Am zweiten Weihnachtsfeiertag gedenken Christen des heiligen Stephanus. Er gilt als erster Märtyrer. Das zerstört die Feiertagsfreude ganz schön – tut aber auch gut.
Wer am zweiten Weihnachtsfeiertag einen katholischen Gottesdienst besucht, dürfte in seiner Weihnachtsstimmung ein wenig getrübt werden. Denn in den Lesetexten wird nicht von der Geburt Jesu erzählt, sondern vom ersten Märtyrer des Christentums: Diakon Stephanus. Die erste Lesung (Apostelgeschichte 6,8-10; 7,54-60) berichtet in Auszügen vom Schicksal des Mannes. Zunächst war die Arbeit für die Apostel in Jerusalem zu viel geworden. Daher bestellten sie Helfer, „Diakone“. Bis heute gibt es diesen Dienst. In der katholischen Kirche sind Diakone zuständig für die Armen, im Gottesdienst verkünden sie das Evangelium und dürfen auch predigen. Zudem können sie die Taufe spenden, beim Sakrament der Ehe assistieren oder Tote beerdigen. Stephanus nun, ein „Mann, erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist“ war der erste Diakon.
Anklage: Gotteslästerung
Einigen jüdischen Autoritäten passt da nicht, sie fingieren eine Anklage gegen Stephanus, er habe gegen Mose und gar gegen Gott selbst gelästert. In einer langen Verteidigungsrede wirft er seinen Ankläger vor, sie würden das jüdische Gesetz nicht befolgen. Das wollen die nicht auf sich sitzen lassen – sie sind empört. Stephanus zeigt sich davon unbeeindruckt: „Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief: Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes sitzen.“ (Apostelgeschichte 7,55-56) Das begreift die Versammlung abermals als Gotteslästerung und steinigt ihn. Explizit wird einer der Verbrecher genannt: Saulus. Kurze Zeit später begegnet er Jesus, wandelt sein Leben radikal und wird zum Christen. Wir kennen ihn unter seinem anderen, zweiten Namen: Paulus.
Für den Glauben in den Tod
Damit wurde Stephanus zum ersten Märtyrer. Darunter verstehen Christen Menschen, die um ihres Glaubens willen in den Tod gehen. Sie bringen nicht Tod, sie erleiden ihn. Der Glaube ist ihnen so wichtig, dass sie eher sterben als ihn zu verleugnen. Es mag uns erscheinen, als sei das aus der Zeit gefallen. Doch auch heute noch werden in vielen Regionen der Welt Menschen getötet, weil sie Christen sind. Ihr Glaube eckt an, entspricht nicht der breiten Masse und soll daher ausgerottet werden. Das Evangelium des Stephanstages (Matthäus 10,17-22) hat das schon vorausgesehen. Jesus spricht zu seinen Jüngern über die Schmerzen, die sie erleiden werden. Sie werden vor Gericht gestellt, ausgepeitscht, in den Tod geschickt. Selbst innerhalb von Familien werde dies geschehen. Sorgen sollten sich die Jünger indes nicht machen: „Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr reden sollt.“ (Matthäus 10,19)
Gott ist nicht einfach
Gott verlässt die Seinen nicht. Auch wenn er Schmerzen und Tod nicht abwendet, alleine ist niemand, der für ihn stirbt – das ist die Botschaft. Doch Jesus setzt nach: „Und ihr werdet um meines Lebens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet.“ (Matthäus 10,22) Dieser Satz lässt schlucken. Gerettet wird, wer bis zum Ende standhaft bleibt. Wird nur gerettet, wer standhaft bleibt? Wer kann das denn? Wer bleibt standhaft, wenn er sterben soll für seinen Glauben? Kann man denn nicht so tun, als würde man den Glauben aufgeben? Die Worte Jesu sind nicht immer leicht. Sie sind nicht immer kuschelig, tröstend und wärmend. Sie können auch mal erschaudern lassen. Das zeigt: Gott ist nie einfach.
Weihnachten und der Tod
Irritierend ist es, an Weihnachten mit diesem Thema konfrontiert zu werden. Gleichzeitig aber kann das auch guttun. Gerade an den Feiertagen passiert es ja oft, ein rosarotes Bild der Welt zu malen. Wir verdrängen unsere eigenen Probleme, aber auch die der ganzen Welt. Das heißt aber nicht, dass es keine Schmerzen und kein Leid mehr gibt. Und zur Geburt des kleinen Kindes im Stall von Bethlehem gehört auch, dass Tausende von Menschen durch die Geschichte hindurch ihr Leben für dieses Baby gegeben haben. Stephanus war der erste dieser Märtyrer. Bis heute muss er Nachfolger finden, die in unseren Tagen, ja heute, ihr Leben für das Bekenntnis zu Jesus Christus geben.
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