Gerade in den Jugendjahren tun wir uns schwer damit, uns selbst zu finden und zu verstehen. Wir machen viele Fehler und sind uns unsicher, oft haben wir auch nicht den Mut, zu uns zu stehen. Doch all das bringen die schönen späten Jugendjahre mit sich, in denen wir uns selbst endlich finden und verstehen lernen, besser auf unsere Bedürfnisse achten und uns schätzen.
1. Du bist wertvoll
Viele von uns haben die notwendige Wertschätzung von den Eltern erfahren und sie damit quasi „mit in die Wiege gelegt“ bekommen, aber das ist bei weitem nicht selbstverständlich. Wenn du zu denen gehörst, die sich immer schwergetan haben, Selbstliebe zu fühlen und dich selbst zu akzeptieren, dann lernst du es zumindest in deinen späten Zwanzigern. Es kommt eine gewisse Ruhe in dein Denken und Handeln; vielleicht bist du auch nicht mehr so rigide in der Durchsetzung deiner Überzeugungen und du lernst eine innere Ruhe zu bewahren, auch in Situationen, die dir früher womöglich den Verstand geraubt hätten. Du akzeptierst dich selber, als die Person, die du bist. Das bedeutet nicht, dass du die Hände in den Schoß legst und nicht mehr ins Fitnessstudio gehst, aber sehr wohl, dass du nicht mehr ganz so viel an dir herumnörgelst. Du bist stolz auf das, was du bisher erreicht hast, aber auch nachdenklich über deine Fehler, aus denen du idealerweise gelernt hast. Du hast einen besonnenen Blick auf die Vergangenheit, weil du gelernt hast, dass man sie nicht verändern kann.
2. Deine Zeit ist kostbar
Du lernst einen gesunden Umgang mit deiner Zeit, das gilt sowohl für den Job und die Aufopferung dafür, zu der wir in jungen Jahren (oft sogar gegen unfaire Bezahlung) neigen. Wenn du weißt, was du wert bist, neigst du auch nicht mehr dazu, dich „unter Wert zu verkaufen“, das gilt für Beziehungen genauso wie für deinen Job. Da du durch vergangene Beziehungen gelernt hast, was für dich NoGos sind oder worauf du bei einem Partner niemals verzichten könntest, fällt es dir viel leichter, deine Zeit nicht mehr mit zukunftslosen Beziehungen zu verbringen. Es könnte als Schubladendenken kritisiert werden, aber andererseits müssen wir alles irgendwie sortieren, um uns in der Welt zurechtzufinden. Vielleicht hast du noch negative oder sogar toxische Beziehungen, die viel Kraft losten, aber schwer aufzugeben sind. Aber dadurch, dass du es zumindest anerkennst, machst du einen großen Schritt in die richtige Richtung. Der nächste Schritt erfordert Mut und Durchsetzungsvermögen, das du im Laufe der Zeit gewinnst.
3. Die Menschen, mit denen du dich umgibst, machen dich zu dem Menschen, der du bist
Dein Freundeskreis und deine Familie haben dich sehr geprägt. Hast du dir schon mal überlegt, wie dein Schulleben gewesen wäre, wenn du keine Freunde gehabt hättest? Welche Persönlichkeit hättest du? Wie viele Male hättest du weniger gelacht und wie viel weniger sozialkompetent du wärst? Manchmal entwickeln sich auch enge Freundschaften auseinander, aber an sich ist es nicht tragisch. Sie verschwinden dadurch nicht, sie verändern nur ihre Form. Wir weigern uns in jungen Jahren noch, das zu akzeptieren, da wir uns in dem altbekannten Muster noch sehr wohl fühlen und Angst vor Neuem haben. Mit der Zeit finden wir aber auch Gefallen daran, dass wir auch mehr Zeit mit neuen Freunden verbringen können, die uns manchmal sogar noch besser verstehen, obwohl sie nicht die gleichen Erinnerungen mit uns teilen. Du umgibst dich automatisch mit den Menschen, die dir guttun und die dich verstehen und dir ähnlich sind. Oder vielleicht auch mit der ein oder anderen Freundin, die ganz anders ist und doch in vielerlei Hinsicht so ähnlich. Es ist wichtig, dass du glücklich bist mit deinem Umfeld, denn im Endeffekt assimilieren wir Menschen uns.
4. Deine Gesundheit ist das Wichtigste
Darüber hast du dir vor dem zwanzigsten Lebensjahr in der Regel noch keine Sorgen gemacht (außer, du hattest eine ernsthafte Krankheit). Hier und da gab es vielleicht unschöne Hautproblemchen oder eine Sportverletzung, aber letztendlich ist alles wieder verheilt. Sobald wir in den Alltagstrott kommen, in die Uni oder ins Büro gibt es nicht nur die Anspruchsvollen Aufgaben, sondern auch andere Herausforderungen: Wir müssen plötzlich zusehen, dass wir uns mehr bewegen, um nicht anzusetzen; die Wunden heilen nicht mehr ganz so schnell wie früher und der eine oder andere im Freundeskreis bekommt bereits erste Knieprobleme, Burnout, andere Krankheiten oder sogar Krebs. An diesen Beispielen lernen wir nur allzu deutlich, wie wichtig unsere Gesundheit ist. Vielleicht ist viel Geld ganz nett und man kann sich damit schicke Sachen kaufen (oder mittlerweile sogar „Schönheit“), aber niemals Gesundheit. Und dass das Leben ohne Gesundheit nichts ist, lernen wir auch oft erst, wenn es zu spät ist und die Krankheit irreversibel.
5. Zeit mit der Familie ist unersetzlich
Auch das lernt man oft viel zu spät. Gerade in den Zwanzigern ist man oft froh, wenn man eine eigene Wohnung hat, ein eigenes Leben und keine Abhängigkeiten und Pflichten, von denen man sich früher zu Hause eingeschränkt gefühlt hat, ganz egal, wie locker sie waren. Oft bleibt diese Vorstellung noch lange nach dem Auszug bei uns bestehen und wenn wir mal zu Hause sind, fällt uns viel mehr auf, wie sorglos es einerseits war, aber andererseits auch, dass wir auf die vorhandenen Freiheiten nicht mehr verzichten könnten. Manchmal verfallen wir sogar in alte Rollenmuster, die in unserer Familienkonstellation üblich waren, obwohl wir schon lange nicht mehr diese Rolle annehmen sollten. Aber hinter alldem steht noch viel mehr als das. Unsere Familie ist unser Ursprung, wir können sie nicht ändern oder uns aussuchen. Aber wir können sie akzeptieren und dafür lieben, wer sie sind und was sie uns (manchmal auch aus Entbehrungen und Nöten heraus) gegeben und geschenkt haben. Es ist sehr wichtig, es anzuerkennen und manchmal merken wir es erst, wenn wir eigene Kinder haben, wie schwierig es für sie gewesen sein muss. Die Zeit ist kostbar, unsere Eltern leben nicht ewig, auch wenn wir diese Tatsache oft verdrängen. In der Regel werden wir länger leben als sie. Wenn man sich an diesen Gedanken gewöhnt, sieht man ihre Fehler und Unperfektheiten in einem weicheren Licht und verzeiht ihnen vieles. Man verbringt Zeit mit ihnen und freut sich einfach darüber, dass sie da sind.
Schreibe einen Kommentar