Traumziel vieler Urlauber: die Philippinen. Wunderschöne Inseln, freundliche Menschen und natürlich das extrem günstige Reisen ziehen viele Menschen hierher. Eigentlich wollte ich auf den Philippinen nur einen Monat Urlaub machen. Die erste Station auf meinem sechsmonatigen Trip. Was ich aber hier gelernt habe, über mich, über Deutschland und über die Leute hier, wird mich (hoffentlich) mein Leben lang prägen.
Das unterschiedliche Leben in der Großstadt und auf der Insel
Manila
Manila, die mit 20 Millionen Einwohnern die Hauptstadt der Philippinen ist, ist wie fast jede andere asiatische Großstadt: laut, überfüllt, dreckig. Im Vergleich zu europäischen Großstädten. Sie gehören zu den Entwicklungsländern mit der typischen Zweiteilung der Gesellschaft: eine kleine reiche Oberschicht und eine arme Bevölkerungsmehrheit.
Die Armut macht sich hier in den verschiedenen Bezirken bemerkbar. So sieht es in der Innenstadt sehr prunkvoll aus, doch umso mehr man in die Außenbezirke fährt, desto ärmlicher werden die Verhältnisse. Nach Angaben der Weltbank liegt die Armutsquote bei 21,6 Prozent. Grund dafür ist das hohe Bevölkerungswachstum von ca. 1,5 Prozent. Und auch die Ungleichheit bei der Einkommensverteilung macht sich hier durch die verschiedenen Bezirke bemerkbar. Ein Filipino verdient im Durschnitt 270 Euro. Doch die Dunkelziffer ist unbekannt, da gerade in den ländlichen Regionen viele arbeitslose leben. Neun Prozent der Gesamtbevölkerung sind zudem im Ausland beschäftigt und schicken ihren Verwandten Geld zur Unterstützung.
Der Verkehr in Manila ist unvorstellbar laut und unglaublich stressig Autos, Roller, offene Busse, Drycycles (sowas wie die tuk-tuks in Thailand) rasen an einander vorbei und machen sich durch lautes Hupen bemerkbar. Es ist ständig Stau und man bekommt vom Smog in der Luft kaum Luft. Aber egal, wie zusammengewürfelt und unfertig diese Stadt aussieht, nie habe ich eine solche Freundlichkeit und Offenheit erlebt, wie auf den Philippinen.
Sei es am Flughafen, in einem Taxi, Restaurant oder, wenn man einfach nur nach dem Weg fragt: Die Menschen sind so hilfsbereit und immer am Lächeln und zum Scherzen aufgelegt. Egal wo ich hinkam, die Menschen fragten wie es mir geht, wo ich her komme und wie ich es in den Philippinen finde. Meistens wohnen mehrere Generationen zusammen, da es sowas wie eine Rente auf den Philippinen nicht gibt. Es ist auch ganz normal, mit 37 noch mit seiner Mutter zusammen zu wohnen. Bei der Familie bei der wir lebten, wohnten die Großmutter, ihr Sohn und dessen Frau und der gemeinsame kleine Sohn zusammen.
Ich redete mit der Familie viel darüber, dass viele junge Leute in Deutschland so schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen wollen und aus der Heimatstadt wegziehen. Völlig unverständlich für die Philippiner.
Die Gastfreundschaft und Großzügigkeit, die uns entgegengebracht wurde, war trotz der sehr einfachen Verhältnisse einfach unglaublich. Wir wurden jeden Tag mit frischem philippinischem Essen bekocht. Ein traditionelles Gericht ist Adobo. Dieses besteht aus Schweinefleisch, welches gedünstet wird, dazu kommen Essig, Knoblauch, Zwiebeln, Pfeffer, Soja Soße und natürlich Reis. Wir wurden in die Innenstadt gefahren, uns wurden Einheimische Märkte gezeigt, bei denen wir die Einzigen Touristen waren und uns wurde die philippinische Tradition näher gebracht. Fremde werden zu Familienmitgliedern, ganz selbstverständlich. Ich denke das Leben in den Großstädten ist sehr hart, da kein Job sicher ist und hier sehr viele arme Menschen leben. Ich sah viele Bettler und auch sehr viele Kinder, die auf der Straße verwahrlost rum liefen. So erlebte ich das Stadtleben. Ganz anders war es auf den kleineren Inseln.
Siargao und die tollen Menschen, die hier leben
Die Insel Siargao war ein Kontrast zu Manila. Statt einer Woche bin ich gleich zwei geblieben. Das lag am positiven Vibe, der hier herrschte.
Die Philippiner strahlen einfach die pure Lebensfreude aus. Sie geben einem das Gefühl, sofort willkommen zu sein. Einen mittlerweile guten Freund von mir lernten wir beim Surfen kennen. Er ist in Siargao aufgewachsen und lud uns am gleichen Abend zu sich nach Hause in sein Haus ein. Wir gingen zusammen auf den Markt einkaufen und da meine kleine Schwester Geburtstag hatte, bereiteten wir zusammen ein philippinisches Gericht zu das „Boodle Fight“ heißt. Zehn Leute halfen das Essen zu zubereiten und nach vier Stunden gab es ein wirkliches Festmahl.
Auf einem riesigen Bananenbaumblatt werden die verschiedenen Gerichte angerichtet. Ganz viel Reis, Tunfisch in verschiedenen scharfen Soßen, Nudeln, Salate, verschiedene Fisch- und Fleischsorten. Ein wirkliches kulinarisches Geschmackserlebnis. Aber für unsere europäischen Zungen sehr Scharf. Alle stehen um den Tisch rum und essen mit den Fingern. Erst einmal ungewohnt, aber mittlerweile liebe ich es so zu essen – gemeinsam.
Die Leute die hier leben, sind so ausgeglichen und glücklich, wie ich es noch nirgends erlebt habe. Dass die Philippinen ein armes Land sind, merkt man aber auch hier an vielen Stellen. So gibt es auf der Insel kein einziges Krankenhaus, wenn man dabei bedenkt, dass man hier zu viert auf einem Roller sitzt und niemand einen Helm trägt, ist das einfach nur crazy.
Meine Freunde und ich haben ziemlich schnell locals (Einheimische) kennengelernt, die mit uns surfen gegangen sind und uns tolle Plätze und Orte auf der Insel und deren Leben gezeigt haben. Abends saßen wir oft zusammen am Strand und redeten über unser unterschiedliches Leben. Die Jungs wurden immer wöchentlich für die Stunden bezahlt, für die sie gearbeitet haben. Dinge im Voraus planen? Fehlanzeige. „No plan is a good plan“, sagte Dion ein Surflehrer zu mir. Uns das meint er auch so. „I don’t need much, just my waves and a little bit food“. Als ich dann aufgezählt habe, was ich alles in meiner Wohnung besitze und immer neue Kleider will, meine Woche ab Montag eigentlich schon komplett verplant ist, konnte er nur den Kopf schütteln. „Unhealthy“. Und plötzlich wurde es heller. Die Unterschiede des Lebens auf den Philippinen und in Deutschland haben die ganze Nacht gefüllt, sodass wir gar nicht bemerkt haben, dass es schon wieder morgens ist.
Der Unterschied zu dem Leben auf der Insel, die Leistungsgesellschaft Deutschland und das Gefühl, nie glücklich zu sein
Wieso haben wir in Deutschland so viel im Überfluss, streben aber immer nach mehr? Das ist natürlich nichts schlechtes, aber wir vergessen viel zu oft, dass es auch ok ist, mal stehen zu bleiben und nicht alles immer besser, weiter und erfolgreicher machen zu müssen, um Glücklich zu sein. In meinem deutschen Alltag waren die meisten oft überarbeitet, gestresst und haben aufs Wochenende oder ihren Urlaub gewartet. An der Situation etwas geändert, hat aber niemand. Obwohl langsam Firmen auch anfangen vier Tages Wochen oder 30 Stunden Arbeitswochen einzuführen. Ich finde uns wird schon in der Schule Leistungsdruck eingetrichtert, sodass ich das Gefühl habe die Arbeit ist mein Leben uns alles dreht sich darum.
Die Menschen auf den Inseln der Philippinen haben einen ganz anderen Rhythmus. Mehr Lebensgefühl, sie hören mehr auf ihr Gefühl und ihre Bedürfnisse, mehr Freizeit, anderes Denken – aber natürlich auch weniger Geld und Zukunftsperspektiven. So ist es beispielsweise fast unmöglich mit einem philippinischen Pass zu reisen. Ein Bekannter von mir wollte seine Familie zu einer Hochzeit besuchen und durfte erst nicht einreisen, da die Behörden dachten, er möchte Deutschland nicht mehr verlassen. Es war ein riesen Drama. Zudem ist es natürlich extrem teuer.
Die Leute die ich kennengelernt habe, haben zwar weniger Geld, das ist ihnen aber auch nicht so wichtig. Familie, Freunde und Freizeit zählen hier viel mehr. Natürlich gibt es auch hier eine sehr reiche Oberschicht und kriminelle die viel für Geld machen würden. Was mir auch aufgefallen ist, dass wir uns in Deutschland ständig sorgen. Die Menschen hier machen einfach ihr Ding und genießen das Leben. Die meisten Jugendlichen in meinem Alter surfen den ganzen Tag und geben auch Unterricht.
Die locals lieben ihr Leben und sagen dass sie wissen, dass es ein einfaches Leben ist und dass wir in Deutschland viel mehr Luxus haben, sie damit aber sehr glücklich sind. Ich kann natürlich jetzt nur von dem sprechen was ich dort erlebt habe. Ich fragte einen Freund dort, ob er wenn er könnte wo anders leben wollen würde und er verneinte. Er arbeitet in Siargao als Surflehrer und lernt dadurch viele Reisende kennen. Sein Alltag besteht aus Surfunterricht geben und selber surfen. SURF, EAT, SLEEP, REPEAT wird hier wirklich gelebt.
Vorurteile und was ist die Definition von reich?
Die locals haben aber auch viele Vorurteile. Viele denken wir sind reich nur weil wir aus Europa kommen. Ein local sagte mal zu mir: „Wieso sparst du bei jedem Essen und achtest so penibel auf die Preise? Du bist doch stinkreich und kannst dir alles leisten“. Klar, im Vergleich zu dem Leben hier, sind wir reich. Ich habe ihm dann aber auch versucht zu erklären, dass ich für eine solche Reise lange hart arbeiten musste. Aber schon der Fact, dass wir auf den Philippinen urlauben können und der Lebensunterhalt hier extrem günstig für uns ist und im Gegensatz dazu sich die Menschen hier nicht mal den Flug leisten könnten, gibt ihnen dieses Gefühl. Doch als ich den Leuten auf der Insel erzählt habe, dass wir acht Stunden am Tag arbeiten, dann irgendwie noch versuchen Freunde zu sehen, Haushalt und Kochen unter einen Hut bringen und eigentlich immer aufs Wochenende warten, waren sie über ihr bescheidenes Leben mehr als zufrieden.
Die Leute beschweren sich nicht andauern oder reden nur über die Arbeit. In Deutschland hatte ich das Gefühl, Gesprächsthema Nummer eins war die Arbeit.
Die Frage die ich mir Stelle ist, was bedeutet es wirklich reich zu sein? Ist das Leben nicht lebenswerter, wenn du Zeit hast? Deutschland ist aus meiner Sicht eine krasse Leistungsgesellschaft. Ich hatte ständig das Gefühl, ich muss besser sein, die Zeit rennt mir weg und ich muss mich non Stopp entscheiden. Das war auch der ausschlaggebende Grund für mich reisen zu gehen. Natürlich haben wir viele Privilegien und eine top Infrastruktur, die sich die meisten Philippiner nie leisten könnten. Aber wir haben irgendwie verlernt zufrieden zu sein, mit dem was wir haben, das ist mir hier bewusst geworden. Natürlich bin ich froh über unser Gesundheitssystem und darüber, dass ich das Privileg habe zu reisen. Aber dieser ganze Konsum- und Leistungswahn ist einfach zu viel. Offenbar geht es vielen anderen Twens genauso. Das lassen zumindest zahlreiche Bewegungen zur Reduktion von Konsum und Besitz vermuten. Vielleichten sollten wir öfter innehalten und einfach dankbar und stolz sein auf das, was wir haben. Denn das Wichtigste ist doch Gesundheit, eine Hand voll guter Freunde, Familie – und wenn du in Siargao bist eine gute Welle.
Pötschick
So schön die Philippinen sind, ist noch vieles nicht so super, es kostet alles Geld, das fängt schon mit der Schule an außer allgemein Schule kosten alle etwas ob Examen oder Prüfungen, meine gesamte Familie ist auf den Phil’s geboren meine beiden Kinder sind Eurasier meine Adoptivtochter ist wie meine Frau pure Philippinas mit deutschem Pass, die Verwandtschaft sind also Philippinos die von ihrer großen Schwester finanzieell unterstützt wird, Marineakademie, Hi School, usw.
Valon J.
Eine kleine Gedankenreise auf die Philippinen. Danke, Rebecca! Toll geschrieben
Liebe Grüße
Rebecca
Vielen dank Valon,
freut mich sehr!
Liebe Grüße
Rebecca