Diesen Herbst ist wieder Bundestagswahl – Zeit also, das eigene Recht auf demokratische Mitbestimmung wahrzunehmen. Gerade für die vielen Wechselwähler stellt sich nun die Frage: Welche Partei wähle ich und wie gut muss ich meine Kreuzchen beim Gang zur Wahlurne überdenken?
Viele Bürger sind noch unentschlossen – sie haben noch nicht entschieden, welche Partei sie wählen oder ob sie überhaupt wählen gehen. Denn nur wenige Menschen haben heutzutage noch starke Bindungen zu einer bestimmten Partei und identifizieren sich ausschließlich mit dieser. Gerade bei jungen Leuten gibt es kaum Stammwähler, dafür insgesamt viel mehr Wechselwähler, die kurzfristig entscheiden – anhand von Sachfragen und anhand der Spitzenkandidaten. Gerade diese „unberechenbaren“ Wechselwähler entscheiden letztendlich über den Wahlausgang und können die erhobenen Umfragen noch einmal umwerfen.
Eigentlich ist es die Pflicht eines Bürgers, sich zu informieren, um dann mit gutem Gewissen seine Kreuzchen zu setzen. Aber trotzdem stellt sich die Frage: Wie gut muss ich meine Entscheidung überdenken?
Man selbst hat nur wenig Einfluss auf den Ausgang der Wahl
Hat man keinen Partei-Favorit, nähme es sicherlich einige Zeit in Anspruch, würde man alle Parteiprogramme studieren. Klar, dass das nur die wenigsten machen – viel zu viel Aufwand für zwei kleine Kreuzchen bei der Bundestagswahl. Oder es besteht schlichtweg kein Interesse. Auch eine Hemmschwelle: Man ist nur einer von 61,5 Millionen Wahlberechtigten. Die eigene Stimme ist nur wenig ausschlaggebend für das Wahlergebnis. Die Hürde, sich angemessen zu informieren und überhaupt zur Wahl zu gehen, ist daher immer entsprechend hoch. Und gerade bei jungen Leuten ist die Politik- und Parteienverdrossenheit groß – und auch die Zahl der Nichtwähler.
An den Wahlplakaten kann man sich nur wenig orientieren – kann man da doch bei fast allen Plakaten nur zustimmend nicken. Doch heutzutage gibt es genügend Hilfestellungen für den unentschlossenen Bürger: Neben den üblichen Medien gibt es zahlreiche Talkshows, Kanzlerduelle, Dokumentationen, Interviews und auch neue Formate, die über Social Media und YouTube laufen.
Der Wahl-O-Mat als Entscheidungshilfe?
Wenn all das immer noch nicht reicht, gibt es den mittlerweile allseits bekannten Wahl-O-Mat: 2002 ins Leben gerufen von der Bundeszentrale für politische Bildung hat er sich mittlerweile zu einer gern genutzten Entscheidungshilfe etabliert. Sollte man seine Entscheidungen aber wirklich einem solchen Tool unterwerfen? Macht man es sich damit nicht zu einfach?
Inzwischen gibt es ja auch Wahl-Apps, die noch einfacher gestrickt sind. Demokratie, ja gerne – aber ist man dann selbst am Zug, ist der Aufwand, sich gescheit zu informieren, doch zu groß? Schließlich ist gerade der Wahl-O-Mat als eine Ergänzung zu klassischen Informationsquellen gedacht. Er soll anregen sich weiter zu informieren und soll motivieren, zur Stimmabgabe zu gehen.
Ist es verwerflich, seine Kreuzchen leichtfertig abzugeben?
Ist es aber so schlimm die Partei zu wählen, bei der es laut Wahl-O-Mat am meisten Übereinstimmung gibt? Kann man einfach aus dem Bauch heraus abstimmen und so das Risiko eingehen, dass man eine andere Wahl getroffen hätte, wäre man besser aufgeklärt gewesen? Können schon. Aber ist es verwerflich, wenn man seine Kreuzchen leichtfertig abgibt – während andere mit vollster Überzeugung hinter einer Partei stehen? Womit man auch zu der Frage käme – ist es sinnvoll aus Protest eine Partei zu wählen, nur um die vorige Regierung abzustrafen? Obwohl man selbst weiß, dass man der gewählten Partei eher ungern Verantwortung für die nächsten vier Jahre übertragen möchte?
Besonders vorbildlich klingt das alles nicht. Aber auch das gehört wohl zu einer Demokratie. Schließlich hat hier das Volk die Entscheidungsmacht – und der eine entscheidet so, der andere lieber so. Und klar kann sich der Rentner deutlich umfassender informieren als jemand, der jeden Tag zur Arbeit muss. Das Ziel eines jeden sollte es jedoch sein, sich selbst ausreichend informiert zu fühlen. Und alles immer noch besser als gar nicht zur Wahl zu gehen und trotzdem ständig zu jammern.
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