Wenn man an Südafrika denkt, kommen einem Bilder von der Savanne, dem Tafelberg, Safaris und dem Meer in den Kopf. Auch ich habe mich mit diesen Gedanken für einen Auslandsaufenthalt in Südafrika entschieden. Wenn man dort allerdings nicht nur in den touristischen Gegenden unterwegs ist, merkt man schnell, dass man sich nicht in Europa, sondern auf der anderen Seite der Welt befindet.
Soziale Ungleichheit
Obwohl Südafrika mittlerweile jedem als „Regenbogen-Nation“ bekannt ist, hat die Apartheid heute noch deutliche Spuren hinterlassen. Die „Apartheid“ ist eine historische Periode Mitte des 20. Jahrhunderts, in welcher Rassentrennung in Südafrika herrschte. Die nichtweiße Bevölkerungsmehrheit wurde systematisch unterdrückt. Konkret heißt das, „Schwarze“ durften nur bestimmte Arbeiten verrichten. Sie durften kein Land erwerben, hatten gesonderte Abteile im Nahverkehr, Krankenhäusern und Banken und durften keine öffentlichen Parks und Strände nutzen. Teilweise wurden sie zwangsumgesiedelt, wodurch die heutigen Townships entstanden sind. Die Apartheid endete 1994 mit dem Eintritt Nelson Mandelas ins Präsidentenamt.
Auch 25 Jahre nach Ende dieser schrecklichen Zeit leben „Schwarze“, „Weiße“ und sogenannte „Coloureds“ oft in sozialen Parallelwelten. Obwohl Südafrika eins der wirtschaftlich stärksten Länder des Kontinents ist, wird die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer. Mittlerweile hat sich zwar eine schwarze Mittel- und Oberschicht gebildet, aber trotzdem leben mehr als die Hälfte der Einwohner unterhalb der nationalen Armutsgrenze. Die Effekte des ökonomischen Wachstums haben also nur wenig Einfluss auf die Verringerung der Armut. Der Großteil des Landes gehört immer noch weißen Farmern und viele Schwarze und Coloureds leben auch heute noch in den Townships. Teilweise gibt es dort nur Blechhütten und immer noch keine Strom- und Wasserversorgung.
Kriminalität
Durch die Armut entsteht ein weiteres Problem: Kriminalität. Kapstadt, Johannesburg, Durban und Pretoria gehören alle zu den Städten mit der höchsten Kriminalitätsrate weltweit. Nicht nur in den Townships kann es gefährlich werden. Auch beispielweise auf Autobahn Zu- und Abfahrten, an verlassenen Stränden, in Naturschutzgebieten und selbst mitten in der Innenstadt kann man Opfer eines Diebstahls, Raubüberfalls oder Ähnlichem werden.
Daher sollte man – besonders als Tourist – immer in Gruppen und keinesfalls nach Einbruch der Dunkelheit herumlaufen. Mobiltelefone, teurer Schmuck oder Bargeld sollte niemals sichtbar getragen werden.
In meiner Zeit in Südafrika habe ich das selbst spüren dürfen. Einige meiner Mitfreiwilligen wurden Opfer eines Raubüberfalls. In einem Naturreservat, in dem ich oft allein joggen gegangen bin, wurde eine große Gruppe bei einem Schulausflug ausgeraubt. Ich dachte, dort wäre es sicher, da das Naturschutzgebiet sich in einer „Gated Community“ befindet. Auch in dem Viertel, in dem ich arbeitete, sollte ich niemals allein rumlaufen und selbst zu zweit habe ich mich unwohl gefühlt.
HIV
Ein weiteres großes Problem für Südafrikas Gesellschaft und Wirtschaft ist der HIV-Virus. Obwohl Präventions- und Behandlungsmaßnahmen eingeleitet wurden, ist immer noch etwa jeder fünfte Südafrikaner HIV-Positiv. Besonders betroffen sind junge Schulmädchen. Jedes Jahr infizieren sich fast 100.000. Ein Grund dafür sind sogenannte „sugar daddies“. Das sind Männer, die sich mit den Schulmädchen „anfreunden“ und ihnen Geschenke machen. Als Gegenleistung erwarten sie Sex. Das hat nicht nur unzählige Tode zur Folge, sondern auch psychische Probleme durch die schlimmen Erlebnisse und Stigmatisierungen.
Load Shedding
Seit Jahren muss Südafrika den Bürgern immer wieder den Strom für mehrere Stunden in verschiedenen Gebieten abschalten, damit ein landesweiter Blackout verhindert werden kann. Grund dafür ist der enorme Strommangel im Land. Der Konzern Eskom ist für die Stromversorgung für 95% des Landes verantwortlich. Wegen massiver Energieengpässe führt Eskom 2008 „Load Shedding“ ein.
Besonders Kleinunternehmen haben große Folgen durch die Stromausfälle. Aber auch als normaler Bürger schränkt diese Zeitspanne ohne Strom den Alltag enorm ein. Man kann in diesen Stunden nicht kochen, hat kein Internet, kein Licht etc. Ich wusste in meiner Zeit in Südafrika oft nicht, was ich mit dieser Zeit anfangen sollte.
Wasserknappheit
Nach der politischen Wende im Jahr 1991 gewann Kapstadt rund 100.000 neue Bewohner. Auch der Tourismus wurde angekurbelt. Mit der steigenden Einwohner- und Touristenzahl steigt natürlich auch der Wasserverbrauch. Daher gibt es strenge Regeln, die die Wasserknappheit regulieren sollen. Beispielweise darf nicht länger als zwei Minuten geduscht werden. Der „Day Zero“ war in den vergangenen Jahren immer der gefürchtete Tag, an dem das Wasser in ganz Kapstadt aufgebraucht sein wird. Aufgrund der Starkregen im Winter ist die Sorge vor einem „Day Zero“ jedoch mittlerweile verflogen. Es mag stimmen, dass Südafrika ein geeignetes Land für einen sanften Einstieg in den Kontinent ist. Allerdings sollte man die Herausforderungen des Landes nicht unterschätzen. Zwar ist besonders Kapstadt sehr europäisch geprägt, aber trotzdem muss man sich bei einem Besuch den Problemen und Gefahren im Land bewusst sein.
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