Weihnachtszeit und die Zeit zwischen den Jahren ist für viele eine Zeit, in der man auf das Jahr zurückblickt und reflektiert. Oft ist es auch eine Zeit, die wir im Kreise unserer Familien verbringen, doch nicht jede Familie hat gesunde Verhaltensweisen und Muster, viele von ihnen können toxisch sein. Wenn nicht sogar die gesamte Familiendynamik. Hier ein kleiner Überlebensratgeber für die gemeinsame Zeit mit einer toxischen Familie.
Jede Familie ist unterschiedlich und einzigartig, sie lassen sich deswegen kaum verallgemeinern, dennoch gibt es einige Muster, die in einer toxischen Umgebung ähnlich sind und die sich wiederholen können. Wenn ich von toxischen Familien(mitgliedern) spreche, dann meine ich damit vor allem ihre Verhaltensweisen und nehme keine Bewertung ihrer Persönlichkeit von, meistens leiden Menschen mit toxischen Verhaltensweisen selbst enorm darunter. Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass man sich nicht von ihnen distanzieren sollte.
Wie erkenne ich überhaupt toxische Familienmitglieder?
Ob toxisches Verhalten oder nicht, manchmal lässt es sich einfach nicht eindeutig sagen. Wenn dir jedoch ein Kontakt in der Familie dauerhaft nicht guttut und du dich abhängig fühlst, kann es nicht gut für dich sein, diese Beziehung weiterzuführen. Leider verstecken sich toxische Eigenschaften aber auch oft hinter einer Maske aus übermäßiger Fürsorge, indirekten Vorwürfen usw. Hierzu muss man auch sagen, dass es manchmal schwierig sein kann, toxische Muster zu erkennen, solange man noch beispielsweise bei der Familie lebt und täglich mit ihr interagiert.
Denn dann hat man einerseits die persönliche Betroffenheit und andererseits einen verklärten Blick, da es nicht immer eine objektive Meinung dazu gibt. Meistens werden Menschen jedoch nicht von heute auf morgen plötzlich toxisch und ändern schlagartig ihr Verhalten und ihre Denkmuster. Vielmehr ist es so, dass diese Muster bereits seit Jahren bestehen und sich in den Alltag geschlichen haben, wo sie ihr Unheil anrichten. Leider macht es das nicht einfacher, sie zu identifizieren. Für dich bedeutet es konkret: Versuche die Verhaltensweisen objektiv zu beobachten und dich mit anderen (beispielsweise Freunden) darüber auszutauschen.
Toxische Verhaltensweisen
Es gibt auch einige konkrete Anzeichen dafür, dass es sich um toxische Verhaltens- und Denkmuster in der Familie handelt. Einige von ihnen sind Projektion der eigenen Gefühle der Eltern auf Kinder; das Übertragen eigener Interessen und vielleicht auch unerfüllten Sehnsüchte auf die Kinder, mangelnde Empathie und Interesse an dem Kind, übermäßige Kritik und extreme Egozentrik in den Beziehungen zum Kind. All das können Anzeichen dafür sein, dass es in der Familie toxisch zugeht und es ist nicht immer einfach, sich das als Kind einzugestehen, immerhin wachsen wir mit der Vorstellung auf, dass unsere Eltern das Idealbild verkörpern und unfehlbar sind.
Hilfe, meine Eltern sind die toxischen Personen!
Leider kommt es nicht selten vor, dass uns nahestehende Personen toxische Verhaltensmuster aufweisen, gegen die wir uns nur sehr schwer schützen können. Bei jedem Bekannten oder Freund könnten wir schon längst die Reißleine ziehen, aber bei der Familie ist es nicht ganz so einfach, vor allem dann nicht, wenn es sich um die eigenen Eltern handelt. Hast du jedoch erkannt, dass sich bei einem Familienmitglied toxische Verhaltensweisen wiederfinden, ist es ein erster Schritt in die richtige Richtung. Durch unser Hinterfragen von Situationen lernen wir auch, uns in die anderen hineinzuversetzen und uns in Empathie zu üben.
Eltern kritisieren: Ist es nicht undankbar?
Bei unseren Eltern fällt es uns ganz besonders schwer, sie zu beurteilen, immerhin haben sie uns das Leben geschenkt und uns aufgezogen. Für viele sind die Eltern heilig und ihr Wort ist Befehl. Ist es nicht undankbar, Kritik an unseren Eltern zu haben und/oder zu äußern? Nein. Es ist nicht undankbar, denn in unserem Prozess des Erwachsenwerdens lernen wir immer mehr über die Welt draußen, ihre Regeln und Normen, aber auch über andere Familien und eventuelle Anomalien. Umso einfacher wird es für uns, das in unserer Familie Erlebte Revue passieren zu lassen und zu reflektieren.
Dadurch, dass wir immer mehr Kontakte zu anderen Menschen haben, können wir das Erlebte vergleichen und besser einordnen. Unser Idealbild von den Eltern wird immer mehr entkräftet und auch ihre Macht über unser Leben und unsere Abhängigkeit wird immer geringer. Wir verlassen irgendwann das Elternhaus, haben unsere eigene Wohnung, unseren Alltag und Regeln, unser eigenes Leben und früher oder später auch unsere eigene Familie. Wir erkennen: Auch unsere Eltern sind nicht unfehlbar und können alles aus einer anderen Perspektive sehen. Das hat nichts mit Undankbarkeit zu tun, sondern vielmehr mit Augenhöhe. Wir sind ihnen dankbar für alles, was sie getan haben, sind aber auch erwachsen genug, um ihre Fehler zu erkennen und uns damit auseinanderzusetzen.
Die notwendigen Schritte
Sind wir uns sicher, dass wir toxische Verhaltensweisen erkannt haben, fragen wir uns unweigerlich, wie wir jetzt damit umgehen sollten. Als ersten Schritt kann es wirklich wohltuend sein, Abstand zu nehmen und den Kontakt erstmal auf ein Minimum zu reduzieren. Wohnen wir alleine, dann ist das ein guter Anfang, denn damit haben wir erst die Möglichkeit, unsere Abhängigkeit zu reduzieren und eigenständig zu sein.
Der Abstand tut insofern gut, dass wir dadurch Objektivität gewinnen können und damit einen großen Schritt weiterkommen. Und hier noch ein kleiner Hinweis: wir können zwar mit unseren Eltern über vieles reden, aber manchmal ist es besser, Dinge für sich zu behalten. Unser Ziel ist es nicht, sie vor den Kopf zu stoßen oder zu verletzten. Unser Ziel sollte es sein, eine gesunde Beziehung zu ihnen aufzubauen und uns von Missständen zu befreien. Deswegen musst du ihnen nicht alles sagen, was du erkennst oder denkst.
Grenzen setzen und Grenzen halten
Solange wir zu Hause wohnen, ist es schwieriger unsere Privatsphäre zu behalten und uns unabhängig zu machen. Genauso verhält es sich mit den persönlichen Grenzen. Leben wir allein, können wir uns jederzeit zurückziehen, wann wir es wollen und sind in der Regel keinem Rechenschaft schuldig. Grenzen sind wichtig, da sie gerade in toxischen Beziehungen oft verschwimmen und man als Teil seiner Eltern begriffen werden könnte.
Sobald wir jedoch Grenzen setzen, schaffen wir es zumindest ansatzweise, uns abzunabeln und andere in ihre Schranken zu weisen. Es ist eine natürliche Entwicklung, wenn wir erwachsen werden und das sollten auch unsere Eltern akzeptieren. Natürlich ist es dabei unerlässlich, respektvoll und liebend zu sein, aber trotzdem auf den eigenen Grenzen bestehen bleiben.
New rules, new Life
Wie bereits oben erwähnt, ist es wichtig, erst einmal Grenzen abzustecken, die sich für uns gut anfühlen und die akzeptiert werden. Wenn es nicht auf Anhieb geschieht, dann keine Sorge, je länger wir das durchhalten und darauf bestehen, desto mehr Respekt werden wir erlangen. Was danach kommt, ist zwar langwierig, aber erfolgversprechend.
Wir müssen nun neue Regeln und neue Formen etablieren und das schaffen wir nur dadurch, dass uns bewusst ist, was wir von einer elterlichen Beziehung wollen und was uns wichtig ist. Genauso haben die Eltern ein Recht auf Dinge, die ihnen wichtig und wertvoll sind. Hier kommt also die Zeit der Kompromisse und des Auslotens dessen, was für deine Familie am besten funktioniert. Dennoch solltest du Acht darauf geben, dass deine Wünsche und die Wünsche deiner Eltern nicht erneute toxische Muster aufweisen oder nach sich ziehen können.
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