Theaterspielen ist ein Hobby, das viele in Schulzeiten ausprobiert haben. Wer noch einen Schritt weitergehen will, widmet sich dem Improtheater zu: Schauspielern ohne ein festes Stück und ohne Text. Dafür mit viel Dynamik, die in kurze Szenen gepackt sind. Und auch das kann geübt werden.

Eine kleine Theaterbühne in Köln Dellbrück. Schweinwerfer an der Decke beleuchten die Mitte, in der ein Mann steht. Er ist allein auf der Bühne, außer ihm steht da noch ein Klavier am Rand. Aber es gibt keine Kulisse, es gibt keine Requisiten und auch keine Souffleuse, deren Hinterkopf man aus dem Publikum sehen könnte. Der Mann ist dem Publikum zugewandt und fängt an, mit ihnen zu sprechen, nein, er fordert sie auf: „Gebt mir ein Genre!“ Kurzes Murmeln im Publikumssaal, dann ruft einer „Bollywood!“. Nanu, mag sich ein Außenstehender denken. Ein Theater, in dem das Publikum mit einbezogen wird? Richtig, denn wir befinden uns beim sogenannten Improtheater. Das Wort beschreibt, was es ist: Die Schauspieler stehen auf der Bühne und improvisieren. Es gibt nicht ein Stück das gespielt wird, es gibt keine Kulisse und es gibt keinen Text, an den sich die Schauspieler halten müssen.
So geschah es vergangenen Monat in der Kölner „Zirkusfabrik“, einer Kulturanstalt, die bis zu zweimal im Jahr zum sogenannten „Improgulasch“ einlädt. Dann kommen unterschiedliche Theatergruppen angereist, die sich alle dem Improtheater verschrieben haben. Ähnlich wie beim Gulasch geht es also darum, unterschiedliche Zutaten in einen Topf zu werfen und am Ende kommt ein feines Gericht bei raus. Bei diesem Mal waren es 15 Schauspieler auf einer kleinen Bühne, die vor großem Publikum ihre Schlagfertigkeit und Können in Sachen improvisiertem Schauspiel zum Besten gaben. Dabei geht es um sogenannte Disziplinen, also im Grunde genommen kleine Theaterstücke, die nach und nach dem Publikum gezeigt werden. Ganz ungeplant ist so ein Improtheater also doch nicht. „In erster Linie sollen die Leute zum Lachen gebracht werden“, sagt Dennis Rubel, Organisator der Aufführung. Er moderierte an diesem Abend und hatte zuvor das Publikum nach einem Film-Genre gefragt.
Die Disziplin nannte sich „Genre-Replay“: Gespielt wurde eine kurze Szene, die anschließend in bestimmten Genres wiederholt wurde. Das war zunächst eine ganz banale Szene: Ein Mann will einer Frau seine Liebe gestehen. Packt man das Ganze dann ins Bollywood-Genre, so bekommt die zuvor gesehen romantische Szene eine komplett neue Dynamik und Atmosphäre. Nach Bollywood wünschte sich das Publikum Science-Fiction. Innerhalb von Sekunden verwandelte sich das tanzende Paar in zwei Roboter, die über die Bühne staksten. „Beim Improtheater lernt man, schnell mit neuen Situationen umzugehen und mit anderen Leuten zu agieren“, erklärt Dennis. Er ist schon seit sechs Jahren beim Improtheater: „Durch das Spielen lernt man, schnell mit neuen Situationen zurechtzukommen und mit immer anderen Leuten zu agieren.“ Improtheater sei ein tolles Hobby, weil es einen für alle Lebensbereiche helfen würde.
Auch deshalb sind neue Leute in der Theatergruppe von Dennis, der eigentlich Sonderschulpädagoge ist, immer willkommen. Einmal pro Woche trifft sich die Gruppe „Chaos Impro“ und übt in den Kellerräumen der Uni Köln. Übt? Ja, denn auch das Improvisieren will gelernt sein. Man spielt unterschiedliche Disziplinen durch, überlegt sich neue Konzepte oder wagt sich auch mal an eine ernste Szene heran: „Gerade ernste Emotionen sind schwer zu spielen. Als Schauspieler ist es nicht so leicht auszuhalten, wenn das Publikum nicht fortwährend lacht“, erklärte Dennis. Und fügt hinzu: „Aber wenn man den Lacher bis zum letzten Moment hinausgezögert hat, ist es eine umso größere Freude, für das Publikum als auch für den Schauspieler.“
Für den Herbst ist die sechste Aufführung von „Improgulasch“ geplant. Wieder in der Zirkusfabrik, wieder mit unterschiedlichen Theatergruppen. Interessierte, die sich selber an das improvisierte Theaterspielen heranwagen möchten, finden unter www.facebook.de/chaosimpro weitere Informationen.
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