmen und bis dato achtfach ausgezeichneter Oscar-Preisträger.
Auch wenn Sister Act eine tolle Show bietet, gibt es auch Kritik. Die Gags und Witze sind teilweise etwas holprig und scheinen vor allem am Anfang etwas zu gewollt. Auch die Übersetzung der Liedtexte in die deutsche Sprache hat sich nicht für jeden Song zum Vorteil entwickelt. Jedoch kann der Rest des Musicals überzeugen. Dieses nimmt immer mehr Tempo auf und auch die Choreographien und das stetig wechselnde Bühnenbild zwischen Kirche, Polizeiwache und der Vorstadtdisko Philadelphias sind richtig gut gelungen. Auch die Besetzung der Darsteller, wie die der Mutter Oberin, den Gangstern oder dem Polizist stimmen.
Letztlich jedoch ist es vor allem Nyassa Alberta, die als freche Doloris van Cartier auf der Bühne überzeugt. Und das ist bei dieser Rolle sicherlich nicht leicht: „Die Rolle der Doloris ist für mich eine große Herausforderung, weil sie schauspielerisch sehr facettenreich und gesangstechnisch sehr anspruchsvoll ist,“ erklärt die gebürtige Niederländerin Alberta. Jedoch: „Ich fühle mich richtig wohl in der Rolle, täglich mit meinen Schwestern und Brüdern die Bühne zum Beben zu bringen und mit den Zuschauern zu singen, zu tanzen und zu feiern.“ Und das merkt man. Eine rundum gelungene Musicalproduktion, mit nur wenigen Abstrichen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Man sollte sich jedoch beeilen. Sister Act läuft nur noch bis zum 12. Februar 2015 in Oberhausen.
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