„Die Gemeinschaft Cenacolo ist die Antwort Gottes auf die Probleme der Zeit“, sagt Georg Schwarz. Er leitet das Cenacolo-Haus im österreichischen Burgenland. Was die Gemeinschaft Cenacolo ist, wie dort Glaube gelebt und weitergegeben wird und wie Cenacolo als Teil der Kirche an deren Zukunft mitbaut.

1983 hat die Gemeinschaft Cenacolo (italienisch für „Abendmahlssaal“) ihre Türen geöffnet für junge Menschen, die traurig und zornig waren und sich in verschiedenen Süchten oder Lebenskrisen verloren haben – bis heute. Ursache dafür was das brennende Herz von Schwester Elvira Petrozzi, der Gründerin der Gemeinschaft. Beginnend in Italien, hat sich Cenacolo auf mehrere Länder weltweit ausgebreitet und beherbergt in mehr als 70 Häuern junge Männer und Frauen.
Cenacolo, so Georg Schwarz, der das Haus im österreichischen Burgenland leitet, sei für junge Menschen eine Anlaufstelle, an der sie eine Auszeit machen und an die sie kommen können, „um ihr Leben wieder zu ordnen und auch wieder eine Zukunft, eine Hoffnung für ihr Leben zu finden.“
Traurigkeit und Unzufriedenheit führen in die Droge – auch heute noch. Dazu kommen aber auch „neue Süchte“ wie das Internet, Pornografie oder die Spielsucht. Auch, wenn sich die Süchte verändert haben sollten – Cenacolo ist ein Werk Gottes, das ihn ins Zentrum stellt, damit „sich diese Herzen, die traurig sind, wieder aufrichten können.“ Das passiere im Gebet und in der konkret gelebten Freundschaft.
Mutter Elvira hat ihr Herz für Gott geöffnet
„Cenacolo ist eine Frucht des Glaubens“, sagt Georg und erinnert sich dabei an jene Ordensschwester – Mutter Elvira – die ihr Herz ganz Gott geschenkt hatte. Es sei die Liebe gewesen, die sie bewegt hat und die sie weitergeben wollte an die jungen Menschen. Elvira habe gesehen, dass Gott die Menschen liebt. „Sie hat das wirklich in der Tiefe des Herzens gespürt und erfahren: Als Nachkriegskind in Italien mit einem alkoholkranken Vater. Sie wusste aber auch, dass die Liebe und Vergebung Gottes viel größer waren als menschliches Leid.”

Tritt jemand in die Gemeinschaft ein, kommt es zu einer ganz persönlichen Erfahrung – ob im Gebet, bei der Arbeit oder im Miteinander mit den anderen Jungs. „Wir können das nicht aus uns selbst und deswegen verzweifeln wir oft“, weiß Georg aus eigener Erfahrung. Neue Jungs und Mädchen sind eingeladen, sich auf Gott und seinen Plan mit ihrem Leben einzulassen. „Versuche, neu zu beginnen und du wirst merken, wie sich Lebensfreude, Friede, Hoffnung und Zuversicht anfühlen.
Georg Schwarz: „Glaube ist für mich Beziehung“
Glaube, das heiße für Georg Schwarz Beziehung. „Das geht manchmal relativ einfach im Gebet, in der Eucharistischen Anbetung oder in der heiligen Messe. Manchmal kämen aber auch Wüstenzeiten, wo sich Gebet leer anfühlt und Gott nicht antwortet. „In der Zeit, in der ich körperliche Probleme und Schmerzen habe, ist das Kreuz schwer.“ Aber genau darauf komme laut Schwarz an: „Es gibt kein Menschenleben ohne Kreuz, ob du Moslem, Buddhist oder Atheist bist.“
Kreuze können die Gesundheit, zwischenmenschliche Beziehungen oder auch Probleme in der Familie sein. „Bleiben wir aber nicht beim Kreuz stehen!“, mahnt er, sondern „schauen wir auf den Gekreuzigten, der weiß, wenn wir traurig und zornig sind.“ Wie oft täten wir uns schwer. zu vergeben und den anderen so anzunehmen, wie er ist.

Sich nicht im Frust verlieren, sondern weiter gehen
Ärmel hochkrempeln sei das Stichwort, so Schwarz. „Auch wenn ich dann manchmal an meine Grenzen komme, frustriert und den Tränen nahe bin, weiß ich, dass ich geliebt bin.“ Durch diese Liebe kommen Frieden, Hoffnung, Zuversicht und auch die Kraft, Schwierigkeiten zu meistern und dadurch Vorbild sein zu können. Man könne nur sich selbst ändern und da kann Georg einen Rat geben – mit seinem Lieblingsgebet: „Bitte lieber Gott, mach eine bessere Welt und fang bei mir an.“
Doch damit das beginnen kann, braucht es eine felsenfeste Beziehung zu Gott durch das Gebet. Diese Beziehung müsse dann auch sicht- und spürbar im Leben werden: Das sei Mission für Georg. „Wir brauchen uns keine Schilder umhängen oder Plakate hochhalten“, sagt er. „Mein Leben sollte zu den Menschen sprechen.“ Das gibt den Menschen um uns herum Hoffnung in ihrer Schwäche und in ihren Fehlern.
Mission ist der sichtbare und konkrete Glaube im Alltag
„Ich kenne viele Menschen, die vielleicht gar nicht gläubig, aber die für mich Vorbilder und missionarisch sind in dem, was sie tun und wie sie es tun“, sagt Schwarz. „Das ist, so glaube ich, der entscheidende Punkt. Egal, ob du Priester oder Ehemann bist.“
Wenn das Leben authentisch und auf Gott aufgebaut sei, „dann sind wir auch eine lebendige Kirche.“ Diese Kirche aber sei für Georg Schwarz nicht perfekt, sondern ein „Verein von öffentlichen Sündern“.

In der Gemeinschaft Cenacolo ist schön zu sehen, wie sich Menschen verändern: Sie kommen direkt aus der Sucht und bleiben der Gemeinschaft als Ehepartner und Familienväter verbunden. Andere übernehmen Verantwortung in der Gemeinschaft als gottgeweihte Schwestern und Brüder, Ordensschwestern oder Priester. „Ich denke, es fließen ganz viele Gnaden und wir sollten uns ihr gegenüber öffnen.“ Dann könne die Kirche eine Kirche sein, die vom Herrn her kommt und aus der Beziehung zum ihm heraus lebt. „Da sind wir nicht allein, weil wir einen Gott der Liebe haben und deshalb Kirche und Cenacolo nicht trennen können“, ergänzt Georg Schwarz.
“So gesehen sind wir sehr wohl ein Teil der Kirche, und ich finde, ein sehr schöner Teil. Wie die Kirche selbst, ein Verein von öffentlichen Sündern. Aber das ganze Evangelium spricht davon, Jesus hat diese Sünde am Kreuz auf sich genommen. Er verwandelt sie und er versteht es, neues Leben aus der Dunkelheit zu erschaffen.”
Die Gemeinschaft Cenacolo gibt es seit 1983. Sie bietet jungen Menschen in Krisensituationen – besonders bei Drogenproblemen – die Möglichkeit zu einem Neubeginn. Ein aktives Leben in Gemeinschaft – arbeiten und beten, Sport treiben und miteinander reden – Cenacolo hilft jungen Menschen, ihre Wurzeln zu entdecken, Kraft zu tanken und neu zu beginnen. Das “Medikament” ist die Gemeinschaft selbst – ein einfaches Lebensmodell, das seine Kraft aus christlichen Wurzeln schöpft.
Offen ist die Gemeinschaft für alle jungen Menschen – unabhängig von Nationalität und Religion –, die Sinnfragen quälen oder in Lebenskrisen stecken. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, den Sinn ihres Lebens neu zu entdecken und einander zu helfen, der Macht von Drogen, Alkohol und anderen Süchten dauerhaft zu entkommen.

Neue Reihe bei f1rstlife: “Missionarische Gesichter der Kirche”:
Wie kommen junge Menschen heute in Berührung mit dem Glauben und Gott? Was bewegt dieser Glauben in ihnen? Und: Wie verändert sich unsere Gesellschaft durch ihr konkretes Handeln? In der neuen Beitragsserie auf f1rstlife stellen wir ab 2025 mehrere Initiativen mit persönlichen Gesichtern und Geschichten vor.
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