Wer suchet, der findet, sagt ein altes Sprichwort. Und Sprichwörter drücken ja allgemeine Weisheiten aus, es muss also etwas dran sein an diesem Spruch. Aber gilt er auch für die Liebe?
Sicherlich kann man die Liebe suchen. Und sicherlich kann man sie auch finden. Ob man aber die Liebe genau dann findet, wenn man gezielt danach sucht, sollte in Frage gestellt werden.
Wer zu eifrig suchet, der findet nicht
Ja, es ist schwer: Auf den Wiesen liegen im Sommer die Pärchen, in den Eisdielen teilen sie sich einen Früchtebecher für zwei und der beste Freund redet die ganze Zeit von seiner Partnerin. Da kann man als Single schon mal die Krise kriegen. Dann kann man sich wünschen, nicht mehr allein zu sein. Dieser Wunsch ist völlig legitim. Allerdings wird die Partnersuche nicht dadurch einfacher, dass man in krampfhaftes Suchen verfällt. Es ist schwierig, ein normales Gespräch mit einem netten Typen zu führen, wenn man ihn direkt auf die eigenen Kriterien abklopft, die der Traumpartner erfüllen sollte. Es ist schwierig, wenn man nicht unverfänglich mal mit jemandem einen Kaffee trinken kann. Es ist schwierig, wenn man sich am Wochenende durch verschiedene Betten schläft, auf der Suche nach dem einen Partner oder der einen Partnerin. Und all das ist auf die Dauer auch unglaublich anstrengend. Es macht keinen Spaß und es frustriert. Denn wer krampfhaft sucht, der verschließt sich, selbst wenn er genau das Gegenteil möchte.
Wer gar nicht suchet, der findet gar niemanden
Natürlich bedeutet das nicht, dass man nicht seine Augen offen halten sollte. Und wer es mag, kann natürlich auch tindern, sich in irgendwelchen Datingforen tummeln oder Kontaktanzeigen lesen. Natürlich sollte man etwas unternehmen, wobei man interessante Menschen und vielleicht sogar „den einen“ treffen kann. Wer Hobbys hat und viel unter Menschen ist, hat dafür viel bessere Chancen bei der Partnersuche. Und wenn nun eine Freundin meint, einen Kuppelversuch starten zu müssen, darf man sich natürlich darauf einlassen. Nur weil man keinen Partner/keine Partnerin findet und der Überzeugung ist, dass das Leben es in dieser Hinsicht einfach nicht gut mit einem meint, sollte man nicht direkt die Flinte ins Korn werfen. Denn ein anderes Sprichwort weiß: Für jeden Topf gibt es einen Deckel.
Wer nicht suchet, der findet
Trotzdem finden viele einen Partner mehr oder weniger zufällig. Wie schon John Lennon wusste: Leben ist das, was dir passiert, wenn du gerade dabei bist, andere Pläne zu machen. So ist es vielleicht auch mit der Liebe: Liebe ist das, was dir passiert, wenn du gerade dabei bist, keinen Partner zu suchen. Damit hier nicht einfach nur Thesen aufgestellt werden, die ohne Belege sind, folgen nun ein paar schöne Geschichten aus dem wahren Leben. Sie zeigen: Wer nicht suchet, der findet.
Zum Beispiel: Sie ist gerade dabei, ihr Auslandssemester zu planen und ihr bleiben noch genau drei Wochen vor dem Abflug. Natürlich trifft sie ihn ausgerechnet jetzt, und dann ist mit ihm auch noch ausgerechnet alles anders als mit allen anderen Typen vorher. Oder: Wenn sie gerade sechs Monate für ein Praktikum in Mexiko verbracht hat und in der allerletzten Woche des Aufenthaltes der Funke überspringt, weil sie einen „Latin-Lover“ kennengelernt hat. Oder: Wenn sie sich vor drei Tagen von ihrem Ex-Freund getrennt hat und auf einmal, fast wie aus dem Nichts, ein viel besserer Freund an ihrer Seite auftaucht. Oder: Wenn ihre Oma gerade gestorben ist, und sie einfach nur traurig ist, aber da jemand erscheint, der sie mehr als auffängt. Sie alle haben sich wohl nicht gesucht und doch gefunden.
Das muss nicht immer klappen. Aber es klappt besser, das Leben und die Liebe auf sich zukommen zu lassen, als zu viel zu erwarten. Man kann sich viel erträumen. Aber was dann im wirklichen Leben passiert, ist manchmal noch schöner. Und jeder sollte versuchen, offen zu sein, für den einen Moment, in dem dann zwar kein Partner vom Himmel fällt, dir aber vielleicht auf die Füße tritt.
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