Die „Eurosat“ ist zurück! Die wohl bekannteste Indoor-Achterbahn Deutschlands heißt nun „Eurosat CanCan Coaster“. Sie führt die Besucher fortan in das nächtliche Pariser Stadtviertel Montmartre und das Varieté „Moulin Rouge“. Darüber hinaus komplettiert „Madame Freudenreich Curiosités“ die Neugestaltung im Französischen Themengebiet. Auf einen Blick: Was sich verändert hat.
Mit ihr wurde ein Stück Geschichte verändert: Mehr als 80 Millionen Besucher haben die „Eurosat“ seit 1989 besucht. Schulkinder haben mit der rasanten Dunkelachterbahn durch den Weltraum ihre ersten Abenteuer-Erfahrungen gesammelt und später ihre eigenen Kinder mitgebracht. In mehr als zehn Monaten wurde die markante Kugel geöffnet, das Innenleben entfernt und technisch erneuert hineingesetzt. „Es ist eigentlich die größte Herausforderung, die wir je hatten in der Geschichte des Europa-Parks“, resümiert Roland Mack, Inhaber des Europa-Parks in Rust bei Freiburg. Der Park zählt heute zu den größten und bekanntesten Freizeitparks in Europa. Nach mehr als zehn Monaten Bauzeit wurde der neue „Eurosat CanCan Coaster“ am 13. September offiziell eingeweiht.
Mehr Frankreich mit zeitlosem Charme
Der Cancan ist ein schneller französischer Tanz im Zwei-Viertel-Takt, der um das Jahr 1830 in Paris entstand. Wo der Zug einst an fremden Planeten und funkelnden Galaxien vorbeiraste, fliegen die Gäste beim „Eurosat CanCan Coaster“ nun im Abendhimmel von Paris geradewegs in das Varieté „Moulin Rouge“ mit seinen markanten roten Mühlen. Frankreich ist Programm – vor allem im Wartebereich: Dort finden sich Fassaden, deren Architektur unter anderem von der Weltausstellung Paris 1900 inspiriert wurden und an das Pariser Künstlerviertel Montmartre erinnern. Ab sofort gibt es auch einen Wartebereich im Freien, der an stark frequentieren Tagen genutzt werden kann – die verlängerte und liebevoll thematisierte Warteschlange führt die Gäste jetzt weiter, statt sie vor dem Gebäude in hintereinander folgenden Wartestrecken zusammenzuhalten. Das ist eine Bereicherung.
Die alte Strecke wurde nahezu komplett abgerissen und mit rundum erneuerten Zügen wieder in die Kugel hineingebaut. Doch ganz verschwunden ist die „alte Eurosat“ nicht – der Streckenverlauf orientiert sich immer noch sehr an der Strecke, deren Idee einst von Europa-Park-Gründer Franz Mack stammte. Außerdem lassen sich im Wartebereich immer noch viele Stücke aus alten Zeiten entdecken.
Nicht nur technische Gründen sprachen für eine Neugestaltung der Bahn. Ihr fehlte schlichtweg der Bezug zu den französischen Gebäuden um sie herum und eine thematische Verankerung ins Französische Themengebiet. Weitaus gelungener als vorher ist nun die optische Verbindung zwischen dem französischen Dorf und der silbernen Kugel.
Coaster und VR-Coastility: Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten
Mit „Eurosat Coastility“ wurde außerdem ein neues Virtual-Reality-Erlebnis direkt neben der eigentlichen Attraktion geschaffen. Setzen die Fahrgäste eine Virtual-Reality-Brille auf, tauchen sie ein in die Welt von „Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten“. Der Fahrspaß mit Brille kostet allerdings ein paar Euro extra und ist nicht im Parkpreis enthalten. Der Europa-Park führt damit die positiven Erfahrungen weiter, die der Park bei der Alpenexpress „Enzian“-Achterbahn im Österreichischen Themengebiet sammeln konnte. Dort wurde der Zug in zwei Bereiche geteilt. Fahrgästen erhielten im hinteren Teil der Bahn die Möglichkeit, gegen Aufpreis mit einer VR-Brille zu fahren und ein verändertes Ambiente während der Fahrt zu erleben. Der Alpenexpress konnte durch die technische Innovation daraufhin seine Besucherzahlen bei der Bahn steigern.
Neben dem CanCan Coaster und der VR-Coastility-Fahrt gibt es zudem ein Boots-Restaurant und eine Fontänen-Show zu entdecken. Einen kleinen Geheimtipp gibt es außerdem unmittelbar neben dem Eingangsbereich der neuen Eurosat. Dort haben die Macher des Parks aus dem einstigen „Universum der Energie“ die neu gestaltete, gemütliche Themenfahrt „Madame Freudenreich Curiosités“ gemacht.
Madame Freudenreich: Auch Dinos fressen Gugelhupf
Madame Freudenreich ist eine alte Witwe, die in einem elsässischen Fachwerkhaus den Kuriositäten-Laden ihres verstorbenen Mannes weiterführt. Zu den verborgenen Kuriositäten zählen Riesenechsen, die von der Besitzerin „liebevoll aufgezogen, gepflegt, eingekleidet und mit Gugelhupf gefüttert“ werden. Für die Neuthematisierung hat der Park die Giganten der Urzeit weitestgehend an Ort und Stelle gelassen, dafür aber die Kulisse drumherum aufgefrischt und die Fahrtstrecke in eine heitere, unbeschwerte Szenerie verpackt.
Fazit: Die Neugestaltungen waren schwierig. Beim CanCan Coaster war die Umbauphase sehr komplex, bei Madame Freudenreich das Einbetten in eine Geschichte, die zeitlos ansprechend ist. Beides ist dem Europa-Park gelungen. Besonders bemerkenswert: Der Charme an das Vergangene wurde bewahrt und optimiert. Während die Wartebereiche sich besonders hervorheben, hat sich an den beiden Fahrterlebnissen allerdings wenig getan. Beim CanCan Coaster ist die Streckenführung ähnlich, das Fahrgefühl dennoch insgesamt weicher. In der Kugel drin ist die Thematisierung spärlich, wenn auch mit dem Potential, stetig neue Requisiten hinzuzufügen. Madame Freudenreich Curiosités hat neben der gleich gebliebenen Streckenführung sogar die bekannten Figuren in der Bahn gelassen und sie einfach nur hübsch eingekleidet. Wirkt einfach, hat aber einen wunderbar positiven Effekt.
Weitere Neuheiten in Planung
Jetzt im Herbst sind die Wartezeiten im Europa-Park erfahrungsgemäß sehr angenehm. Ein Besuch eignet sich besonders an den Wochentagen außerhalb der Ferienzeit für alle, die nicht gerne anstehen möchten. Nach der Eröffnung des „Eurosat CanCan Coaster“ kann es natürlich trotzdem zu längeren Wartezeiten kommen (in den ersten Tagen betrug die Anstehzeit im Durchschnitt 60 Minuten) – bei Madame Freudenreich Curiosités erlebt man die kunterbunte Fahrt bereits nach rund fünf Minuten Wartezeit.
Insgesamt hat der Europa-Park wohl um die 30 Millionen Euro in die Erneuerungen investiert. Der Park kündigte außerdem an, die Themenfahrt „Piraten von Batavia“ mit erneuerter Technik wieder aufzubauen. Die Bahn war – wie Teile des niederländischen Themengebietes und der gesamte skandinavische Themenbereich – bei einem großfächigen Brand im Mai 2018 abgebrannt. Viele Freizeitpark-Freunde hatten daraufhin den Wunsch geäußert, die liebevoll gestaltete Themenfahrt wieder aufbauen zu lassen. Eine Petition wurde erstellt. Die Parkbetreiber haben die Wünsche mit einfließen lassen – das ist bemerkenswert: „Piraten von Batavia“ ist heute deutschlandweit ein Beispiel für eine detailverliebte und besucherorientierte Parkplanung, die sich kontinuierlich verändert – sogar in verschiedenen Jahreszeiten haben sich die Dialoge der Figuren verändert. Außerdem baut der Park gerade an „Rulantica“, einem eigenen Wasserpark, der als „wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Europa-Park und das mit Abstand größte Projekt in der Unternehmensgeschichte“ angekündigt wird.
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