Im Durchschnitt trinkt jeder Deutsche 150 Liter Kaffee im Jahr. Dieser Zahl markiert ein überraschendes Ergebnis, das auf facettenreiche Kaffeegetränke und Zubereitungsvarianten zurückführt. Das angestaubte Vorurteil, Kaffee gefährde die Gesundheit, ist längst überholt. Kaffeefans und Genießer auf der ganzen Welt bringen jährlich neue Trends heraus, die jede einzelne Kaffeebohne neu in Szene setzen.
Auch wenn es unwahrscheinlich klingt, so hat Neal Freedman vom National Cancer Institute herausgefunden, dass Kaffeetrinker sogar länger leben. Seine Studie beweist die Verhältnismäßigkeit zwischen der Lebensdauer und dem Kaffeekonsum. Bei Männern geht das Risiko zum Beispiel bei vier bis fünf Tassen pro Tag um zwölf Prozent nach unten. Frauen legten in diesem Bereich nochmals um vier Prozentpunkte zu.
Das ist für viele ein Grund mehr, den Kaffee nicht einfach nur gemahlen aus der Maschine zu trinken, sondern seine unterschiedlichen Zubereitungsvarianten auszuprobieren. Außerdem statten sich immer mehr Haushalte mit einer nahezu professionellen Kaffeehausausstattung aus.
Hand Brew Kaffee – Back to the Roots
Der Klassiker des Filterkaffees ist zurück auf den Kaffeehaustheken. Er trägt jetzt den Namen Pour Over Coffee und führt zurück zu den Wurzeln. Hier ist nicht die Filtermaschine im Einsatz. Es handelt sich bei dieser Zubereitungsvariante um den Handaufguss. Zum Einsatz kommen frische und aromatische Kaffeebohnen. Diese verbinden sich durch einen manuellen Filter mit wohltemperiertem Wasser, um ihre Tiefe und geschmackliche Vielfalt in die Tasse zu bringen.
Cold Drip & Cold Brew: Kaffee Cocktails für den Sommer
Im Sommer 2017 feierte der kalte Kaffee eine erfrischende Revolution. Mit Cold Drip oder Cold Brew lassen sich die Zubereitungsvarianten über Stunden zelebrieren. Die Vorteile des kalten Aufgusses liegen auf der Hand: Der Kaffee verliert alle seine Bitterstoffe und erscheint besonders weich und dezent.
Wer diese Zubereitungsform einmal ausprobieren sollte, muss sich jedoch auf eine achtstündige Ziehzeit einstellen. Danach lässt sich der Cold Brew mit weiteren geschmacklichen Nuancen, wie Vanille, Nuss, Früchte, aber auch alkoholischen Getränken wie Gin Tonic anreichern. Daraus entstehen erfrischende und tiefsinnige Coffee Cocktails, die wohl die gesamte Szene auf den Kopf stellen.
Fair und transparent: Consciousness Coffee
Verbrauchern reicht es nicht mehr, qualitativ hochwertige Lebensmittel zu kaufen. Sie wollen mehr über die Produktion, den Handel und die Herstellung erfahren. Berichte von Ausbeutung in den Dritte-Welt-Ländern und Entwicklungsländern haben das Bewusstsein geschärft, den glänzenden Verpackungen nicht unbegrenzt zu vertrauen. Mit dem fairen Handel ist ein neues Bewusstsein im Markt entstanden, die Erträge möglichst fair auf den gesamten Weg der Produktionskette aufzuteilen.
Der Handel mit Kaffeebohnen ist ein Geschäft, bei dem es um Milliarden geht. Am wenigsten davon bekommen die Kaffeebauern. Das wird auch Verbrauchern klar, die sich nach Alternativen umsehen, um selbst für einen gerechten Handel einzustehen. Viele sind bereit, tiefer in die Tasche zu greifen, um eine Tasse Kaffee zu genießen, wenn ihre Investition an der richtigen Stelle ankommt.
Mit dem Verzicht auf unnötige Zwischenhändler verkürzen sich die Transportwege und es lassen sich Kosten einsparen. So beziehen viele Kaffeefans ihre Bohnen direkt von der Rösterei, um sie zuhause weiter zu verarbeiten. Das hat Mikro-Röstereien auf den Plan gerufen, ein auserlesenes Sortiment ihrer Zielgruppe anzubieten. Hier entwickelt sich eine Nische, die ihren Einfluss wohl im nächsten Jahr ausweitet.
Light Roast – Zimtröstungen
Geht es nach Skandinavien, treffen Kaffeefans auf helle Röstungen, die alternativ auch als Zimtröstungen bekannt sind. Nach einer doch recht kurzen Röstzeit entwickelt der Kaffee weniger Bitterstoffe. Zudem ist in den dunkleren Röstungen ein feiner Fruchtsäuregehalt enthalten, was sich in einem vollmundigen Aroma bemerkbar macht. Oftmals finden diese Röstverfahren auch für den Espresso Verwendung, was den italienischen Kaffee etwas bekömmlicher für den Magen macht.
Kaffee aus der Zapfsäule
Nitro Coffee geht eine spannende Kombination mit Stickstoff ein. Dieser Kaffee kommt direkt aus der Zapfanlage. Besonders genussvoll präsentieren sich die cremig geschmeidige Schaumkrone und der edle, weiche Geschmack. Dabei löst sich der Stickstoff nur allmählich auf und verzaubert durch sein feines Sprudeln. Diese Kaffeevariationen punkten mit einem süßen Geschmack, sodass Zucker und Milch überflüssig sind.
Coffee Tea – „anything goes“
Wer sich zwischen Tee und Kaffee nicht entscheiden kann, der sollte sich diesen Trend nicht entgehen lassen. Frei nach dem Motto „anything goes“ sprengen diese Getränke die ehrwürdigen Grenzen und setzen auf eine Mixtur aus chinesischem Tee und Kaffee. Eine Zubereitungsart, die gerade in den asiatischen Gefilden schon seit vielen Jahren praktiziert wird.
Hier wandern drei Teile Kaffee mit jeweils sieben Teilen chinesischen Tees in die Kanne. Gerade die dunkleren Teesorten arbeiten hervorragend das tiefsinnige Aroma des Kaffees heraus. Dabei ist jeder dazu angehalten, sich im Hinblick auf den eigenen Geschmack auszutesten.
Chi-Kaffee – Grüner Kaffee
Chi lässt sich mit Lebensenergie übersetzen und nimmt Bezug auf den grünen Kaffee, der schonend auf Magen und Darm wirkt. In diesem Getränk gehen Granatapfel, Guarana, Kakao und Ginseng eine wirklich spannende Kombination ein. Hier ist eine kalte ebenso wie eine warme Zubereitung möglich, sodass Chi Kaffee eigentlich in jeder Jahreszeit auf den Tisch gehört.
Bewusster und intensiver Kaffee genießen
Wer im kommenden Jahr eine Tasse Kaffee in den Händen hält, wird diese bewusster und nachhaltiger genießen. Immer mehr Kaffee-Enthusiasten interessieren sich für den Ursprung und das Umfeld der Kaffeebohnen und sind bereit, für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen etwas tiefer in die Tasche zu greifen.
Gerade die edlen Premium-Marken setzen auf strenge Qualitätskontrollen, um ihren Kunden nur das Beste zu liefern. So hat der vakuumverpackte Standard-Kaffee, den es in jedem Supermarkt gibt, wohl ausgedient. Kleinere Röstereien machen mit spannenden Aromen und Geschmacksrichtungen auf sich aufmerksam und haben gerade in diesem Jahr der Robusta-Bohne zu einem furiosen Comeback verholfen.
Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserer externen Autorin Nicole Schreiner.
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