Wenn wir den Begriff „Bodyshaming“ hören, denken vermutlich die meisten von uns an verletzende Kommentare unter Bildern auf Social Media oder an Cybermobbing, doch Dating-Apps wirken unverdächtig – zu Unrecht!
„Bodyshaming“ bezeichnet die Diskriminierung, Herabwürdigung oder Beleidigung einer Person aufgrund ihres Aussehens.[1] Meist geht es dabei um das Abweichen von einem bestimmten Schönheitsideal. Diese Abweichung kann selbstverständlich vielfältig auftreten.
Während übergewichtige Menschen bereits seit längerer Zeit (nicht nur digital) Anfeindungen ausgesetzt sind, nimmt auf Social Media auch das sogenannte „Skinny Shaming“ zu. Dabei werden Menschen abgewertet, die als zu dünn empfunden werden.[2] Potenziell kann also jedes körperliche Merkmal (z. B. auch die Größe) zu Bodyshaming führen.
Und was haben nun Dating-Apps damit zu tun?
Während sich in den Sozialen Medien der Hass gegenüber körperlichen Makeln in den Kommentarspalten entlädt, finden sich solche direkten Angriffe auf Dating-Apps doch eher selten. Allerdings gibt es hier indirekte Abwertungen bestimmter körperlicher Merkmale in den Profilinformationen. Dort werden Ansprüche an das Aussehen des Gegenübers oder No-Gos geäußert.
Anmerkungen wie „er muss mindestens 1,90m groß sein“ oder „sie sollte schon Körbchengröße D haben“ führen bei Menschen, die diesen Anforderungen nicht entsprechen zu einem Gefühl körperlicher Unzulänglichkeit. Man darf freilich mit Recht darauf hinweisen, dass Menschen schon immer individuelle Vorstellungen vom Aussehen eines potenziellen Partners hatten und gesellschaftliche Schönheitsideale kein Phänomen der Digitalisierung sind.
Allerdings sollte man sich genau überlegen, was es gerade mit jungen Menschen macht, wenn sie auf Dating-Apps jeden Tag mehrmals lesen müssen, dass sie zu klein sind, ihre Haarfarbe ein No-Go ist oder ihre Brüste nicht die richtige Größe haben. Um Menschen körperlich zu verunsichern, braucht es viel weniger als Hasskommentare auf Instagram oder aggressives Cybermobbing.
Der Wunsch nach Selbstoptimierung
Die Folgen von Verunsicherung über das eigene Aussehen reichen weit: Schönheitsoperationen, Doping und vor allem Kosmetik und Self-Tracking bieten einen vermeintlichen Ausweg.[3] Das Self-Tracking ist dabei tatsächlich ein Phänomen des technischen Fortschritts. Über Fitness-Armbänder oder -Uhren werden Körperdaten (Kalorienverbrauch, Schrittzahl etc.) gemessen, um den eigenen Körper zu optimieren, beispielsweise durch Muskelaufbau oder Gewichtsreduktion.
In Wahrheit muss sich aber nicht unser Aussehen, sondern unsere Art der Partnersuche ändern. Das soll nicht heißen, dass wir keine Dating-Apps mehr verwenden dürfen. Doch wir sollten sie nicht benutzen, indem wir wie auf einer Checkliste äußerliche Kriterien abarbeiten, die der Traumpartner erfüllen muss. Zudem gehört es sich nicht, in unseren Profilen Mindestanforderungen und No-Gos aufzuführen. Spielt der Charakter denn gar keine Rolle mehr?
Merke: Es gibt auch attraktive Persönlichkeiten!
Klar, ohne einem Menschen von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, lässt sich über den Charakter wenig aussagen. Der Ausweg soll jedoch nicht sein, jemanden zu treffen, der so gar nicht der eigene Typ ist. Vielleicht aber können wir doch kleine Abstriche machen. Wenn der Gegenüber auf der Dating-App sympathisch aussieht und sonst auch fast alles stimmt, ist es womöglich egal, dass er nicht die gewünschten blauen Augen hat oder sie nicht blond ist.
Auf die Frage, wie sie mit ihrem verstorbenen Mann zusammengekommen sei, hat mir vor geraumer Zeit eine ältere Frau gesagt: „Er war immer der Mann, der mir am nächsten stand. Wir hatten ein enges Verhältnis, er war mir vertraut und wir haben gern gemeinsam Zeit verbracht. Also war er der Richtige.“ Manchmal kann es doch so einfach sein.
Einzelnachweise
[1] Duden, Bodyshaming.
[2] Online-Auftritt des MDR, Brisant, Was ist Bodyshaming?
[3] Birk, Mirbek, Bodyshaming – der diskriminierte Körper, in: Praxis der Psychomotorik 3 (2020).
Maria Ellis
Muy interesante este artículo, en estos tiempos la belleza de una persona se mide por cuanto dinero tengas en la billetera más no por los sentimientos, hace mucho tiempo se perdieron los valores .
Encantada con tus artículos Hannes Rolfs , sigue adelante
saluditos desde Perú
Hannes Rolfs
Gracias por tu comentario, María. Me alegra que te gusten mis artículos.