In diesem Jahr endete die gamescom in Köln, die weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele, wieder mit einem neuen Besucherrekord: Vom 5. bis 9. August kamen 345.000 spielinteressierte Besucher in die Kölner Messehallen. Lars Schäfers war für f1rstlife dabei und berichtet vom diesjährigen Games-Event, von den Entwicklungen der Branche und von neuen Trends rund um das Kulturgut Computerspiele.
Größer
„Next Level for Entertainment“ lautete das diesjährige Leitmotto der gamescom. Leveln und farmen – größer werden, besser werden und den Umsatzgewinn steigern stand und steht dabei auf der Agenda des Veranstalters, dem Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU): Die Ausstellungsfläche ist um circa 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr vergrößert worden, die hohe, fast cinematische audiovisuelle Qualität aktueller Toptitel wie Assassin`s Creed Syndicate von Ubisoft oder Final Fantasy XV von Square Enix überzeugt und die Verkaufszahlen sind nach Angaben der BIU im ersten Halbjahr 2015 um drei Prozent gestiegen. Zweistellige Wachstumsraten werden in diesem Jahr insgesamt noch erwartet und dadurch neue Rekordgewinne eingefahren.
Kultureller
Sind Computerspiele ein Kulturgut? Über Für und Wider stritt man bis vor wenigen Jahren noch intensiv. Haben Games nicht nur Kult- sondern auch Kulturstatus, so bedeutet dies nicht nur eine Aufwertung des Mediums, sondern ganz besonders auch Chancen auf staatliche Förderung nach dem Vorbild der Filmförderung. Die Gamesbranche hat dies erkannt und in diesem Jahr wurde so zum ersten Mal beim gamescom congress ein eigenes Dachthema „Kulturgut Games“ in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturrat eingerichtet. Dessen Generalsekretär Olaf Zimmermann outete sich im Interview mit dem Deutschlandfunk nicht nur selbst als Gamer, er betont auch: „Wenn Games Kultur sind, ist das eine Auszeichnung“. Allerdings bedeute dies auch eine Verantwortung für die Entwickler, die darin besteht, „nicht immer nur dem Mainstream zu folgen und die Verkaufszahlen im Kopf zu haben“.
Dass nicht nur Mainstream zählt und es auch bei den Games eine lebendige Breitenkultur gibt, zeigte indes der Indie Arena Booth der gamescom: Hier konnten viele unabhängige Entwickler den Besuchern auch kleinere Spielprojekte präsentieren. Zur Frage, ob Games Kulturgut sind, hat auch die Politik mittlerweile einen klaren Standpunkt: „Spiele sind Innovationstreiber, Lernwerkzeug, Unterhaltungs- und Kulturgut“, lobte zumindest die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Brigitte Zypries (SPD), das Medium bei der Eröffnung der Messe.
Virtueller
Staatssekretärin Zypries durfte auch die Innovation der Branche einmal selbst testen: Virtual-Reality-Brillen, deren Markteinführung noch bevorsteht, wurden auf der gamescom als einer der wichtigsten Zukunftstrends beworben. Mit diesen Brillen können die Spieler ganz in die jeweilige Spielwelt eintauchen. Wird dadurch nun das Virtuelle noch realer, oder aber die Realität noch virtueller? Durch den Wegfall der Grenzen des Bildschirms werden in jedem Fall auch die Grenzen zwischen beiden Welten noch unschärfer und fließender. Das mag wie Wasser auf den Mühlen nostalgisierender Verfechter des Analogen und von Kritikern digitaler Medien sein. Für die Gamer kann die Virtual-Reality-Brille aber ein Mehr an Spielspaß bedeuten und nicht nur für die Gamesbranche bedeutet sie Hoffnung auf neue Umsatzsteigerungen.
“Wir gehen davon aus, dass sich Virtual-Reality-Brillen in den kommenden Jahren fest auf dem Spielemarkt etablieren und Impulse für weiteres Wachstum und völlig neue Spielkonzepte bringen werden”, fasst BIU-Geschäftsführer Dr. Maximilian Schenk den Optimismus der Gamesindustrie über das neue Lieblingsprodukt zusammen. Games sind als Kulturgut anerkannt und haben sich zu einem Lifestyle längst nicht nur für männliche Jugendliche, sondern auch zunehmend für Jung und Alt entwickelt, wie man auf der diesjährigen gamescom erneut erleben durfte.
Peter Puperze
Doller Artikel, habe ich mit viel Freude gelesen. Weiter so! Das ist das, was die angehenden Akademiker von heute bewegt!