Es gibt nur wenige Orte, an denen man erleben kann, dass die verschiedensten Nationen aller Kontinente zusammenkommen und die großen politischen Konflikte und Kriege in den Hintergrund treten. Einer davon ist die Weltausstellung oder auch EXPO, die gerade in Italien stattfindet. Jedes Land gibt sein Bestes, sich so zu präsentieren, wie es von der Welt wahrgenommen werden will.
Was genau gibt es auf der EXPO zu sehen?
Weltausstellungen stehen häufig unter einem Motto, meistens handelt es sich dabei um aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen. In der Vergangenheit waren solche Themen: „Wasser und nachhaltige Entwicklung“ (Expo 2008), „Eine bessere Stadt, ein besseres Leben“ (Expo 2010) oder „Lebendiger Ozean, lebendige Küste“ (Expo 2012). Wie auch bei den Ausstellungen der letzten Jahre dreht sich bei der diesjährigen Expo alles um Nachhaltigkeit: „Feeding the Planet, Energy for life“. Die Umsetzung dieses Mottos ist dabei so vielfältig, wie die Länder selbst. Während die USA auf eine recht nüchterne Präsentation setzen, bei der überwiegend Infotafeln und Videos zum Einsatz kommen, gestalten andere Länder ihre Pavillons kreativer und lassen Raum für Interpretationen. Brasilien lässt seine Besucher den Pavillon der Länge nach über ein großes Netz durchqueren, das jederzeit den Blick auf die darunter befindlichen Pflanzen erlaubt. Großbritannien setzt auf eine Art Garten, an dessen Ende sich eine begehbare Konstruktion befindet, die an einen Bienenkorb erinnert. Der französische Pavillon besticht in erster Linie durch seine Architektur und der Idee, sämtliche typische Lebensmittel an Decke und Wänden anzubringen.
Be active – der deutsche Pavillon
Deutschland hat für seinen Pavillon auf der Weltausstellung ein Konzept gewählt, das all das versucht zu vereinen: Information in Verbindung mit Unterhaltung und Erleben. Hierfür nehmen die Besucher gerne bis zu drei Stunden Wartezeit in Kauf. Was man dann aber geboten bekommt, entschädigt für die lange Zeit des Wartens. Nach einer kurzen Begrüßung öffnen sich die Türen in die Ausstellung, nicht ohne vorher die technischen Raffinessen des Pavillons eingeführt zu werden. Bereits in der Warteschlage werden kleine, unscheinbare, weiße Papptafeln (die sogenannten SeedBoards) ausgeteilt. An verschiedenen Stellen im Pavillon kann man diese auf eine Fläche halten, wodurch auf die Karte ein Film in der Sprache der Papptafel erscheint. Durch Kippen und Bewegen nach oben und unten kann man durch die verschiedenen Kapitel navigieren.
Der deutsche Pavillon überzeugt aber nicht nur auf technischer Seite, auch die inhaltliche Präsentation ist gelungen. Gegliedert ist der Rundgang durch die Ausstellung in verschiedene Bereiche. Dem Motto „be active“ folgend, werden in jedem dieser Bereiche Menschen vorgestellt, die sich dort besonders engagieren. Am Anfang geht es um „Wasser“, für das stellvertretend Benjamin Adrion mit seinem Netzwerk „Viva con Agua“ steht, das sich für sauberes Trinkwasser in Entwicklungsländern einsetzt. Weiter geht es mit dem Thema „Boden“, bei dem Ackerbauer Sepp Braun aus Freising über die Fruchtbarkeit der Böden aufklärt. Der Bereich „Klima“ zeigt, dass besonders auch junge Menschen sich engagieren können. Felix Finkbeiner und Franziska Funk stellen hier ihre Initative Plant-for-the-Planet vor, bei der sie besonders andere Jugendliche durch das Pflanzen von Bäumen dazu anregen wollen, ein Bewusstsein für die Klimakrise zu bekommen. Für die „Artenvielfalt“ steht Eckart Brandt, der sich für den Erhalt traditioneller Apfelsorten einsetzt. Um einen nachhaltigeren Umgang mit Lebensmitteln geht es dem Koch Michael Schieferstein im gleichnamigen Abschnitt der Ausstellung. Den letzten Teil des Rundgangs durch den Pavillon bildet der „Garten der Ideen“. Dort läuft der Besucher durch eine Art Garten und lernt Erika Mayr kennen, die in der Stadt Bienen hält und Honig produziert. All diese Bereiche lassen sich auf die unterschiedlichsten Arten erfahren, einerseits über die SeedBoards, Projektionen und Bildschirme, andererseits durch anfassen, riechen, fühlen der Kräuter und anderen Pflanzen im Garten der Ideen. Den Abschluss bildet eine Show, bei der das Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund steht. Mit Hilfe der Papptafeln wird Regen, Donner und Bienensummen simuliert und gesungen. So wird der Besucher des Pavillons entlassen mit der Aufforderung: „be active“.
Ein Besuch der Expo in Mailand lohnt sich auf alle Fälle. Auch wenn man es zeitlich nicht schaffen kann alle Pavillons zu besuchen, ist der Besuch der Weltausstellung ein einmaliges Erlebnis. Wer die Expo noch besuchen möchte hat noch bis zum 31. Oktober die Gelegenheit dazu. Wer es nicht mehr dort hin schafft, kann zumindest den deutschen Pavillon auch online erleben unter www.expo2015-germany.de und so einen virtuellen Rundgang machen.
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