Wer hätte das noch vor ein paar Monaten gedacht, als alle WM-Träume ausgeträumt schienen: Die deutsche Handballnationalmannschaft hatte im letzten Qualifikationsspiel für die Handball WM in Katar mit nur einem Tor gegen Polen verloren. Wie schon bei den Europameisterschaften 2014 scheiterte das Team des damaligen Bundestrainers Martin Heuberger damit bereits in der Qualifikation. Kaum zu fassen, dachte sich wohl auch der Internationale Handballverband (IHF) und vergab kurzerhand eine Wildcard an Deutschland.
Da bei einer Weltmeisterschaft aber nur eine bestimmte Anzahl an Startplätzen zu vergeben ist, mussten die eigentlich qualifizierten Australier auf Beschluss der IHF ihren Startplatz an Deutschland abtreten. Offizieller Grund dafür: Es gebe keinen anerkannten Kontinentalverband Ozeanien. Inoffiziell fürchtete die IHF wohl eher mangelnde mediale Aufmerksamkeit für die WM, die durch das Fehlen einer der größten Handballverbände stark beeinträchtigt werden könnte. Glück für die Deutschen, Pech für die Australier, könnte man auch sagen.
Es lag nun am DHB, bis zu Beginn der Weltmeisterschaften im Januar 2015 ein turnierfähiges Team auf die Beine zu stellen. Möglich werden sollte das durch die Entlassung des Ex-Bundestrainers Martin Heuberger. An seine Stelle trat der Trainer der Füchse Berlin, Dagur Sigurdsson. Er sollte es richten und stellte eine neue, bedeutend jüngere Mannschaft zusammen. Offensichtlich nicht ohne Erfolg. Seit der Verpflichtung des neuen Bundestrainers läuft es wieder rund im deutschen Handball. Dagur Sigurdsson hat als Trainer seine ganz eigene Philosophie: Er nominiert neben vielen jungen Spielern den erfahrenen aber streitbaren Spieler Mimi Kraus, setzt auf eine starke Abwehr als Fundament für das deutsche Spiel und entwickelt für jeden Gegner eine neue Strategie.
Doch ein guter Trainer alleine reicht nicht aus, um ganz große Ziele zu erreichen. Die Mannschaft muss auch in der Lage sein, mit dem Druck, der auf den Schultern jedes einzelnen Spielers liegt, umzugehen. Durch die nicht geschaffte Qualifikation ist die Erwartungshaltung gegenüber der Mannschaft zwar gering gewesen, jedoch will das deutsche Team beweisen, dass es auf dem hohen internationalen Niveau mithalten kann. Und alles in allem haben sie das wohl auch geschafft. Platz sieben und einen Platz bei der Olympiaqualifikation sprang am Ende für Deutschland raus.
Abgesehen von der Tatsache, dass deutsche Handballfans die WM nur auf Sky verfolgen konnten, weil ARD und ZDF keine Übertragungszusage erhielten, dürfte die Mehrheit der deutschen Handballfans zufrieden sein und freut sich auf die Europameisterschaften 2016. Dann hoffentlich mit Übertragung durch die öffentlich-rechtlichen Sender und ohne die umstrittene Vergabe einer Wildcard.
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