Auf Vereinsebene hat er fast alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Zweimaliger Championsleague-Sieger, dreifacher Weltpokalsieger, mehrfache Titel in Liga- und Pokalwettbewerben. Wo er arbeitet, stellt sich nahezu direkt der Erfolg ein – Grund genug für den Scheich-Club Manchester City einen zweistelligen Millionenbetrag für diesen außergewöhnlichen Trainer hinzulegen. Die Rede ist von Josep „Pep“ Guardiola.

Doch wo gehobelt wird, da fallen bekanntlich auch Späne, und das nicht zu knapp. Davon können Jupp Heynckes, der FC Bayern, und womöglich Manchester City in drei Jahren, ein Lied singen. Denn viel länger als besagte drei Jahre dauerte keine Amtszeit des spanischen Wundertrainers. Die Bayern tanzten drei Jahre plus Verhandlungszeit strikt nach der Pfeife des Spaniers, lagen ihm förmlich zu Füßen, lasen ihm jeden Wunsch von den Lippen ab, entsorgten sogar den späteren Triple-Coach Heynckes. Ob dieser tatsächlich nach der historischen Saison 2012/2013 abgetreten wäre, wenn ihm die Vereinsführung und ein glatzköpfiger Spanier nicht in die Quere gekommen wären, darf getrost bezweifelt werden.
Pep gewinnt – aber ist es sein Verdienst?
Pep kam, sah und siegte – die Bayern-Pleiten unter Guardiola in der Bundesliga lassen sich an einer Hand abzählen. Ähnlich verhielt es sich zwischen 2008 und 2012 in Barcelona, wo Pep mit dem FC Barcelona die Bundesliga nach Belieben dominierte. Doch war es wirklich Pep?
Sowohl beim FC Barcelona als auch beim FC Bayern aus München kam der Spanier in ein gemachtes Nest. In Barcelona spielte die goldene spanische Generation rund um Xavi, Iniesta, Busquets, Piqué neben Topstars wie Samuel Eto´o, Thierry Henry und nicht zuletzt dem argentinischen Dribbelwunder Lionel Messi. Viele befanden sich im goldenen Fußballeralter – ein vergleichsweise leichtes Kunststück mit dieser Truppe zweimal die Championsleague zu gewinnen. Zumal auch in den Vorsaisons immer das Halbfinale erreicht wurde und somit die Mannschaft schon auf absolutem Top-Niveau spielte. Und es war nicht Guardiola, der diese Mannschaft zusammenstellte, lediglich Thierry Henry und Rückkehrer Piqué, sowie der bereits im Vorlauf verpflichtete Dani Alves verstärkten das Team.
Gemachte Arbeit fortsetzen
Ein ähnliches Bild bot sich in München fünf Jahre später. Guardiola kommt als Trainer zum Triplesieger aus München, die Mannschaft ist quasi fertig entwickelt, die Leistungsträger (Lahm, Schweinsteiger Neuer und Co.) befinden sich ebenfalls im besten Fußballeralter. Die Vorarbeit leistete ein gewisser Jupp Heynckes, der den Verein vom guten europäischen Verein zum jährlichen Titel-Topfavoriten entwickelte. Mit dieser Mannschaft hätten auch andere Trainer deutsche Meisterschaften und Pokalsiege gefeiert – und das für vergleichbar kleineres Geld.
Kann Pep selber etwas aufbauen?
Jetzt kommt Guardiola nach Manchester – frühzeitig geplant und mit großen Parallelen zum Wechsel nach München. In Manchester steht mit Manuel Pellegrini einer der ganz großen Coaches an der Seitenlinie, einzig der Sieg in der Championsleague wollte ihm bis heute nicht glücken. Pep soll den Scheichs in England diesen Wunsch nun erfüllen – doch im Gegensatz zu seinen vorherigen Stationen muss die Mannschaft noch deutlich weiterentwickelt werden, um reif für den Titel zu sein. Bislang bekleckerte sich das Team bei weitem nicht mit Ruhm, das Erreichen des Viertelfinals war bislang das höchste aller Gefühle – zu wenig für die enormen Investitionen und Ansprüche des Clubs. Eine neue Herausforderung für den Spanier.
Identifikation? Fehlanzeige!
Zurück nach München: Beim Spiel gegen Darmstadt 98 war im Bayern-Block ein Banner mit der Aufschrift „Aufschrift“ zu sehen. Offiziell handelte es sich hierbei um eine Reaktion auf die Choreographie der Lilien-Fans beim Hinspiel (Banner mit den Worten „Worte“). Inoffiziell wird aber von nicht wenigen gemunkelt, dass besagtes Bayern-Banner auch einen ernsten Hintergrund habe. Gut vorstellbar wäre dies auf jeden Fall. Guardiola erfüllt seinen Vertrag bei den Münchenern und sucht sich neue, lukrativere Aufträge – Identifikation mit dem Verein? Fehlanzeige!
Ob sich das investierte Geld für Manchester City tatsächlich lohnt wird man sehen. Beim Scheich-Club wird Geld und Erfolg groß geschrieben, persönliches und Identifikation mit dem Verein sind scheinbar nebensächlich. Ein Umfeld, das zu Guardiola passt, die sportlichen Voraussetzungen tuen es nicht. Im schlimmsten Fall heißt es dann wohl spätestens in drei Jahren – Goodbye Pep!
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