Im kalten skandinavischen Winter wird Weihnachten besonders herzerwärmend gefeiert. In Dänemark ist es die Zeit der Hygge, also der Heimeligkeit und der wohligen Gemütlichkeit. Während wir hierzulande oft echtes Weihnachtsfeeling vermissen, wissen die Dänen ganz genau, wie man in Stimmung kommt.
Jul – so nennen die Dänen (und übrigens auch die Norweger und Schweden) kurz und knapp ihr Weihnachtsfest. Dabei ist die besinnliche Zeit dort keinesfalls von geringer Dauer. Ihren Zauber entfaltet sie bereits mit dem beginnenden Advent.
Fernsehen als Einstimmung auf Weihnachten?
Tatsächlich trägt das Fernsehen in Dänemark einen enormen Teil zur emotionalen Vorbereitung auf Weihnachten bei. Ab dem ersten Dezember startet ein TV-Adventskalender, eine weihnachtliche Serie mit 24 Folgen. Häufig läuft ein Kalender speziell für Kinder und ein anderer für erwachsene Zuschauer.
Eine andere Form des Adventskalenders stellt das sogenannte kalenderlys dar. Das ist eine Kerze, die mit den Zahlen von eins bis vierundzwanzig beschriftet ist. So brennt sie jeden Tag etwas weiter herunter, bis der Heilige Abend erreicht ist.
Beim Weihnachtsfest hört Brandschutz auf!
Apropos Kerzen – in Dänemark wird der Christbaum mit echten Kerzen bestückt! Eine Lichterkette gilt als unauthentisch. Das abschließende Schmücken des Tannenbaums findet am 23. Dezember, dem lille juleaften (kleiner Weihnachtsabend), statt. Als Baumschmuck dienen geflochtene Weihnachtsherzen, die angeblich Hans Christian Andersen erfunden haben soll und in denen sich Süßigkeiten oder kleine Geschenke verstecken lassen. Zudem zieren kleine dänische Fähnlein den Weihnachtsbaum. Der Dannebrog, wie die Flagge Dänemarks offiziell genannt wird, ist übrigens die älteste Nationalflagge der Welt!
Weihnachtsessen, Mandelmilchreis und Tanz um den Baum
Der Heilige Abend ist in Dänemark der weihnachtliche Hauptfeiertag. In der Wohnung wird durch mit Nelken gespickte Mandarinen und ein wenig verbrannten Tannennadeln ein ungemein wohliger winterlicher Geruch verbreitet – man macht es sich nun mal hyggelig. Das Weihnachtsessen fällt üppig aus. Rotkohl ist dabei ein sehr wichtiger Bestandteil. Die Dänen lieben ihn. Dazu gibt es einen Schweinebraten oder Ente (in manchen Familien beides!) und zumeist Kartoffeln mit brauner Bratensoße. Die Erwachsenen trinken zum Essen julebryg, ein nur für die Weihnachtszeit gebrautes Winterbier, das seit einiger Zeit auch nach Deutschland exportiert wird und in gut sortierten Getränkemärkten in Norddeutschland erhältlich ist. Das Weihnachtsbier für den deutschen Markt ist allerdings ein Pilsener, das echte dänische – entgegen dem deutschen Reinheitsgebot – mit einer leichten Lakritznote verfeinert.
Ein Highlight ist die Nachspeise. Diese nennt sich risalamande. Der Name stammt eigentlich aus dem Französischen, wo sich das Gericht riz à l’amande schreibt, wobei die Dänen es „riesalamang“ aussprechen. Der Name bedeutet im Deutschen so viel wie „Mandelreis“. Die Zutaten sind Milchreis, Schlagsahne, Zucker, Vanille und zerkleinerte Mandeln. Allerdings wird eine einzige Mandel ganz gelassen. Wer diese in seinem Schälchen findet, bekommt ein zusätzliches Geschenk, aber natürlich nur, wenn er sie nicht versehentlich mitgegessen hat.
Es folgt der Tanz um den Weihnachtsbaum. Dabei fasst sich die gesamte Familie bei der Hand und bildet einen Kreis um den Baum. Während Weihnachtslieder gesungen werden, bewegen sich alle tanzend um den Baum herum.
Christkind oder Weihnachtsmann?
Auf die Bescherung freuen sich auch in Dänemark natürlich die Kinder am meisten. Gebracht hat die Geschenke der Weihnachtsmann, der auf Grönland lebt. Deutsche verwechseln das den Dänen wenig bekannte Christkind oft mit Sankta Lucia, weil sie das Bild von dem Mädchen mit den Kerzen auf dem Kopf mit der skandinavischen Weihnachtszeit verbinden. Es handelt sich hierbei aber um eine Tradition, die am 13. Dezember zu Ehren der Heiligen Lucia stattfindet, die als Lichtbringerin verehrt wird. Eine besondere Ausprägung hat dieses Fest in Schweden.
Und schließlich wünscht man sich auch in Dänemark frohe Weihnachten. Dafür genügen zwei kurze Worte: god jul!
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