„Wie fändest du denn einen Familienbesuch?“ Mit dieser Nachricht überraschte mich plötzlich meine große Schwester. Kurzerhand entschied ich mich, in der Auffangstation in Costa Rica für ein paar Tage freizunehmen und mit ihr herumzureisen. Was wir dabei so erlebt haben? Lasst euch überraschen!
Ich machte mich endlich auf den Weg in die Hauptstadt San José, um meine Schwester vom Flughafen abzuholen. Auf diesen Tag hatte ich mich lange gefreut, denn in der Station lief es zuletzt nicht so rund. Viele unserer kritischen Fälle sind gestorben, weshalb ich froh über ein bisschen Abstand war. Die Reise sollte aber direkt mit einer Herausforderung losgehen: Den richtigen Bus zum Flughafen finden. In San José besteht ein Bus-Terminal nämlich aus mehreren Haltestellen, die über einen ganzen Häuserblock verteilt sind. Das wäre ja nicht das Problem, wenn es Schilder gäbe, welche die Ziele angeben! Allerdings stehen nur auf den Bussen selber die angesteuerten Stationen, sodass man sich bis zur richtigen Haltestelle durchfragen muss. Ich hatte mich also extra früh auf den Weg gemacht und stieg voller Vorfreude in einen Bus Richtung „Aeropuerto“ – der mich an einem Segelflughafen irgendwo in einem Vorort absetzte. Als ich nach mehreren Umwegen dann am Flughafen ankam, war ich einfach nur froh, endlich meine Schwester zu sehen. Wir holten unseren Mietwagen ab und übernachteten in der Innenstadt, bevor es am nächsten Tag auf die große Reise gehen sollte.
Entspannung am Meer und allein auf dem Vulkan
Die geplante Route haben wir spontan im Auto noch umgeändert, da wir in San José beim besten Willen nicht die Straße finden konnten, die in die von uns gewünschte Richtung führte. Kurzerhand fuhren wir also nicht nach Osa an der südlichen Pazifikküste, sondern Richtung Jacó, ein Küstenort weiter westlich. Einmal aus der Stadt heraus, konnte der Urlaub dann wirklich losgehen. Die Straße schlängelte sich mal durch Costa Ricas unberührte Natur, mal zwischen riesigen Bananenplantagen entlang. Pura Vida! Nach ein paar entspannten Tagen in Strandorten und einem Besuch im Nationalpark Manuel Antonio zog es uns dann wieder ins zentrale Hochland zum Vulkan Irazu.
Diesmal nahmen wir eine kürzere Route als auf der Hinfahrt, die allerdings auch deutlich steiler war. Unser kleiner Fiat Punto kämpfte sich teilweise im ersten Gang die Steigungen hoch. Auf den letzten 25 Kilometern vor dem zum Vulkan gehörenden Nationalpark ging es dann nur noch in Serpentinen bergauf. Als wir endlich oben angekommen waren, folgte die Enttäuschung: Der Nationalpark war geschlossen, da kurz zuvor der benachbarte Vulkan Turrialba ausgebrochen war. Alle Autos sowie das Kassenhäuschen waren von einer dicken schwarzen Ascheschicht bedeckt. Beim Gedanken daran, den ganzen Berg wieder herunterzufahren und am nächsten Tag nochmal heraufzukommen, müssen unsere Mundwinkel etwa einen halben Meter tiefer gerutscht sein. Die Ranger hatten jedenfalls Mitleid mit uns und haben spontan die Tore des Parks geöffnet. Der Parkverwalter fuhr uns mit einem Geländewagen direkt bis zum Hauptkrater und später noch bis zum höchsten Punkt des Vulkans. Von 3432m Höhe aus funken die großen Radio- und Fernsehstationen des Landes. Der Verwalter bretterte mit uns über versteckte Wege, auf denen man sonst nicht mit dem Auto fahren darf, und erklärte uns allerhand über den Vulkan. Und das Beste an allem: Wir mussten das wunderbare Panorama mit niemandem teilen!
Nach dem Aufenthalt im bergigen Teil des Landes ging es an die Karibikküste. Wir haben die Auffangstation besucht und ich habe meiner Schwester gezeigt, wie und mit wem ich dort arbeite. Außerdem haben wir an einer Schokoladentour teilgenommen und zugesehen, wie die Einheimischen aus Kakaobohnen Schokolade produzieren. Das kann man nur in diesem Teil des Landes, da hier die ganzen Kakaopflanzen wachsen. Viel zu schnell war es dann Zeit, zurück nach San José zu fahren. Seltsamerweise fiel mir der Abschied dieses Mal schwerer, obwohl es nun ja nicht mehr so lange ist, bis wir uns wiedersehen. Denn auch wenn ich es kaum glauben kann: In einem Monat bin ich schon wieder zurück in Deutschland. Meinen letzten Arbeitstag in der Auffangstation habe ich sogar bereits nächste Woche! Wie ich meine Zeit danach verbringe und was ich aus dem Freiwilligendienst alles mitnehme, erfahrt ihr in meinem nächsten Beitrag.
Alle Beiträge zu Rabeas “Pura Vida”-Reihe findet ihr hier.
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