Immer mehr junge Menschen reisen nach ihrem Schulabschluss für längere Zeit ins Ausland. Dient eine solche Reise der Selbstfindung und Horizonterweiterung? Unsere Autorin probiert es aus und bricht nach Mexiko auf, um ihren kulturellen Wurzeln nachzuspüren.
Was mich mit diesem Land verbindet
Schon von klein auf bin ich mit zwei Sprachen und zwei Kulturen aufgewachsen, der mexikanischen und der bayerischen. Man könnte meinen, dass die mexikanische Latino-Kultur und die bayerische keinerlei Gemeinsamkeiten haben, aber meiner Meinung nach kann man sich eben auch täuschen. Vor allem die Liebe zur „Tradition“ ist im Leben eines Bayers mindestens genauso wichtig wie in dem eines Mexikaners.
Allerdings bin ich in Deutschland aufgewachsen und kenne meine europäische Seite ziemlich gut. Deshalb war für mich schon immer klar, dass ich eines Tages längere Zeit in Mexiko leben will, um meine „Latino-Seite“ ebenfalls kennenzulernen. Da ich im Juni dieses Jahres mein Abitur absolviert habe und gerade dabei bin, mich selbst zu finden und ich versuche, zu ergründen, wie ich mein Leben in Zukunft gestalten will, ist es jetzt die perfekte Zeit, diesen Lebenstraum in die Realität umzusetzen.
Warum diese Reise so wichtig für meine Zukunft ist
Da ich mit dem Handwerk der Schneiderei durch meine Familie in meiner bayerischen Heimat aufgewachsen bin, pflege ich eine gewisse Leidenschaft und Liebe dazu. Seit Kindesbeinen an fertige ich allerlei Kleidungsstücke, Taschen, Geldbörsen und anderes an. Seit einigen Jahren kann ich auch schon eigenständig Dirndl anfertigen, die vor allem in meiner Heimat wichtiger Bestandteil eines jeden „echten bayerischen Madls“ ist. Lange Zeit habe ich überlegt, ob ich denn aus diesem Grund eine Ausbildung zur Dirndlschneiderin oder sogar eine Modedesignstudium beginnen soll. Da die Aussichten für solche künstlerischen Berufe mehr oder weniger schlecht stehen und man sehr schwierig einen Job bekommt, habe ich mich letztendlich dagegen entschieden, mein Hobby zum Beruf zu machen.
In der Schule ging ich sehr gerne in Deutsch-, Spanisch-, Englisch- oder Französisch-Kurse. Sogar in Latein war ich eine gute Schülerin, wofür mich meine Freundinnen nie verstehen konnten. Ja, Sprachen, Literatur, aber auch Kultur und Politik konnten mich begeistern. Deshalb sind derzeit meine Pläne, nach meiner Reise ein Romanistik Studium anzustreben.
Was macht man aber mit einem Sprachenstudium? Für mich stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, aber einen konkreten Plan habe ich noch nicht. Als Journalistin zu arbeiten, kann ich mir jedoch am besten vorstellen. Natürlich kann ich auch Lehrerin werden, aber das wäre mir für letztlich zu langweilig. Mein Traum wäre natürlich, für eine internationale Organisation als Übersetzerin oder ähnliches zu arbeiten, nur das zu erreichen, ist sehr sehr schwierig.
Weil ich mir über meine Zukunft nach dem Studium noch nicht ganz im Klaren bin, will ich herausfinden, ob ich mir auch vorstellen könnte im Ausland zu arbeiten oder sogar ganz auszuwandern. Mexiko wäre dabei natürlich eine Möglichkeit.
Was meine Pläne für die Reise sind
Zu Beginn werde ich mit meiner Mama die übliche Tour machen. Zuerst zu Freunden nach Oaxaca, wo ich die ersten drei Jahre meines Lebens verbracht habe, dann zu Freunden an die Pazifikküste und zuallerletzt besuchen wir meine Familie.
Danach wird meine Mutter nach Deutschland zurückkehren und ich werde sechs Wochen lang eine Sprachenschule besuchen. Natürlich kann ich schon Spanisch, aber weil ich es auch studieren will, möchte ich nach diesen Wochen einen Sprachtest absolvieren. Das Zertifikat wird hilfreich für die Universität sein, denn ich werde dann vielleicht die Möglichkeit bekommen, Spanisch auf einem höheren Niveau lernen zu können. Wohnen werde ich bei einer Frau, die wir seit Jahren schon kennen und die ein Wohnheim vor allem für Studenten besitzt. Sie vermietet kleine Apartments mit eigener kleiner Küche und der Vorteil ist, dass sich das Haus mitten im Zentrum und circa zehn Minuten von meiner Schule entfernt befindet.
Nach den sechs Wochen ist dann schon Mitte Dezember und damit bald Weihnachten. Weihnachten und Silvester gelten in Mexiko als sehr wichtige Feiertage und werden deshalb natürlich auch groß gefeiert. Meine beiden Tanten in Juchitan, mit denen wir engen Kontakt pflegen, werden ein riiiiesiges Fest veranstalten und sämtliche Familienmitglieder aus Mexiko und den USA zu sich einladen, weil ich als ihre europäische Nichte zu Besuch bin. Man muss dazu sagen, dass sie sehr stolz sind, Familie in Europa zu haben.
Meine Pläne nach den Feiertagen sind allerdings noch nicht allzu ausgereift. Doch sicher ist, dass ich all die Familienmitglieder sowohl im Norden als auch im Süden besuchen will. Das wird jedoch dann erst alles vor Ort ausgemacht, weil Mexikaner generell nicht die strukturiertesten Menschen sind und Spontanität ihnen wesentlich lieber ist.
Am Ende meiner Reise würde ich dann gerne noch zu unseren Freunden an die Pazifikküste fahren. Diese haben dort am Strand ein Hotel und eine Tauchschule. Ich habe vor, einen Tauchschein zu machen, jedoch weiß ich noch nicht, ob das dann finanziell noch möglich ist.
Im Oktober werde ich meine Reise antreten. Bis dahin genieße ich noch das bayerische Leben am See oder im Bierzelt. Was die nächsten Wochen an Vorbereitungen noch ansteht, werde ich demnächst berichten. Ich hoffe, ihr habt einen kleinen Einblick bekommen, was die nächsten Monate auf mich zukommen wird und wie viel mir diese Reise bedeutet.
Pfiadeich und Hasta luego!
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