Die letzten Tage unserer Rundreise verbringen wir in Cork im Süden der Insel und fahren schließlich wieder zurück nach Dublin. Wir treffen eine langjährige Freundin, lassen uns in der Oper verzaubern und müssen schließlich schweren Herzens Abschied von einer wunderbaren Insel nehmen.

Der nächste Stopp unserer Rundreise ist Cork. Die mehrstündige Busreise durch den Süden des Landes ist schon ein kleines Highlight für sich. Hier kommt Irland dem Klischee der grünen Insel sehr nah. Wir fahren durch kleine, pittoreske Dörfer mit überwiegend weiß gestrichenen, irgendwie niedlichen Häusern. Hin und wieder kann man einen Blick auf die Steilküste erhaschen, welche sich markant einen Platz in der Landschaft verschafft, die hier im Süden eigentlich relativ lieblich ist.
In Cork machen wir uns zunächst auf den Weg zum Brú Hostel, Esther betritt das Hotel als Erste und wir finden uns mitten in einem Pub wieder. „Oh wie cool, Hotel und Pub in einem!”, stellt Christina fest. Unser Zimmer liegt im zweiten Stock, wir passieren mehrere Türen und betreten schließlich unseren Flur. Vor einem Zimmer stehen ein Paar Turnschuhe und ein Zettel liegt dabei, auf welchen steht: „Sorry, we had to take them out! Smelling… .” „Ah okay, na dann schnell ins Zimmer”, denken wir uns und stolpern in den kleinen Raum.
Am Nachmittag ziehen wir los in Richtung Fußgängerzone. Wir überqueren den River Lee und bummeln durch die St. Patrick’s Street, einer Einkaufsstraße von der sich mehrere kleine Gassen abzweigen, deren Häuser mit einem ganz besonderen Charme verzaubern. Sehenswert ist auch der „Cork City Market”, der wegen seines Baustils mit Brunnen, Bögen und Galerien auch „English Market” genannt wird. Zu unserem Glück befindet sich in der MacCurtain Street, in der Nähe unseres Hotels, ein kleiner Supermarkt. Der Abend ist also gerettet. Wir beschließen uns mit reichlich Chips, Schokoriegeln, Zeitschriften und Getränken zu versorgen und einen gemütlichen Abend auf unserem Zimmer zu verbringen. Eine kleine Auszeit vom Urlaub, einfach mal ‘ne Runde chillen. Muss auch mal sein.
You’re the one that I want!
Der nächste Tag ist ein ganz Besonderer: Wir drei haben uns mit Carlotta verabredet, eine Freundin aus unserer Heimatstadt, wir vier kennen uns schon eine halbe Ewigkeit. Carlotta ist 19 Jahre alt und lebt seit Anfang April 2014 in Kinsale, etwa 30km südlich von Cork. Dort wohnt sie bei einer Familie als Au Pair.
Wir treffen Carlotta in unserem Hotel. Sie nimmt uns feste in den Arm und ihr kullert eine kleine Freudenträne über die Wange. Gemeinsam gehen wir in die Innenstadt und setzen uns in den „Bishop Lucey Park” zum Picknick. „Es ist echt verrückt vertraute Gesichter hier zu sehen, wo hier doch einiges anders ist als zu Hause. Schön, dass ihr da seid!”. Wir tauschen uns über unsere Erfahrungen in Irland aus und lassen Carlotta vom alltäglichen Leben auf der Insel in einer irischen Familie erzählen.
Für den Abend haben wir etwas ganz besonderes geplant. Carlotta liebt Musicals und zufällig wird im „Cork Opera House” an diesem Abend „Grease” gezeigt. Als Überraschung haben wir vier Karten bestellt und finden uns gegen halb acht in der Oper ein, um acht Uhr beginnt die Vorstellung. Wir lassen uns auf den roten Samtsesseln von bekannten Liedern wie „You’re the one that I want” und „Sandy” mitreißen und sind beeindruckt von den tollen Kostümen.
Back to the roots, back to Dublin
Am nächsten Morgen geht’s zurück nach Dublin, ein letztes Mal nutzen wir die Langstreckenbusse, „Coaches”, wie sie hier genannt werden. Zum Abschluss beschließen wir noch einmal in die Fußgängerzone zu gehen, wir haben erstaunlicherweise noch relativ viel Geld übrig, jedenfalls genug, um einmal ordentlich shoppen zu gehen. “Richtig gut, Shoppen Mädels!”, Esthers Augen leuchten vor Vorfreude, „Los geht’s!”. Schon beim ersten Schlendern durch die Henry Street am vergangenen Wochenende sind uns einige Läden in den Blick gefallen, die es gar nicht oder nur in größeren Städten in Deutschland gibt. Also hauen wir unser restliches Geld beispielsweise bei „Pull and Bear”, „Topshop” oder auch bei „Penny’s”.
Den letzten Abend verbringen wir gemütlich auf unserem Zimmer, zeigen uns gegenseitig das neu Gekaufte und gehen schließlich etwas geschafft, ein bisschen wehmütig, aber sehr glücklich und zufrieden zu Bett.
Home sweet Home
Nach einem letzen irischen Frühstück fahren wir mit einem der blau gelben Doppeldeckerbusse zum Flughafen. Gegen halb eins startet unsere Maschine und nachdem wir unser Gepäck abgegeben haben gönnen wir uns einen letzten Kaffee auf irischem Boden. „Ich freu mich jetzt irgendwie auch wieder auf zu Hause”, Christina nippt an ihrem Getränk, „aber es war richtig schön, manchmal auch anstrengend, aber eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte!” Esther und mir bleibt nichts anderes übrig als mit einem etwas geknickten Nicken zuzustimmen.
Im Flieger schaue ich schweren Herzens noch einmal aus dem kleinen Fenster und erhasche einen letzten Blick auf Dublin, bevor das Flugzeug in die dicke Wolkendecke eintaucht. In Gedanken lasse ich die vergangene Woche noch einmal Revue passieren, während die Maschine immer höher und höher steigt. Wir haben wahnsinnig viel zusammen erlebt, Schönes sowie Herausforderndes und sind herzlichen Menschen begegnet. An allen Erfahrungen sind wir ein stückweit gewachsen, denn wir waren ein Team. Manchmal waren wir ein bisschen verloren und orientierungslos, aber am Ende haben wir doch unser eigenes, persönliches „Gold der grünen Insel” gefunden, denn wir waren keine Touristen, sondern Reisende. Reisende mit der Mission ein Land zu erkunden und die Freiheit der Volljährigkeit auszukosten. Aber nicht zuletzt war unsere Reise ein Abenteuer mit einem für uns unbekannten Ziel, denn das eigentliche Ziel einer Reise ist doch nicht, möglichst viele Sehenswürdigkeiten und Landschaften zu sehen, sondern die Dinge mit anderen Augen betrachten zu lernen.
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