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Aktuelle Seite: Startseite / Kultur / Kann Journalismus Frieden schaffen? Peace Journalism

Kann Journalismus Frieden schaffen? Peace Journalism

22. April 2015 von Elisabeth Heiß 1 Kommentar

Medien tragen dazu bei, dass Kriege immer schlimmer werden, dachte sich der Psychologe Johan Galtung. Und so entwickelte er das Konzept des Peace Journalism: Medien sollen helfen, Frieden zu schaffen. Seine Theorie könnte unser Mediensystem revolutionieren.

Überall um mich herum ist Krieg. Nicht, wenn ich aus dem Fenster sehe. Dann sehe ich die ersten Frühlingsbäume blühen, die Katze schläft in der Sonne. Doch sobald ich den Fernseher anschalte, das Radio aufdrehe oder die Tageszeitung aufschlage, dann kommen mir hunderte Tote entgegen, Bilder von zerstörten Häusern, vermummte Kämpfer mit Waffen. Gerade in der Außenpolitik und internationalen Konflikten müssen wir als Mediennutzer uns auf die Journalisten verlassen: Auf die Korrespondenten und Nachrichtenagenturen vor Ort, die ihre Eindrücke für die Leser, Zuschauer und Hörer festhalten und auf die Redaktionen zu Hause, die deren Nachrichten auswählen und ihnen einen Platz im jeweiligen Medium einräumen.

Krieg und internationale Krisen sind in den Medien allgegenwärtig, sie bekommen viel Platz in den Politikressorts der Zeitungen, sind die Schlagzeile vieler Nachrichtensendungen. Über Frieden wird nicht wirklich berichtet. Es passiert ja nichts, wenn Frieden herrscht, so grausam das klingt. Die Berichterstattung über Kriegshandlungen, Militäreinsätze, Anschläge und Gewalt ist zur Alltäglichkeit in der internationalen Medienlandschaft geworden.

Die Medien heizen Konflikte weiter an

Entscheidend ist vor allem, wie Medien über Krisen und Konflikte berichten. Johan Galtung, einem norwegischer Mathematiker, Soziologe und Politologe, fiel auf, dass die Medien teilweise eine sehr einseitige Sicht der Dinge haben, und er nannte diese Art der Berichterstattung „war journalism“ oder „violence journalism“. Auf Basis dieser Überlegungen entwickelte er ein entgegengestelltes Konzept des Friedensjournalismus. Durch seine Überlegungen gilt er als Gründungsvater der Friedens- und Konfliktforschung.

Dadurch, dass wir Konflikte, bei denen wir nicht selbst dabei sein können, über die Medien wahrnehmen, haben Journalisten die Möglichkeit, uns und dadurch die Konflikte selbst zu beeinflussen. Und das machen die Medien laut Johan Galtung oft auf eine Art, die Konflikte weiter anheizt. Laut Johan Galtung ähnelt die Berichterstattung über Konflikte zum Beispiel der Sportberichterstattung: Es gibt zwei Wettkämpfer, die um den Sieg kämpfen. Was der eine gewinnt, muss der andere zwangsläufig verlieren. Die Taten des eigenen Landes werden als legitim dargestellt. Der Einsatz von Streitkräften oder Waffenlieferungen sind zum Beispiel nötig, um der unterdrückten Bevölkerung zu helfen. Schuld an der Gewalt und dem Konflikt insgesamt sind die Gegner, die als böse und hinterhältig beschrieben werden.

Anlass für Berichte ist meist Gewalt, und dann wird vor allem über Tote, Verwundete und materiellen Schaden berichtet. Vorschläge für Frieden oder Menschenrechtsverletzungen der „eigenen“ Seite kommen viel weniger vor. Natürlich kann man Medien nicht generell vorwerfen, so zu berichten. Auch Johan Galtung hat zugegeben, dass Medien nicht immer so handeln. Aber auch in anderen Studien werden Medien kritisiert: zu einseitig, zu dehumanisierend, zu vorschnell sind die Berichte.

Allen eine Stimme geben

Manche Medienkritiker sagen, Journalisten müssten einfach wieder mehr auf journalistische Qualität achten. Quellen besser prüfen zum Beispiel, oder lieber noch einmal nachrecherchieren, bevor die Nachricht über den Liveticker auf die Smartphones der Nutzer gesendet wird, damit Falschmeldungen vermieden werden können. Johan Galtung ist aber der Meinung: Das reicht noch nicht. Wenn Medien in Konflikte eingreifen können, und zwar so, dass Konflikte verschlimmert werden, dann muss es auch einen Weg geben, deeskalierend zu wirken.

Bei seinem Konzept des „Friedensjournalismus“ will er die „Einer verliert, einer gewinnt“-Regel auflösen. Viele verschiedene Konfliktparteien sollen zu Wort kommen, und diese Parteien haben dann wieder verschiedene Ziele und Vorschläge. So soll es kein Schwarz-Weiß-Denken geben, jeder soll Gehör finden. Durch diese Vielschichtigkeit sollen Konflikte transparenter gemacht werden. Außerdem verlangt Galtung, dass alle Seiten als menschlich dargestellt werden sollen, und zwar umso mehr, je grausamer und unverständlich alles erscheint. Besonders wichtig ist ihm auch, dass nicht nur über Gewalt und zum Beispiel eine bestimmte Art von Toten berichtet wird, sondern auch über die Situation bevor Gewalt ausbricht. Oder, was passiert zum Beispiel, nachdem ein Anschlag passiert ist oder ein Kampf stattgefunden hat?

Menschen versuchen, die Trauer zu verarbeiten, ihre Häuser wieder aufzubauen und vor allem Frieden zu schließen. Auch die „eigene“ Partei soll viel stärker hinterfragt und kritisiert werden. Wie wird Gewalt gerechtfertigt? Gibt es andere, friedfertigere Möglichkeiten, in den Konflikt einzugreifen? Dabei sollen die Kriegführenden umso menschlicher gemacht werden, je schlimmer der Konflikt und ihre Taten sind und trotzdem kritisiert werden. Klingt kompliziert, wenn man zum Beispiel an die Verbrechen von IS-Milizen in Syrien und im Irak denkt. Johan Galtung aber sagt, dass sich der Friedensjournalismus auf alle Konflikte anwenden lässt.

Eine Revolution des deutschen Mediensystems

Alle Forderungen von Johan Galtung umzusetzen, würde das Mediensystem in Deutschland grundlegend verändern. Ganz andere Ereignisse wären wichtig, ganz andere Geschehnisse müssten stärker hinterfragt werden. Das kann aber nur passieren, wenn die Leser, Zuschauer und Zuhörer auch über andere Dinge informiert werden wollen. Wir haben nicht mehr viel Zeit; Medien nutzen wir oft nebenbei. Kurz die Zeitung beim Frühstück durchblättern, im Auto schnell Radio hören. Und wenn wir uns Onlinemedien ansehen, dann kann es sowieso nicht kurz und knapp genug sein.

Wenn der Friedensjournalismus im deutschen Mediensystem umgesetzt würde, könnte das eine Revolution bedeuten. Erst wird das Mediensystem geändert. Dadurch ändern wir vielleicht unsere Meinung über die am Krieg beteiligten Menschen und über die Politik unserer deutschen Politiker. Vielleicht könnten die Medien so wirklich Frieden schaffen. Aber nur für den Fall, dass alle das Wirklichkeit werden würde und sich das deutsche Mediensystem tatsächlich ändert – dürften die Medien tatsächlich so in die Politik und Konflikte eingreifen?

Darf Journalismus das überhaupt?

Schon in der Charta der Vereinten Nationen ist der Friedensauftrag der Medien festgeschrieben. Aber andererseits ist einer der obersten Werte des Journalismus auch Neutralität. Den Werten des Friedensjournalismus folgen, hieße, ein bestimmtes Ziel mit der Berichterstattung zu verbinden: Der Zweck wäre, die Bevölkerung, die Politik und natürlich die Kriegsparteien auf eine bestimmte Art zu beeinflussen. Und so edel das sein mag, trotzdem dürfen sich Journalisten eigentlich nicht parteiisch sein und sich auf eine Seite stellen.

Kritiker des Friedensjournalismus fordern deshalb, dass die Medien die Kriterien von Johan Galtung gar nicht anwenden dürfen. Viele fordern deshalb einfach mehr Qualität im Journalismus, eine Abschwächung von Galtungs Prinzipien sozusagen. Zum Beispiel sollen die Medien ausgleichender berichten, und verschiedene Quellen anhören. In eine bestimmte Richtung lenken sollen sie ihre Nachrichten jedoch nicht. Nicht einmal, wenn das Ziel der Frieden ist?


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Elisabeth Heiß

Elisabeth Heiß

wurde 1993 geboren und absolvierte 2012 ihr Abitur am Werner-von-Siemens Gymnasium in Weißenburg in Bayern. Seit Oktober 2012 studiert sie Journalistik mit Nebenfach Politikwissenschaft und Soziologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt in Bayern. Ab September wird sie ein Auslandssemester in Dublin verbringen. Journalistische Erfahrung sammelte sie neben ihres Studiums beim Donaukurier. Zudem war sie für den Eichstätter Kurier über ein Jahr lang freie Mitarbeiterin. In ihrer Freizeit macht sie gerne Sport, solange er draußen stattfindet; sie fotografiert gern und liest, am liebsten alle Klassiker, die man einmal in seinem Leben gelesen haben muss. Ein anderes ihrer Hobbies ist die Mode: Auf der Suche nach Trends könnte sie tagelang durch die Stadt laufen.
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Kategorie: Kultur Stichworte: Friedensjournalismus

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Über Elisabeth Heiß

wurde 1993 geboren und absolvierte 2012 ihr Abitur am Werner-von-Siemens Gymnasium in Weißenburg in Bayern. Seit Oktober 2012 studiert sie Journalistik mit Nebenfach Politikwissenschaft und Soziologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt in Bayern. Ab September wird sie ein Auslandssemester in Dublin verbringen.

Journalistische Erfahrung sammelte sie neben ihres Studiums beim Donaukurier. Zudem war sie für den Eichstätter Kurier über ein Jahr lang freie Mitarbeiterin. In ihrer Freizeit macht sie gerne Sport, solange er draußen stattfindet; sie fotografiert gern und liest, am liebsten alle Klassiker, die man einmal in seinem Leben gelesen haben muss. Ein anderes ihrer Hobbies ist die Mode: Auf der Suche nach Trends könnte sie tagelang durch die Stadt laufen.

Kommentare

  1. Levan meint

    21. September 2016 um 10:10

    „wenn das Ziel der Frieden ist?“
    Das Ziel der Leitmedien ist nicht der Frieden. Sie sind verpflichtet, die Kriegspolitik der USA/NATO zu rechtfertigen.
    Sie sollen alles so verdrehen, dass niemand mehr versteht, was richtig und was falsch ist.
    Hier einiges dazu: https://levanlevanblog.wordpress.com/

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