Nur noch neun Monate bis zum Rückflug! Ich kann kaum glauben, dass ich jetzt schon seit fünf Wochen hier in den USA bin. Die Zeit vergeht schneller, als es sich anfühlt. Wobei ich mit dem bisherigen Verlauf ziemlich zufrieden bin. Ich hatte wieder zwei Wochen voll mit Action und Spaß, aber eine Sache fasziniert mich ohne Pause: Das Essen ist der Wahnsinn.
- Essen ist so eine Sache. In Deutschland hält sich ja hartnäckig das Vorurteil, dass angeblich alle Amerikaner zu dick sind, und das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Ich habe hier bisher nur selten Leute gesehen, die wirklich dick sind. Wie es in den größeren Städten ist, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber hier sind nicht mehr und nicht weniger übergewichtige Menschen, als in Deutschland. Natürlich liegt das nicht unbedingt daran, das sich hier alle super gesund ernähren, aber wie man alleine aus meinem letzten Artikel entnehmen kann: Sport ist hier das must-do! Ob High School, Universität oder nur zum Spaß mit einer Gruppe oder der Familie, Bewegung ist beliebt! Und Bewegung hält die Leute auch äußerlich in Form.
Da nun das Klischee aus der Welt geschafft ist, komme ich wieder zum Essen. Dass es nicht unbedingt gesund ist, habe ich ja bereits erzählt. Und teuer ist es auch. Jeder Salat im Restaurant ist teurer als ein Hamburger!
Bevor ich herkam, habe ich relativ gerne Salat gegessen, habe hier aber bisher absolut niemanden gefunden, der sich mir anschließen würde. In Deutschland ist es momentan vor allem bei Jugendlichen in meinem Alter sehr angesagt, sich gesund zu ernähren, denn jeder will schlank und schön sein. Hier ist es so egal. Natürlich achtet man auf sein Aussehen, aber für seine Figur verzichtet keiner auf Hotdogs, Burger und Steaks, um sich stattdessen einen Salat zu gönnen. Und nur zur Info: ,,Salat‘‘ ist hier nicht immer ,,Salat‘‘. Damit meine ich, dass ein Salat, nur weil er Salat genannt wird, nicht unbedingt gesund sein muss. Man kann hier eigentlich alles in den Salat mischen. Auf der Speisekarte findet man zum Beispiel ,,Cheeseburgersalad‘‘ oder ,,Baconsalad‘‘. Was alles darin enthalten ist, brauche ich wohl nicht zu erklären!
- Essen entpuppt sich häufig als normales ,,Hobby‘‘. Wenn man alleine zu Hause ist, guckt man erstmal, was der Kühlschrank so zu bieten hat. Wenn man mit den Hausaufgaben endlich fertig ist, macht man sich etwas zu Essen. Wenn die Fernsehshow gerade mal langweilig ist, ist der erste Weg der Weg zur Küche. Und natürlich liegen immer passende Snacks parat, beispielsweise Kartoffelchips, Brownies und andere abstrakte Süßigkeiten. Abstrakt, denn die Amerikaner lieben es, Dinge so bunt und auffällig wie möglich zu gestalten. Und genauso ist es auch mit dem Essen. Vor einer Woche hatte ich nach einem meiner Volleyball-Spiele ein Stück Regenbogenkuchen und dazu ein Glas pink gefärbte Zitronenlimonade. Und was die Kartoffelchips angeht: Chips sind normalerweise kein Snack für Filmabende. Niemand würde hier auf die Idee kommen, abends vor dem Fernseher Chips zu essen. Chips sind, und das meine ich ernst, eine normale Beilage beim Mittag- oder Abendessen.
Im Restaurant kann man anstelle von Pommes, Reis und Nudeln auch einfach Chips zu seiner Mahlzeit bestellen. Zum Frühstück kann ich, wenn ich Lust habe, Chips mit Dip essen, und allgemein liegt eigentlich während jeder Mahlzeit eine Tüte Chips irgendwo auf dem Tisch. Sogar in der Schule zum Mittagessen gibt es manchmal kleine Chips-Tüten. Als ich meinem Team erzählt habe, dass ich Chips eigentlich ausschließlich vor dem Fernseher gegessen habe, wollte mir das zuerst niemand glauben, weil es hier so normal ist, ständig Chips zu essen.
Popcorn hier ist übrigens salzig. Das war die wahrscheinlich ungewöhnlichste Erfahrung, die ich mit dem Essen hier gemacht habe. Dass es salziges Popcorn gibt, wusste ich zwar theoretisch, aber aus Deutschland kannte ich immer nur süßes Popcorn, ob im Kino oder bei sonstigen Events. Wenn es Popcorn gab, dann war es süß. Hier ist es immer salzig. Mein erstes salziges Popcorn hatte ich vor zwei Wochen beim ersten Heimspiel unseres Football-Schulteams. Bei jedem Spiel, egal welcher Sportart, gibt es immer verschiedene Stände, an denen Snacks, Getränke und teilweise ganze Mahlzeiten angeboten werden. Was wäre es für ein amerikanisches Footballspiel ohne Essen? Bei diesem Spiel jedenfalls sollten meine Teammitglieder und ich Pizza, Popcorn und Getränke an die Zuschauer verkaufen, und nach dem Spiel wurde das, was übrig geblieben ist, unter uns aufgeteilt. Und so kam es, dass das Popcorn auf einmal salzig war. Und ich kann sagen: Wenn man etwas total Süßes erwartet und auf einmal etwas Salziges im Mund hat, ist es grausam. Wenn man es dann öfter isst, gewöhnt man sich auch daran, und es schmeckt eigentlich auch ganz gut. Meine Hostfamily und Freunde hier hatten in ihrem ganzen Leben jedenfalls noch kein süßes Popcorn.
- Was ich definitiv jedem empfehlen kann, der beschließt in die USA zu reisen: Wenn ihr euch einen Cookie kaufen könnt, dann kauft euch einen Cookie. Die sind der absolute Hammer. Warm, weich, haufenweise Schokolade und riesig, so wie alles. Das fällt auch besonders beim Essengehen auf, denn die Portionen hier sind gewaltig und wirklich viel, viel größer als in Deutschland. Wenn man nicht unbedingt daran gewöhnt ist, sehr viel zu essen, sollte man auf jeden Fall immer die kleinstmögliche Portion bestellen.
Ein gutes Beispiel dafür ist „Dairy Queen“. Dairy Queen ist, für die, die es nicht wissen, sozusagen eine amerikaweit verbreitete Eisdiele mit Drive-in. Man findet Dairy Queen in so ziemlich jeder Stadt und auf manchen Highways. Im Drive-in kann man sich dann ein Eis zum Mitnehmen bestellen und zwar in den Größen Mini, Small, Medium, Large und Extralarge. Und ich musste natürlich den Fehler machen, mir bei meinem ersten Dairy Queen Besuch einen Medium-Eisbecher zu bestellen. So mittelgroß dachte ich, kann man ja nichts falsch machen. Medium heißt dann: Etwa fünf bis sechs Kugeln Eis in Deutschland, mit Sahne und Topping. Topping ist wichtig, Streusel, Soße, was auch immer. Meine Hostfamily hat im Kühlschrank ein ganzes Fach nur süße Soßen. Deswegen bestelle ich mir mittlerweile IMMER einen Mini-Eisbecher, welcher ungefähr zwei bis drei Kugeln, und damit mehr als genug, enthält.
Und ergänzend zum Drive-In: Drive-In, oder wie man hier sagt ,,Drive-Thru‘‘, ist selbstverständlich, genauso wie ,,all you can drink‘‘. Nicht nur Fastfood Restaurants, sondern auch Dairy Queen, Krankenhäuser, Banken und Bankautomaten haben einen eigenen Drive-In. Wenn man also irgendwo etwas einreichen, etwas essen oder Geld abheben will, muss man nicht mal aus dem Auto aussteigen.
- Eins meiner Events in den letzten zwei Wochen war die ,,Minnesota State Fair‘‘. Die State Fair ist ein riesiges Festival, das vom jeweiligen Staat veranstaltet wird. Die State Fair in Minnesota dauert insgesamt zwölf Tage und ist mit 1,7 Millionen Besuchern eine der größten State Fairs in den USA. Das Gelände ist riesig, und man kann verschiedene Dinge besichtigen, die sich in großen Themen-Hallen befinden, zum Beispiel Umweltschutz, Dairy Farming, Gärten und Kunst, Autos, Tiere usw. Es gibt verschiedene Hunde- und Actionshows, Achterbahnen, sowie Auftritte von Sängern und Bands und eine Talentshow. Jedoch ist der Hauptgrund, warum viele Leute die State Fair besuchen, … das Essen. Das Gelände ist halb voll mit Ständen, die verschiedenes Essen anbieten. Teilweise wirklich außergewöhnliches, ungesundes, abstraktes, cool aussehendes und unglaublich leckeres Essen. Es ist unmöglich, alles zu probieren, nicht mal wenn man jeden Tag zu Besuch wäre, denn auch für das Essen gibt es zwei (oder mehr, ich weiß es nicht) riesige Hallen. Und auch außerhalb der Hallen kann man sich alle zwei Meter etwas zu Essen kaufen.
Ganz ehrlich: Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Zeugs an einem einzigen Tag zu mir genommen. Es ist der Wahnsinn, was man alles mit Essen machen kann und wie viele verschiedene Arten von Fastfood es gibt. Es ist jedoch wirklich lecker, und die Auswahl ist gigantisch. Man kann auf so einer State Fair definitiv den ganzen Tag verbringen, und man sieht nicht mal die Hälfte von dem, was es zu sehen gibt. Außerdem ist es reichlich überfüllt mit Menschen und ein riesen Gedränge, aber es ist es wirklich wert, das erlebt zu haben!
Mittlerweile hat auch die Schule begonnen, das bedeutet für mich: neuer Unterricht, neue Lehrer und neue Freunde. Von meinen ersten Erlebnissen und Erfahrungen auf einer amerikanischen High School erzähle ich Euch beim nächsten Mal.
Herzliche Grüße, Eure Emma
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