Die Deutschen lieben Bonussysteme, bei denen Vergünstigungen und andere Vorteile herausspringen. Seit wenigen Wochen ist die Gutscheinlandschaft um ein Angebot reicher: Die aus den USA stammende App Shopkick verspricht ohne großen Aufwand Bonuspunkte zu sammeln, einfach während des Einkaufsbummels.

- © f1rstlife / Julia Hake
Ich zähle mich eher weniger zu den Menschen, die von jedem Laden eine Bonuskarte besitzen. Meistens laufen sie sowieso ab, bevor ich es ansatzweise geschafft habe, meine Kärtchen mit Klebepunkten zu füllen oder die Punkte verschwinden irgendwo in meiner Handtasche. Vor ein paar Tagen habe ich dann Werbung für die neue App Shopkick gesehen. Bei einer App können sich keine Klebepunkte in der Handtasche ansammeln und ein Verfallsdatum gibt es auch nicht. Einen Versuch ist es also Wert.
Reinlaufen, scannen, kicks sammeln
Das Prinzip von Shopkick ist simpel. Nach der Installation legt man einen Account an, dabei registriert man sich mit seiner E-Mailadresse und Handynummer. Moment – warum meine Handynummer? Ich bin doch auch über meine E-Mailadresse eindeutig zu identifizieren. Zumal ich mich mit meinem Account auch auf anderen Geräten anmelden kann. Naja, ich nehme es einfach mal hin. Was tut man nicht alles für einen Gutschein.
Punkte werden bei shopkick „kicks“ genannt.
Man erhält sie durch Walk-Ins, das heißt, wenn man einen teilnehmenden Laden betritt. Dabei registriert das Smartphone über das Mikrofon einen Ton, der am Eingang abgespielt wird. Die App muss dazu vor dem Betreten geöffnet und Mikrofon und Ortungsdienste eingeschaltet werden. Alternativ lassen sich kicks noch durch das Scannen der Strichcodes verschiedener Produkte holen. Für Walk-Ins gibt es zwischen 10 und 35 kicks, bei besonderen Aktionen auch gerne mal bis zu 150, für Scans zwischen 10 und 25. Ziel der Punktesammelei sind verschiedene Gutscheinkarten von großen Unternehmen, wie Rossmann, Saturn, Media Markt oder Douglas. Für jeden Geschmack ist also etwas dabei. Ab 1.250 kicks gibt es den ersten Fünf-Euro-Gutschein.
Zwischen Rasierklingen und Babywindeln
Nun gehe ich also meinen Shoppingtrip mit shopkick an. Am Eingang des ersten Geschäfts folgt die große Ernüchterung: Es erscheinen keine kicks auf meinem Display. Nach knapp einer Minute vibriert mein Handy dann doch: „Willkommen Julia, 35 kicks“. Na also, geht doch, war wohl die schlechte Internetverbindung Schuld. Jetzt kann es losgehen. Die App sagt mir, ich soll eine bestimmte elektrische Zahnbürste scannen. Also ab in die Zahnbürstenabteilung. Funktioniert einwandfrei und ich habe 25 kicks mehr auf dem Konto. Es fängt an, mir Spaß zu machen. Den Rasierer, den ich scannen soll, gibt es nicht. Weiter geht es zum Drogeriemarkt, hier gibt es immerhin über 300 kicks. Ich verbringe die nächste Viertelstunde damit, durch den Laden zu irren und von Duschgels bis hin zur Rasierklinge alle möglichen Produkte zu scannen. Die kicks vermehren sich hier rasch.
Ein wenig seltsam und beobachtet komme ich mir dann aber schon vor, besonders als es darum geht, Babywindeln zu scannen. Ich warte die ganze Zeit darauf, dass eine hilfsbereite junge Mutter oder Verkäuferin auf mich zukommt, die mich beraten will, welche denn die richtige Windel für meinen Nachwuchs ist. Nachdem ich dieses Kapitel hinter mich gebracht habe, scanne ich noch ein paar Getränke im Supermarkt nebenan, die ich bisher noch nicht auftreiben konnte. Dann ist mein „Shopping“-Trip auch schon vorbei. Gekauft habe ich von den Produkten keines.
Nach diesem ersten Shopkick-Tag folgt noch ein zweiter, bei dem ich wieder genau die gleichen Produkte, wie am Tag davor scanne. Die kleine Umfrage nach jedem Scan schließe ich gleich immer wieder. Warum soll ich auch nochmal angeben, dass ich die exotischen Inhaltsstoffe so toll finde und ich heute wieder keine Windeln gekauft habe. Die Freude des ersten Tages durch den Laden zu laufen und die Produkte zu suchen ist etwas verflogen, aber immerhin geht es schneller, da ich bereits weiß, wo die Dinge stehen. Die 100 Punkte für meine ersten Aktivitäten mit der App wurden mir auch gutgeschrieben und mit noch ein paar Scans am dritten Tag, sind die 1.250 kicks für den ersten Gutschein erreicht. Den Code bekommt man per Mail zugeschickt. Hat sich das ganze also doch gelohnt.
Aber werde ich die App auch auf Dauer nutzen? Ja und nein.
Ja, was die Walk-Ins betrifft. Diese kicks sind schnell und ohne großen Aufwand zu bekommen, wenn man die Geschäfte betritt. Das Smartphone hat man fast immer griffbereit und die App ist schnell geöffnet. Allerdings schiebt die App nach ein paar Tagen den Riegel vor, ich muss wieder einen knappen Monat warten, bevor ich für das Betreten dieses Geschäftes Punkte bekomme und auch nicht mehr alle Produkte lassen sich scannen. Sehr häufig anwenden kann ich die App also nicht.

Nein, da der Aufwand doch recht groß ist. Es nimmt viel Zeit in Anspruch, die rund zwanzig Produkte zu suchen, herauszunehmen und zu scannen. Außerdem darf man den Hintergrund der App nicht außer Acht lassen. Sie ist letzten Endes ein Instrument großer Konzerne, wie Coca-Cola, P&G und anderer, um ihre Produkte zu bewerben. Die App lockt Käufer in die Läden und wenn man ein bestimmtes Produkt schon einmal in den Händen hält, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man es später auch kauft, deutlich größer. Das ist auch ein Grund, weshalb große Ketten von Drogerie-, Elektro- und Supermärkten bereits mitmachen, sie erhoffen sich mehr Umsatz und Kundenbindung durch die App. Schließlich muss man ja häufiger vorbeikommen und scannen, damit am Schluss ein Gutschein rausspringt.
Dieser Manipulation seiner Kaufabsichten muss man sich folglich bewusst sein. Ein weiterer Kritikpunkt ist der Datenschutz. In den USA, wo die App herkommt, herrscht diesbezüglich bekanntlich eine andere Mentalität. Angebote wie shopkick werden dort begeistert aufgenommen, da man etwas Neues ausprobieren kann. Mit deutschen Maßstäben lässt sich die App also nicht messen. Als Kunde erfährt man nicht, weshalb die Telefonnummer wirklich angegeben werden muss, und welche Bewegungsprofile und Kaufmuster wofür ausgewertet und verwendet werden. Das alles bleibt undurchsichtig und der fade Beigeschmack der Überwachung bleibt.
Mein Fazit
Shopkick ist eine ganz gute Alternative zu den in Deutschland beliebten Bonussystemen, wie Payback oder anderen. Allerdings ist sie vergleichsweise zeitaufwändig, wenn man schnell viele Punkte sammeln will und durch die Beschränkungen durch die App ist sie eher etwas für nebenbei. Außerdem muss man sich im Klaren darüber sein, dass man auch bei dieser App, wie bei vielen anderen, mit seinen Daten zahlt. Wer darüber hinwegsehen kann, für den ist die App sicherlich eine nette Spielerei.







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