Vorbei ist es mit der Fußball-Romantik. Was seit der Veröffentlichung der Football-Papers 2018 ein offenes Geheimnis war, wurde nun offiziell Realität. 12 europäische Traditionsklubs, aus England, Italien und Spanien, wollen eine eigene Super League gründen. Die immer fortlaufende Kommerzialisierung des Volkssports will damit einen neuen Höhepunkt erreichen. Ein Kommentar.

Und entfacht damit einen Konflikt zwischen Vereinen, Verbänden, Spielern und Fans. Während die UEFA und FIFA mit einer gemeinsamen Erklärung reagierten, in der sie versuchen, ihre Vormachtstellung als führende Verbände, zu sichern, reagieren die Fans wütend. Dauerkarten-Besitzer des englischen Rekordmeisters Manchester United brechen langjährige Mitgliedschaften ab. Anhänger des FC Liverpool verbrennen ihre teuren Trikots und demonstrieren während des Heimspiels gegen Leeds vor dem Stadion. Und dies sind nur zwei Beispiele an Reaktionen aus ganz Europa.
Mit der Gründung einer eigenen Liga entfachen die Klubs einen Konflikt, der schon lange, als unvermeidbar schien. Der Fußball als Sport, mit all seiner Geschichte und Tradition. Mit seinen Idealen. Der Fan-Kultur. Gegen die Idee der Kommerzialisierung. Allein 3.5 Milliarden will die neue Liga an die teilnehmenden Klubs ausschütten. Zum Vergleich: 6,9 Milliarden Pfund hat die englische Premier League im Jahr 2015 für die Vermarktung ihrer TV-Rechte eingenommen. Der Präsident von Real Madrid und erster Vorsitzender der Super League, Florentino Perez, verteidigt die Pläne der Klubs, indem er sagt, die Super League „sei eine Liga, um den Fußball zu retten“. Dieser würde sich, gerade wegen der Corona-Pandemie, in einer finanziell schwierigen Situation befinden. Und diese könnte nur, durch mehr Spiele überwunden werden. Jedoch waren die beiden größten spanischen Vereine schon vor der Pandemie dafür bekannt, finanzielle Schwierigkeiten zu haben.
Fußball ist kein Sport mehr, sondern eine Wirtschaft
Dabei enttarnt die Gründung einer eigenen elitären Liga, dass die größten Vereine der Welt endgültig wie Wirtschaftsunternehmen geführt werden sollen. Es geht darum, den größtmöglichen Profit aus seiner Marke, zu erwirtschaften. Hierfür will die Super League endgültig den Nordamerikanischen, sowie asiatischen Markterschließen. Das es bei dem Volkssport im Kern immer noch um einen sportlichen Wettkampf handelt, scheint nebensächlich zu sein (Florentino stellt ebenfalls die Spiellänge von 90 Minuten zur Debatte.) Ebenso wie die Menschen, die diese Marken mit ihrer Unterstützung und ihren Geschichten einst aufgebaut haben.
Im Alleingang, so heißt es, entschieden die Vorstände der abtrünnigen Klubs, über die sportliche Zukunft ihrer Vereine und, nicht zu vergessen, ebenfalls über die ihrer Spieler. Gerade ihre Reaktion wird interessant zu beobachten sein. Waren es doch gerade sie, die von der Kommerzialisierung mit am meisten, profitiert haben. Doch gerade jetzt droht ihnen die UEFA und FIFA mit der sportlichen Höchststrafe: dem Ausschluss von der Teilnahme an EM und WM. Ob die angedrohten Konsequenzen rechtlich überhaupt durchsetzbar sind, ist erst einmal Nebensache. Jeder Spieler wird damit unmittelbar vor einen inneren Konflikt gestellt. Folgt er dem Geld oder dem sportlichen Kindheitstraum? Wie viel macht hat die Haltung der Spieler? Und wer äußert sich lautstark – für den Sport und gegen den Kommerz?
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