Ab November kann man ihm bereits kaum noch entkommen, dem Weihnachtskitsch. Die Supermärkte sind voll von Lebkuchen und Adventskalendern, die Läden sind winterlich geschmückt und alles deutet darauf hin, dass bald wieder der Weihnachtsmann die Geschenke unter den Baum legt. Doch noch einer weiteren Sache kann man kurz vor Weihnachten kaum entgehen: Der Kritik an der „Kommerzialisierung von Weihnachten“. Warum Christen da nicht mitmachen müssen und sich stattdessen auf die Kernbotschaft besinnen können.
So gut wie jedes Magazin und Portal weist diese Tage wieder darauf hin, dass der „Mann in rot“ eine Erfindung von Coca-Cola sei und doch recht wenig mit dem „Fest der Liebe“ zu tun habe. Fest der Liebe? An sich eine schöne Bezeichnung, welche für Weihnachten immer wieder zu hören ist. Doch auf Nachfrage, was denn damit genau gemeint sein soll, fallen schnell Worthülsen, die im Kern genauso hohl sind wie die bösen Kommerz-Schokoweihnachtsmänner selbst: Als „Fest des Schenkens“, des „Füreinander daseins“ oder schlicht „Tag der Familie“ wird Weihnachten dann beschrieben.
Und klar, der kommerzbefreite Mensch weiß natürlich, dass Weihnachten auch was mit diesem Jesus zu tun hat – immerhin geht man ja an Weihnachten noch in die Christmette. Wer also statt dem Weihnachtsmann die Krippe im Fenster stehen hat, seinen Adventskranz leuchten lässt und brav in die Kirche geht, hat doch den Sinn von Weihnachten voll verstanden, oder nicht? Nun ja …
Und wir Christen?
Oft kann man sich des Eindruckes nicht entledigen, dass auch wir Christen den Sinn der Adventszeit genau so vergessen haben wie die, die Weihnachten und die Wochen davor als reines gesellschaftliches „Familienfest“ feiern. Die Art und Weise, die Umstände, wie wir die Adventszeit und Weihnachten begehen, überwuchern oft den Kern dieser Zeit völlig. Natürlich haben die Geschenke unter dem geschmückten Nadelbaum ihre Berechtigung, ebenso wie die Adventskränze, Ministranten-Punschabende und Weihnachtsmärkte. Gerade als Regensburger, der ich bin, kommt man in der Tat kaum umher, auf den wunderschönen fürstlichen Weihnachtsmarkt auf Schloss Thurn und Taxis zu gehen. Und es gibt auch keinen Grund, darauf zu verzichten. All diese Traditionen und Gewohnheiten, die wir mit der Advents- und Weihnachtszeit verbinden, sind schön, erfreulich und haben ihren Reiz. Bei aller Winterstimmung dürfen wir aber nicht vergessen: Sie sind, was sie sind, ein gesellschaftliches Phänomen in unserem Breitengrad in dieser Jahreszeit, das aber mit der Adventszeit und dem Weihnachtsfest an sich primär nichts zu tun hat.
Zurecht machen sich viele über diejenigen „besorgten Bürger“ lustig, welche ernsthaft meinen, sie verteidigen das Christentum, wenn sie statt „Wintermarkt“ darauf bestehen, „Weihnachtsmarkt“ zu sagen. Weihnachten wird verteidigt, wenn darauf hingewiesen wird, dass unsere Freude an Weihnachten nicht in Geschenkpapier unter einem Nadelbaum liegt, sondern dass unsere Weihnachtsfreude die Hoffnung ist, die uns das Leben, der Tod und die Auferstehung Christi gegeben hat. Weihnachten wurde noch nicht erfasst, wenn an jedem Adventssonntag eine Kerze am Adventskranz angezündet oder die Krippe schön geschmückt wird. All das sind Traditionen, wenn auch teilweise sehr junge, welche ihre theologische Berechtigung und Bedeutung haben. Die Adventszeit ist aber viel mehr.
Worum geht es Christen eigentlich in Advents- und Weihnachtszeit?
Was also ist denn nun der Advent und das Weihnachtsfest und was wird eigentlich gefeiert? Wir feiern nicht nur einen Geburtstag, die Feier der Geburt zeigt Christen das ganze Heilsgeschehen, das durch Jesu Geburt geschah, auf. Kaum eine Stelle in der Bibel fasst dieses Geschehen besser zusammen als Johannes 3,16: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“
Die Geburt Christi kann folglich ohne Bewusstsein für seinen Tod und seine Auferstehung nie gedacht werden. Die Bezeichnung „Fest der Liebe“, ist also gar nicht so verkehrt, wie es am Anfang eventuell herübergekommen sein könnte. „Liebe“ aber im Sinne von selbstloser Hingabe und nicht im Sinne von Rentierpullover-Gruppenromantik.
Was folgt aber aus diesem Wissen über das Fest für die Adventszeit, also die Zeit, die auf die Ankunft des Erlösers Christi vorbereiten soll? Die Frage ist eigentlich selbsterklärend und kann und muss von jedem, der dem christlichen Glauben angehört, selbst beantwortet werden: Bereite ich mich in der Adventszeit auf die Ankunft Christi vor oder durchlaufe ich nicht doch nur einem Sammelsurium an „Weihnachtstraditionen“?
Kaum noch einer hat im Bewusstsein, dass die Adventszeit eine Bußzeit ist, eine Zeit, die mir helfen soll, mich von Überflüssigem zu trennen und meinen Blick auf den Kern der Sache zu richten: Der Ankunft Christi. Eine Tatsache, die lohnt, wiederentdeckt zu werden. Längst ist es zum geflügelten Wort geworden, sich „nach der stillen Zeit erst einmal ein paar ruhige Tage nehmen zu müssen“. Wenngleich die Traditionen in der Weihnachtszeit viel Freude verbreiten, so bringen sie doch auch viel Stress, Aufwand und Mühe mit sich. Sich davon teilweise bewusst zu entfernen und den Blick auf das Wesentliche zu reduzieren, kann ein erster Schritt sein, die Adventszeit auch als solche zu begehen.
Gerade zu Weihnachten ist für viele Menschen eine Zeit der Trostlosigkeit und Einsamkeit. Dabei sollte die Weihnachtsfreude gerade die erfüllen können, die keine Familie, kein Zuhause und kein Geld für teure Geschenke oder festlichen Schmuck haben. Dabei rührt unsere Weihnachtsfreude doch von einer ganz andern Quelle her – sie kommt aus der Krippe und nicht aus dem Kaufhaus. Als Kirche, also als Gemeinschaft aller Glaubenden, sollten wir in erster Linie zusammen diese echte Weihnachtsbotschaft teilen und von dieser Freude sollten wir erzählen.
Abschließend lässt sich sagen, dass es bei aller Kritik nie dazu kommen sollte, einer der „Weihnachtsgrinche“ zu sein, die miesgrämig durch die Gegend ziehen und jeden böse ansiehen, der sich neben einem Weihnachtsmann seinen Glühwein schmecken lässt und dabei „Rudolph the red nosed reindeer“ trällert. Diesen kitschig-weltlichen Dingen gegenüber sollten wir Christen eventuell sogar viel offener sein, als wir es oft sind. Den Katholizismus macht es ja gerade aus, nicht puritanisch zu sein, also in Lebensfreude und Spaß nichts Negatives zu sehen.
Doch wenn wir Christen dann von Weihnachtsfreude reden, sollten wir uns nicht auf diese Dinge beziehen, sondern auf die Weihnachtsfreude die wir mit allen teilen: Christus der Retter ist da!
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