Projektpartner von „Kirche in Not“ berichtet aus umkämpfter Stadt Cherson
Einen Monat ist es her, seitdem der Kachowka-Staudamm nahe der südukrainischen Stadt Cherson zerstört wurde. Die betroffenen Menschen seien nach wie vor traumatisiert, berichtete Pater Ignatius Moskalyuk im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN): „Es war schrecklich mit anzusehen, wie Gebäude im Wasser versanken, Tiere ertranken und Menschen evakuiert werden mussten, die in ihren Häuser geblieben waren.“ Die russische und ukrainische Seite beschuldigen sich gegenseitig – was das Leid der Bevölkerung nicht mildert. Pater Ignatius betreut als einer von zwei Basilianer-Mönchen im griechisch-katholischen Kloster „St. Wladimir der Große“ die Menschen in Cherson pastoral und karitativ.
Den Menschen in Cherson fehlt es an allem
Laut Pater Ignatius sei die derzeitige Situation in der Region „psychisch schwer auszuhalten“. In Cherson, das noch immer umkämpft ist, sind vor allem ältere, kranke, aber auch jüngere Menschen zurückgeblieben. Da die meisten Wohnungen zerstört sind, müssten viele Menschen unter freiem Himmel kampieren.
„Sie brauchen etwas zu essen, sie brauchen Hygieneartikel, Windeln, Waschpulver, diese Sachen fehlen in Cherson.“ Für Spenden seien er und sein Mitbruder unendlich dankbar. Das internationale Hilfswerk „Kirche in Not“ hat unter anderem ein Fahrzeug für die Ordensleute in Cherson finanziert. „Ein Auto ist für unsere Arbeit unabdingbar, ganz besonders jetzt in dieser bitteren Lage“, betonte Pater Ignatius.
Pater Ignatius lebt und leidet mit den Menschen in Cherson
Unterstützung, Trost und die heilige Messe: Dafür kommen täglich Menschen ins Kloster. Besonders aufgegangen sei ihm das, bevor er in die Westukraine aufgebrochen ist und die Menschen ihn fragten: „Werden Sie zurückkehren?“ Pater Ignatius hatte darauf nur eine Antwort: „Ich lasse euch nicht im Stich. Ich werde bis zum Ende bei euch bleiben!“
Im umkämpften Cherson leben nur noch 40.000 Menschen
Cherson war und ist eine umkämpfte Stadt: Während im März 2022 russische Truppen die Stadt erobert und neun Monate besetzt hatten, konnte das ukrainische Militär die Stadt Anfang November wieder unter eigene Kontrolle bringen. Nach einer notwendigen Evakuierung – die Menschen lebten ohne Heizung und heißes Wasser – wurde die Einwohnerzahl Anfang 2023 auf noch 40.000 geschätzt.
Doch die russischen Truppen verschwanden keineswegs – sie wechselten auf die gegenüberliegende Seite des Flusses Dnjepr und greifen von dort aus die Stadt weiter an. Anfang Juli meldete das russische Militär erneute Gebietsgewinne in der Region und die Einnahme einer Brücke.
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