Tote Materie. Was soll die schon heilen… Bernstein lindert Magenschmerzen, ein Smaragd Kopfschmerzen? Der Onyx soll Fieber senken und das Herz stärken. Esoteriker meinen, Bergkristalle sorgen für Klarheit und Kalk fördert die geistige Entwicklung. Wissenschaftliche Belege? Keine angesehenen.

„Hilft bei Bluthochdruck, lindert Kopfschmerzen und fördert den Kreislauf“, warb eine Verkäuferin für ihre „Heilsteine“. Sofort folgte die Klage – Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb. Wer gewann? Das Landesgericht Hamburg entschied zugunsten des Klägers. Dessen Anwalt äußert, die Werbung für krankheitslindernde „Heilsteine“ sei irreführend. Fazit: Das Wort ist tabu. „Es gibt keinerlei wissenschaftlichen Beweise für eine Heilwirkung von Edelsteinen“, meint Physiker Prof. Heinz Oberhummer. Allein der Glaube heile. „Gefahr besteht dann, wenn […] eine medizinische Behandlung unterlassen wird […].“ Nichts weiter als ein Rendezvous mit Herrn Placebo?
‘Esoterisches’ Kennenlernen: Energie trifft Masse
‘Heilstein’-Befürworter atmen auf. Sie ziehen wissenschaftliche Belege aus den Studien des Physiknobelpreisträgers Dr. Carlo Rubbia. Er errechnete das Verhältnis von Energiequanten zu Masseteilchen – von Lichtteilchen zu Materie. Es lautet 1.000.000.000:1. „Damit diese Materie auch zusammenhält bzw. in seiner Struktur bleibt, sind eine Milliarde Energieeinheiten notwendig“, erklärt Paracelsus. Die sichtbare Welt umfasst lediglich ein Prozent. 99 Prozent bestehen aus Energieeinheiten. Daraus schließen Heilkundige und Therapeuten, dass Edelsteine Schwingungen abgeben, für die wir empfänglich sind.
„Heilsteinkunde beruht darauf, dass von jedem Objekt Energie ausgeht“, erklärt Dr. Jörg Schweikart, ein Betriebswirtschaftler und Heilpraktiker. Diese bestehe aus elektromagnetischen Wellen. Der Experte sieht u. a. Therapiemöglichkeiten für bestimmte, seelische Probleme. Er fügt jedoch hinzu: „Edelsteine gelten laut dem Arzneimittelgesetz nicht als anerkannte Arznei.“ Sein Wissen über die Therapiemöglichkeiten in der Heilsteinkunde ist beinahe so alt wie die Menschheit.
Zeitreise in die Geschichte: Äußerst positive Entwicklung(?)
Bereits in der Steinzeit entstand die „Idee des […] ‚Bei-sich-Tragens‘“, verrät Steinheilkunde.de. Naturvölker behandelten schon mit Steinen, z. B. mit Quarzkristallen. 5.000 v. Chr. standen Steine in Verbindung mit Planetenkräften. „Medizinische Systeme und [die] Kosmologie Chinas, Indiens, Sumer, Ägyptens sowie der Mayas, Inkas und Azteken“ entstanden. Kosmologie bedeutet: Lehre vom Aufbau und der Entwicklung des Weltalls. Im antiken Griechenland wurde den Edelsteinen ihre heilende Wirkung abgesprochen. „Edelsteine
waren schön, selten und teuer, doch ‚nichts Besonderes‘ mehr.“ In Arabien wurden sie Jahre später zu Arznei verarbeitet.
Diese Alchemie findet sich heute in der Homöopathie wieder. Im Mittelalter erlebten die Therapieansätze durch Hildegard von Bingen eine kleine Renaissance. Als Tochter einer reichen Familie besuchte sie eine Klosterschule. 1147 bestätigte Papst Eugen, sie habe Visionen, berichtet Dr. Jörg Schweikart. Sie erstellte ein Heilstein-Lexikon, das die Ursachen der Heilwirkungen und Anwendungen beschreibt. Spätestens seit den modernen Wissenschaften gelten Edelsteine als Aberglaube. Auf Steinheilkunde.de ist nachzulesen, die Wissenschaft vernachlässige das Wissensgebiet.
Esoteriker berichten – positiv und negativ

Befürworter dieser Therapieverfahren berufen sich nicht nur auf die Geschichte: Sie fühlen. Dina berichtet im Portal Heilsteine.info von ihrer Erfahrung mit einem roten Jaspis. Der Stein lag zwei Nächte im Bett. Nachts musste sie oft auf die Toilette gehen. Erst als sie den Stein weglegte, lies dies nach. Der Edelstein wird übrigens zur Entschlackung und Entwässerung angewendet. Das wusste sie scheinbar nicht.
Eine Kundin der Heilpraktiker Mana-Loa.de berichtet, dass sie unter Albträumen litt, bis sie einen Rosenquarz unter ihr Kissen legte. Danach nicht mehr. Dieser Edelstein soll von der Angst, enttäuscht zu werden, befreien. Albträume entstammen, wie der Placebo-Effekt, dem Unterbewusstsein. Eine weitere Kundin berichtete davon, dass ihr zweijähriger Sohn nur bei den Eltern schlafen wollte. Sie legte ihm einen Chrysopas unter das Kopfkissen. Dieser stehe für Geborgenheit. Ab diesem Zeitpunkt soll das Kind in seinem eigenen Bett geschlafen haben. Wissenschaftliche Untersuchungen fehlen.
Weitere Informationen aus dem Internet:
„Neues aus der Steinheilkunde – Aktuelle Infos zur Steinheilkunde“: http://www.steinheilkunde.de/
„Edelsteine Hildegard von Bingen“: http://www.edelsteine.net/wirkung/hildegard-von-bingen-steine/
„Die Magie der Steine“: http://www.paracelsus-magazin.de/alle-ausgaben/59-heft-032012/863-die-magie-der-steine.html
„Die Heilwirkung von Edelsteinen“: http://www.planet-wissen.de/natur_technik/schmuck/edelsteine/heilwirkung.jsp
Buchtipp:
Gutzmann, Gerhard: Das Große Lexikon der Heilsteine, Düfte und Kräuter. Neu-Ulm 2014, Methusalem Verlag
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