Wie jedes Jahr im Oktober öffnet die Buchmesse in Frankfurt nun erneut ihre Pforten. Neben den Fachbesuchern, die in den ersten Tagen das Privileg haben, durch die heiligen Hallen zu pilgern, die Stände zu besichtigen und die Veranstaltungen zu besuchen, werden die Türen am Wochenende auch für Laien geöffnet. Begleitet von zahlreichen Medienvertretern wurde am Dienstagabend die 68. Buchmesse durch den Hammerschlag von Heinrich Riethmüller eröffnet.

„Literatur kann auch die Kluft zwischen dem, wie es ist und dem, wie es sein sollte erträglicher machen“
Das schreibt Arnon Grunberg, in dem von ihm und Charlotte Van den Broeck verfassten Werk „Ohne Nabel“. Es wurde im Rahmen der Eröffnungsfeier der Buchmesse vorgestellt. Auch vorherige Reden bezogen sich auf Politik, etwa Heinrich Riethmüller (Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels), der die Wichtigkeit der Freiheit des geschriebenen Wortes betonte und sich dabei auf die weltweit steigende Gefahr für Journalisten und Schriftsteller bezog. Martin Schulz (Präsident des Europäischen Parlaments), seinerseits gelernter Buchhändler, hielt eine Lobrede auf die Demokratie und die Kraft der Literatur. Aussteller von A wie Arena über Bertelmann und Carlsen bis hin zu den verschiedensten Herausgebern von Zeitschriften bereiteten schon Monate im Voraus ihre Stände vor, um sich und ihre Neuerscheinungen während der Buchmesse in bestem Licht zu präsentieren. Jedes Genre, jeder Typ Mensch ist hier willkommen und vertreten, die Buchmesse ist ein bunter Ort der Vielfalt.
„Dies ist, was wir teilen!“
Wie jedes Jahr hat die Buchmesse wieder einen Ehrengast, der besonders hervorgehoben wird und auch ein Motto mitbringt. In diesem Jahr sind das die Niederlande und Flandern. Die Autoren stehen im Rampenlicht der immer mehr an Bedeutung gewinnenden Literatur der Ehrengäste. Im Mittelpunkt sollen die Gemeinsamkeiten der beiden Regionen stehen, die vereint sind durch eine gemeinsame Sprache und Kultur. Gerade heute stehen oft die Unterschiede im Mittelpunkt, so fragt sich auch Charlotte Van den Broeck: „Warum wird im Diskurs um ‚den Fremden‘ so wenig über Bereicherung gesprochen?“ Tatsächlich treten sich Flandern und Niederländer teilweise als Fremde gegenüber, obwohl sie so vieles miteinander teilen. Doch auch auf die großen Migrationsströme derzeit lassen sich die Worte problemlos übertragen.
Die kleine Gruppe, die sich bereits im Jahr 1993 über die große Aufmerksamkeit eines internationalen Publikums erfreuen durfte, als die beiden Regionen das erste Mal Ehrengast der Frankfurter Buchmesse waren, erhofft sich auch nun wieder, in den Mittelpunkt zu rücken und so den Autoren den Zugang zur Weltbühne zu ermöglichen. Tatsächlich wurden allein in den letzten Monaten schon circa 300 flämische Werke gerade junger Künstler übersetzt, erklärte die niederländische Ministerin für Bildung, Kultur und Wissenschaft stolz. Aus Flandern und den Niederlanden werden etwa 80 Schriftsteller für die Frankfurter Buchmesse anreisen.
Sich ein eigenes Urteil bilden
Im Vorhinein werden bereits Listen mit den wichtigsten Neuerscheinungen publiziert, von deren Nutzung ich persönlich abraten würde. Oft werden hierbei gerade die besonders charmanten Werke nicht berücksichtigt. Der Geschmack der Masse wird zwar bedient, aber das Spezielle wird vernachlässigt.
Harry Potter kehrt zurück
Bereits seit einiger Zeit ist das Skript zum Harry-Potter-Theaterstück in deutscher Übersetzung erhältlich. Passenderweise wird auf dem Buchcover selbst beschrieben, dass es sich zwar um eine achte Geschichte, nicht aber um einen neuen Band des Bestsellers über den Zauberlehrling Harry Potter handelt, der bereits Generationen in seinen Bann gezogen hat. Die illustrierten Fassungen der Geschichte um den jungen Hogwartsschüler werden sich wohl großem Interesse erfreuen können. Es ist also zu erwarten, dass erstmals nach 2007 der junge Zauberer wieder omnipräsent sein wird. Pünktlich zur Buchmesse kündigte J.K. Rowling kürzlich erst wieder neue Ableger des Meisterwerks an.
Inspiration nicht nur kreativer Art
Auch für Inspiration ist die Buchmesse immer wieder gut. So mancher Manga wurde wohl schon von den bunten und kreativen Kostümen der Fans inspiriert, aber auch so mancher Wunschzettel wäre ohne den Besuch bei der Frankfurter Buchmesse etwas leerer geblieben. Neben Büchern spielen hier wie jedes Jahr auch Kuriositäten, Kunst und natürlich Spaß eine Rolle. Wer also nach einem besonderen Geschenk sucht, oder einige Anregungen für den Weihnachtswunschzettel braucht, ist hier an der richtigen Stelle. Leider ist der Verkauf auf der Buchmesse nicht gestattet, allerdings liegen oft Bestellformulare bereit und auch der örtliche Buchhändler freut sich über einen Besuch.
Klar ist, dass es in diesem Jahr wohl erhöhte Sicherheitsmaßnahmen geben wird, dazu zählt die Taschenkontrolle, die bereits seit Jahren Standard beim Einlass ist. Das Konzept der Veranstalter überzeugt und die Freude über die Eröffnung blieb ungetrübt. Bleibt zu hoffen, dass die Buchmesse nicht mit ähnlich sinkenden Besucherzahlen konfrontiert wird, wie zuletzt das Münchner Oktoberfest.
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