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Aktuelle Seite: Startseite / Engagement / Corona-Auszeit: Ich sehe was, was du nicht siehst

Corona-Auszeit: Ich sehe was, was du nicht siehst

22. März 2020 von Fabian Brand Kommentar verfassen

In diesen bewegten Tagen werden wir von Informationen und Bildern überflutet. Dabei stellt sich die Gefahr ein, das zu übersehen, was in unserem konkreten Lebensumfeld geschieht. Sehen zu können, worauf es wirklich ankommt, ist das Gebot der Stunde.

© Pixabay

Reinschauen und Foto machen

Eigentlich wollten sie ja nur mal kurz reinschauen und schnell ein Foto machen. Und von einem Augenblick auf den anderen sind sie auch schon wieder verschwunden. Der heilige Ort dient höchstens noch als Fotomotiv für einen Schnappschuss. Aber mehr auch nicht. Wie auch? Immerhin ist das Reiseprogramm so dicht, dass es gar nicht reicht, einen Moment zu verweilen. Der Touri-Guide steht an der Tür und drängt zum Weitergehen. Schauen und Foto okay – für mehr bleibt keine Zeit.

Als Student im Heiligen Land habe ich viele Reisegruppen erlebt. Manchmal haben wir uns einfach nur ins Café gesetzt und beobachtet. Zugeschaut, wie sich Menschenmassen durch eine Kirche schieben, manchmal etwas unbeholfen dreinblicken, weil sie gar nicht wissen, was es mit diesem Gebäude überhaupt auf sich hat. In dem Moment ist das aber auch egal. Die Hauptsache ist doch, dass alles fotografisch (oder besser noch mit dem Smartphone als Film) festgehalten ist. Nur kurz reinschauen eben.

Sehen können

Ums Sehen geht es auch im Evangelium vom vierten Fastensonntag, das im neunten Kapitel des Johannesevangeliums steht. Jesus ist in Jerusalem und dort trifft er auf einen Menschen, der seit seiner Geburt blind ist. Er kann nicht sehen. Und Jesus kennt seine Sehnsucht, er weiß, was diesen Menschen bewegt: Sehen können, endlich nicht nur die Welt tastend und fühlend erkunden, sondern anschauen und bewundern, staunen und beobachten. Jesus heilt ihn, er öffnet ihm die Augen und erfüllt so sein Verlangen.

Das sehen, worauf es wirklich ankommt. Vielleicht ist das in diesen bewegten Tagen so wichtig, wie selten zuvor. So viel flimmert in diesen Tagen über den Fernsehbildschirm: Bilder aus aller Welt, Zahlen von Infizierten, von Todesfällen, leergefegte Straßen und Plätze und Prognosen, wie es denn sein wird, was denn alles noch kommen könnte. All das sehe ich und manches muss ich auch mit ansehen, obwohl ich es gar nicht will. Und doch: Es ist gut und wichtig, sich zu informieren und zu wissen, was los ist.

Bei all dem, was ich da mit ansehen muss, kommt mir das Evangelium vom Blindgeborenen gerade recht: „Als er zurückkam, konnte er sehen“, heißt es da bei Johannes. Auch ich möchte sehen können! Ich möchte das sehen können, was ich derzeit so oft links liegen lasse, weil ich von so vielen Eindrücken übermannt werde. Ich blicke auf den Bildschirm und betrachte die Bilder aus Italien oder China, ich lese die Zahl der Neuinfizierten, manch erschreckende Prognose jagt mir regelrecht Angst ein. Und dabei sehe ich so vieles auch nicht. Ich verliere die einzelnen Menschen aus den Augen, die in diesen Tagen besonders unser Mitgehen brauchen. Hinter jeder Zahl steht ein Mensch, steht das Schicksal einer ganzen Familie. Das möchte ich sehen.

Nur mal kurz reinschauen, nur schnell einen Schnappschuss mitnehmen: Das reicht nicht. Das ist zutiefst oberflächlich. Und diese Oberflächlichkeit birgt eine Gefahr: Die Gefahr, sich in Angst und Sorge zu verlieren und ein Leben zu leben, dass sich im bloßen äußeren Anschein erschöpft. Diese Äußerlichkeit aber ist trügerisch. Sie verhindert es, tiefer zu blicken, gewissermaßen eine Meta-Ebene zu verlassen und sich auf das ganz Konkrete einzulassen. Sehen können.

Nicht nur gebannt auf die Nachrichtensendungen oder News-Ticker starren, sondern es auch einmal zulassen, die Augen nach links und rechts zu wenden. Den Menschen ins Angesicht zu schauen, mit denen ich hier und heute mein Leben teile. Die kleinen Wunder der Natur zu sehen, die in diesen Frühlingstagen langsam aber sicher wieder zu neuem Leben erwacht. Sehen, dass auch ich etwas dazutun kann, dass die Verbreitung von Corona gestoppt wird. Sehen können.

Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich kann mich erinnern, dass wir als Kinder große Freude bei einem Spiel hatten: Ich sehe was, was du nicht siehst. Wahrscheinlich haben wir es stundenlang gespielt. Dinge sehen, die kein anderer sieht. Sich nicht mit dem Oberflächlichen zufriedengeben, sondern die Augen für die Details schärfen. Das Unentdeckte entdecken, anders sehen, weiter sehen als die Anderen.

Aufgrund der Ausgangssperre habe ich viel geschenkte Zeit. Ich möchte sie nutzen, um wieder einmal zu spielen: Ich sehe was, was du nicht siehst. Wer nur kurz reinschaut und ein Foto macht, wird keine große Chance haben, hier zu gewinnen. Dazu muss man sehen können. Wirklich sehen können, worauf es ankommt.


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Fabian Brand

Fabian Brand

Fabian Brand, geboren 1991, kennt die Cafés im Heiligen Land mindestens genauso gut, wie die archäologischen Stätten. Nach seinem Theologiestudium in Würzburg und Jerusalem arbeitet er als freier Autor und genießt es, Bücher nicht zu lesen, sondern auch selbst zu machen. Inspiration für neue Projekte findet er sowohl auf dem Berg Zion als auch auf dem Staffelberg oder im heimischen Garten.
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Kategorie: Engagement Stichworte: Coronavirus, Gemeinschaft, Mitgefühl, Pandemie, Weitsicht

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Über Fabian Brand

Fabian Brand, geboren 1991, kennt die Cafés im Heiligen Land mindestens genauso gut, wie die archäologischen Stätten. Nach seinem Theologiestudium in Würzburg und Jerusalem arbeitet er als freier Autor und genießt es, Bücher nicht zu lesen, sondern auch selbst zu machen. Inspiration für neue Projekte findet er sowohl auf dem Berg Zion als auch auf dem Staffelberg oder im heimischen Garten.

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