"Veganer, das sind die Öko-Fritzen, die Alternativen, diejenigen, die es mit der Tierliebe übertreiben." Häufig sind das die ersten Assoziationen von Nicht-Veganern oder Skeptikern, wenn sie an vegane Ernährungsweise denken. Der vollkommene Verzicht auf jegliche tierische Produkte und Erzeugnisse ruft Unverständnis hervor. Viele Veganer haben sich für diese „besondere“ Ernährungsweise entschieden, weil sie das Leid der Tiere in den Mastbetrieben, aber auch das Töten von „glücklichen“ Tieren in Bio-Haltung, für den eigenen Genuss nicht verantworten möchten. Doch hinter der Überzeugung, die Ernährungsweise umzustellen, steckt einiges mehr als nur Ethik. Ich selbst bin vor einigen Wochen vom Vegetarier zum Veganer „konvertiert“.
Der Auslöser war für mich die Dokumentation „Gabel statt Skalpell“: ein rund eineinhalbstündiger Film, bei dem gar nicht die Tierliebe im Vordergrund steht, sondern die Gesundheit der Menschen. Sind tierische Produkte bedenklich? In der Dokumentation stellen einige international anerkannte Ärzte den schädlichen und krankheitsfördernden Effekt von tierischen Produkten (bzw. tierischen Eiweißen) auf unsere Gesundheit dar. Eine Vielzahl an Studien aus dem Ernährungsratgeber „China Study“, unter anderem durchgeführt von der Harvard University, belegen, dass Fleischprodukte hoch insulinogen wirken. Durch den ständigen Konsum von tierischem Eiweiß wurden in den letzten Jahrhunderten Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Herzinfarkt (Herzkrankheiten) usw. begünstigt. Forscher sind sich einig: Mit einer ausgewogenen, rein pflanzlichen Ernährung wären heute nicht so viele Menschen auf dem Planeten daran erkrankt.
Gefährliches Maß an Fleischkonsum
Beweis für den dramatischen gesundheitlichen Verlauf bieten die aktuellen Zahlen aus den Staaten: Jede Minute stirbt ein US-Bürger an einer Herzerkrankung. Die Zahl der Krebserkrankten ist ebenfalls erschreckend hoch. Und der Prozentsatz von Menschen, die im Verlauf ihres Lebens an Diabetes erkranken werden oder schon davon betroffen sind, ist ebenfalls so hoch wie nie zuvor. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem wachsenden Fleisch- und Zuckerkonsum seit Anfang des 20. Jahrhunderts und den genannten Krankheiten? Die beteiligten Ärzte sind sich einig, die Antwort lautet: Ja!
Zunächst stellte sich mir die Frage: Sind wir alle Marionetten der Lebensmittelindustrie? Seit ich mich zurückerinnern kann, habe ich noch nie einen Werbespot gesehen, in dem Milch nicht als gesunder Calciumlieferant angepriesen wird. Oder Fleisch als lebenswichtige und einzig wahre Proteinquelle. Dass diese Mythen falsch sind, meint Dr. Colin Campbell, emeritierter Professor für Biochemie, schon lange. Er stuft den Genuss von Milchprodukten tierischer Art als äußerst gesundheitsbedenklich ein. Denn (seine) Studien haben gezeigt, was eigentlich ganz nahe liegt: Die Milch, die eine Kuh für ihr Kalb produziert, ist für das junge Kalb die perfekte Nahrung. Konsumiert der Mensch jedoch die Milch, ist dies auf Dauer nicht gesund, begünstigt Allergien und Diabetes. Dafür, dass Milch und Milchprodukte für immer mehr Menschen unverträglich geworden sind, sprechen die steigenden Zahlen von Laktoseintoleranzbetroffenen.
Auch den im Volksmund populären Irrtum um die Proteinquelle Fleisch kann Dr. Campbell erklären. Das Protein im Fleisch war einer der ersten Nährstoffe, den die Menschen überhaupt entdeckt hatten. Menschen sahen seither das proteinhaltige Fleisch als „Lebenselixier“ an, so Campbell. Trotzdem warnt der Arzt. Tierische Fette enthalten sehr viel Cholesterin, das sich beim Genuss (zu) vieler tierischer Produkte in den Arterien ablagern kann. Und gerade diese Ablagerungen gelten als Hauptursache für häufig auftretende Herzkrankheiten.
Chancen und Risiken der veganen Eränhrungsweise
Mehrere medizinische Forschungen ergaben sogar, dass eine überwiegend vegane Ernährungsweise Zivilisationskrankheiten mildert oder sogar ganz heilt. Eine der bekanntesten Studien aus der „China Study“ zeigte zum Beispiel, dass Krebsraten in den Ländern geringer sind, in denen die Bevölkerung kaum tierischer Erzeugnisse konsumiert. Campbell und ein befreundeter Arzt Dr. Esselstyn haben gemeinsam bahnbrechende Untersuchungen in diesem Bereich erzielt. Beide Ärzte wuchsen selbst auf Bauernhöfen auf und halfen als kleine Jungen beim Kühe melken und in der Fleischproduktion. Dr. Campbell resümiert: „Ironie des Schicksals, dass wir beide heute vor den Produkten warnen, die unsere Familien produzierten.“
Ausschlaggebend für meine eigene Ernährungsumstellung waren aber nicht nur die Daten und Fakten, sondern vielmehr die Erkenntnis, dass ich mich als Vegetarier ganz schön ungesund ernährt hatte. Fast jeden Tag aß ich Joghurt, Käse und trank Milch. Natürlich müssen jetzt nicht alle Menschen, die tierische Produkte konsumieren, zum Arzt rennen. Solange keine zu große Menge dieser Produkte konsumiert wird, können sie auch einen positiven Effekt auf den Körper haben.
Vegan ist zudem nicht für jedermann empfehlenswert, weiß Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung. „Rein pflanzliche Ernährung kann zum Beispiel für Kinder in der Wachstumsphase gefährlich werden“, so Kersting. Zwar können Eisen und das Vitamin B12 supplementiert werden, für sehr junge Menschen unter 21 wird dies aber nicht empfohlen. Auch bei Säuglingen und Schwangeren kann dieser Stoffmangel negative Auswirkungen haben. Daher ist das Gespräch mit einem Arzt dringend erforderlich. Eine der Herausforderungen beim veganen Essen kennt auch Atilla Hildmann, ein hierzulande bekannter Fernsehkoch, vor allem bei jungen Leuten beliebt. „Es geht darum, hochwertige Alternativen zu finden, die auch genügend Aminosäuren liefern!“ Achtet man als Veganer nicht genau darauf, was man isst, kann es recht schnell zu einem Vitaminmangel kommen, der dem Körper deutlich schadet. Daher ist es wichtig, sich vorher genau zu informieren und gegeben falls einen Termin beim Ernährungsberater zu machen, der beim Ernährungsumstieg hilft.
Auch die Umwelt profitiert
Die Entscheidung, vegan zu leben, betrifft längst nicht ethische und gesundheitliche Aspekte. Auch der Umweltschutz ist ein Argument. Allbekannt dürfte es mittlerweile sein, dass Gase wie Methan, das von Kühen ausgestoßen wird, massiv zur Klimaerwärmung beitragen. Und trotzdem scheinen diese Tatsachen nicht auszureichen, den Fleischkonsum zu überdenken und zu drosseln. Um sich gesund zu ernähren, muss man theoretisch nicht ganz auf tierische Produkte verzichten. Dr. Ludwig Jacob, Arzt aus Bayern forschte jahrelang, um der optimalen Ernährung auf den Grund zu gehen und sein eigenes Übergewicht zu bekämpfen. „Für ein gesundes langes Leben sollten tierische Produkte nur maximal sieben Prozent der täglichen Kalorien ausmachen“, so Jacobs, der seit seiner Umstellung auf eine vegane Ernährungsweise ganze zwölf Kilo abgenommen hat und sich über eine deutliche Verbesserung seiner Blut- und Cholesterinwerte freuen kann. Alleine kann man sowieso nichts bewirken! Einer der Sprüche, der außer mir sicher schon vielen Vegetariern und Veganer schon mal zu Ohren gekommen ist. Doch eigentlich steckt dahinter meist nicht mehr als eine Ausrede, um Fleisch, Fisch und Co weiterhin zu konsumieren. Denn jeder Deutsche verzehrt in seinem Leben durchschnittlich rund 1.100 Tiere.
Niemand soll hier zum Veganer bekehrt werden, doch schon mit einem bewussteren und vor allem niedrigeren Konsum von tierischen Produkten ist nicht nur den Tieren und der Umwelt, sondern vor allem auch der eigenen Gesundheit geholfen. Ein Blick in die Zukunft hat auch die UNO geworfen und bekannt gegeben: „Wenn wir den Planeten auch noch in 100 Jahren ernähren wollen, dann ist dies nur mit einer überwiegend veganen Ernährung möglich.“
Weiterführende Informationen zu Pro und Contra Veganismus gibt es hier:
http://www.provegan.info/de/vegan/fuer-menschenrechte/
http://www.provegan.info/de/vegan/fuer-klima-und-umweltschutz/
http://www.ugb.de/vegan-ernaehren/vegane-ernaehrung/
http://www.livingathome.de/kueche/leben-veganer-gesund-oder-ungesund-60231.html
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