In Zeiten, geprägt von Vielfalt, Diversität und Relativismus, ist auch die „traditionelle“ Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Kind, gefährdet. Die Insa-Familienstudie 2022 steht deshalb unter dem Motto „Familie in der Krise? Aktuelle Studien zur Lage der Familie“ und liefert interessante Zahlen. Die Konrad Adenauer Stiftung hat sie in Auftrag gegeben.
Zu Beginn wird eine Ist-Analyse vorgenommen, das heißt: Wie viele Menschen wohnen insgesamt als Familien zusammen? Rund 42 Millionen Menschen in Deutschland leben in sogenannten „Hauptwohnsitzhaushalten“. 27,9 Prozent davon (rund 11,7 Millionen Menschen) leben in einem Familienhaushalt. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich nicht alle Fragen der Studie samt Antworten breit darlegen kann. Neben anderen Fragen der Studie – beispielsweise, ob die Menschen mit ihrem Einkommen glücklich sind oder gerne mehr hätten, interessieren mich doch die Antworten bezüglich der Familie.
Diese stechen besonders dann heraus, wenn die Personen gefragt werden, an wen sie sich in einer Krise, sei sie persönlich oder gesellschaftlich, wenden würden. „Familie“ belegt Platz eins mit 68 Prozent, gefolgt von Freunden mit 48 Prozent. Die Familie scheint also immer noch ein Hort von Geborgenheit und Schutz für die Befragten zu sein. Schaut man auf das Alter der befragten Personen, die mit „Familie“ geantwortet haben, geben 73 Prozent der Personen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren an, sich in einer Krise an die Familie zu wenden. Diese scheint – trotz aller Widerstände – noch immer eine besondere Stellung zu genießen.
„Eine Familie besteht aus allen Personen, die gemeinsam in einem Haushalt leben und sich als Verantwortungsgemeinschaft sehen“ dominiert mit 58 Prozent klar gegenüber der traditionellen Familie aus Vater, Mutter und Kindern (30 Prozent). Der Mensch sehnt sich nach Bindung und möchte Verantwortung übernehmen – für sich und für andere. Die Studien-Antworten auf den Begriff von „Familie“ gehen hier weit auseinander und können ein Stimmungsbild sein. In diesem Bereich sticht hervor, dass 36 Prozent der Männer der traditionellen Familie zugeneigt sind, während 63 Prozent der Frauen eine verantwortungsvolle Gemeinschaft von Menschen befürworten.
Bei Einsamkeit gibt die Familiengemeinschaft Halt
Auch Einsamkeit ist ein großes Thema – gerade nach den großen Herausforderungen der gefühlt endlosen Corona-Jahre. Von den 18- bis 29-Jährigen fühlt sich ein Drittel einsam und 36 Prozent geben an, dass sie Angst vor der Zukunft haben. In diesem Alter festigen sich die Lebenspläne langsam: Wo will ich leben? Mit wem möchte ich mein Leben verbringen? Auch eine eigene Familie ist Thema. Das könnte ausschlaggebend für die 77 Prozent der über 60-Jährigen sein, die sich nicht allein fühlen – vielleicht, weil sie eine Familie gegründet haben und sich jetzt im Kreise ihrer Kinder und Enkelkinder nicht allein fühlen? Das bestätigt sich auch, wenn 72 Prozent der Menschen, die ihre Familienpläne (umgesetzt) haben, sagen, dass sie sich nicht einsam fühlen.
Familie – eine stabile Form der Gemeinschaft
Das war sehr zahlenlastig, ich gebe es zu. Gleichzeitig ist es aber gut, zu wissen, dass das Modell „Familie“ noch immer trägt und zu einer gewissen Stabilität in der Gesellschaft beiträgt. Gründe dafür kann eine Gemeinschaft sein, in der man sich aufgehoben fühlt und geborgen weiß. „Gemeinschaft“ verbinden 29 Prozent der Männer und Frauen mit dem Begriff „Familie“. Nennen konnten lediglich 76 Prozent etwas, das sie unter „Familie“ verstehen. Dicht dahinter rangieren „Verwandtschaft und andere Familienangehörige“ (20 Prozent) und „(Enkel-)Kinder“ (19 Prozent). Letztere prägen für 56 Prozent der befragten Männer und Frauen das Bild von Familie. Interessant wird es beim Blick auf die Frage, ob die Befragten mit der traditionellen Familie eher Positives oder Negatives verbinden. 61 Prozent der Befragten haben positive Erfahrungen gemacht und Erinnerungen daran.
Abschließend kann – wenn auch nur ausschnittsweise – gesagt werden, dass das Konzept „Familie“ noch immer in ist – in welcher Form auch immer. Zum Beispiel geben 58 Prozent der Befragten an, dass für sie eine Familie aus Personen besteht, die gemeinsam in einem Haushalt leben und sich als Verantwortungsgemeinschaft sehen. Im Prinzip gibt es nichts dagegen einzuwenden. Stehen Liebe, Treue und Verantwortung für sich und andere im Mittelpunkt, ist das per sé zu befürworten! Bemerkenswert dabei ist, dass von diesen befragten Personen 63 Prozent der Frauen dieses Bild von Familie befürworten. Von den Frauen, die so abgestimmt haben, besuchen 59 Prozent nicht regelmäßig die heilige Messe. Die heilige Messe hingegen besuchen 44 Prozent der Männer, welche die traditionelle Form der Familie hochhalten – die Treue zum Glauben und zum Lehramt der Kirche scheinen hier zu fruchten.
Der Mehrheit ist es sehr wichtig, Teil einer Familie zu sein
54 Prozent der Befragten geben in der Studie an, dass es ihnen sehr wichtig sei, Teil einer Familie zu sein. Eine intakte Familie hat sehr viel Einfluss auf das Wachstum der Persönlichkeit des Kindes. Als ich ein halbes Jahr in der christlichen Gemeinschaft Cenacolo gelebt habe, ist mir hautnah bewusst geworden, welchen Schmerz es einem Kind zufügt, wenn zum Beispiel der Vater die Familie verlässt. Dadurch, dass ich nur mit Jungs zusammengelebt habe, ist mir nicht entgangen, dass der Verlust des Vaters seelische Verwundungen nach sich ziehen kann. Wo bleibt das Vorbild für die oftmals jungen Männer? Wo ist die Orientierung für ihr Leben? Beides suchen sie in wechselnden Beziehungen, Drogen oder Partys und geraten ausnahmslos in eine Sackgasse.
Das Glücklich-Sein – für 72 Prozent der Befragten hat die Familie einen (eher) positiven Einfluss darauf. Von dieser Anzahl der Männer und Frauen sagen das 88 Prozent, die schon eine Familie gegründet oder Pläne dafür haben. Doch nicht nur auf das Glücklich-Sein wirkt sich die Familie aus, sondern sie hat auch positive Auswirkungen auf die Lebensqualität und die Zufriedenheit– für 38 Prozent der Befragten. Die Männer und Frauen fühlen sich geborgen, sie übernehmen Verantwortung füreinander und für die Kinder. Klar ist, dass das Familienleben nicht nur Sonnenseiten hat, sondern Menschen auch vor Herausforderungen stellt – diese galt es, zu meistern und dies ist gemeinsam immer einfacher als allein.
Die Familie – ein sicheres Fundament in jeder Krise
76 Prozent der befragten Männer und Frauen glauben, dass sie in der eigenen Familie Krisen überstehen können und dies schon getan haben. Familie basiert im Kern auf Liebe, Vertrauen und Treue – egal, in welcher Konstellation sie bestehen mag. Menschen vertrauen einander, glauben aneinander und helfen sich gegenseitig. Damit sind Ehepaare die perfekten Vorbilder für die Kinder – in ihrer Liebe füreinander und für die Kinder. Besonders aber auch dann, wenn es einmal nicht gut laufen sollte – Verantwortung und Krisenmanagement lernt man auch dadurch.
73 Prozent der befragten Männer und Frauen wollen eine Familie gründen oder haben bereits eine – wie schön ist es, zu wissen, dass die Familie immer noch vielen Menschen etwas bedeutet und sie mit ihr positive Erfahrungen verbinden. Es galt – vor allem von politischer Seite – Familien zu fördern und so attraktiv werden zu lassen. Die Familie ist es schließlich, welche die Säule und das Fundament der Gesellschaft sowie deren Zukunft bildet.
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