Nach fünf Jahren präsentiert uns Disney endlich die Nachfolge des beliebten Märchenfilms. Alle Lieblinge aus dem ersten Teil sind wieder vereint, dieses Mal, um das Königreich Arendelle vor der Zerstörung zu retten. Während Christoph auf recht unbeholfene Art und Weise versucht, Anna einen Heiratsantrag zu machen, befindet sich Elsa auf der Suche nach sich selbst. Der lustige Schneemann Olaf ist natürlich auch wieder mit von der Partie. Allerdings scheint Olaf dieses Mal den Gegenpol zur Schwere der Handlung zu bilden. Anna und Elsa erfahren auf ihrer Reise ins Ungewisse düstere Dinge über die Vergangenheit ihrer Familie.
Zum einen, dass ihr Großvater, der damalige König von Arendelle zu einer List griff, um das indigene Volk der Northuldra um ihr Land zu bringen. Durch seine Tat erzürnte er die Geister des Waldes, die daraufhin das gesamte Gebiet in einen undurchdringlichen Nebel einschlossen. Die beiden Schwestern wollen die Verfehlungen ihres Großvaters wieder gut machen, jedoch müssen sie dafür einen über 30-jährigen Konflikt zwischen zwei Völkern beilegen. Im Zuge dessen machen sie sich auf die Suche nach der Stimme, die Elsa wieder und wieder ruft. Auf ihrem Weg stoßen die beiden jungen Frauen schließlich auf das Schiffswrack, in dem ihre Eltern vor Jahren ums Leben kamen. Zu allem Überfluss betreten die beiden den Ort des Geschehens und bekommen durch Elsas Magie gezeigt, wie ihre Eltern starben. Für einen Kinderfilm scheint diese Szene sehr schwer und unglaublich traurig.
Schwere emotionale Last
Im Laufe der Handlung werden zwar auch immer wieder lustige Szenen gezeigt (welche vor allem von Olaf leben), jedoch erfolgt die traurigste Szene erst kurz vor Ende des Films: Elsa und Anna sind getrennt worden und Elsa folgt dem Ruf der Stimme so weit, dass der Fluch sie verschlingt und einfriert. Kurz vorher schafft sie es noch, einen magischen Hilferuf zu senden, der Anna wissen lässt, was passiert ist. Diese ist gerade mit Olaf in einer dunkeln Höhle und auf der Suche nach einem Ausgang. Durch Elsas Magie erfährt sie, dass es ihr Großvater war, der den Krieg zwischen den beiden Völkern auslöste und somit verantwortlich für den Fluch ist.
Kurz darauf beginnt der Schneemann, welcher ein Geschöpf von Elsas Magie ist, sich aufzulösen. Anna hält ihn im Arm, während Olaf sein bestes versucht, sie zu trösten. Die Ereignisse lassen Anna alleine und ohne Lebensmut in der dunklen Höhle zurück, wo sie ein Lied über den Schmerz ihres Verlustes singt und sich langsam aber stetig, aus eigener Kraft aus der Dunkelheit heraus kämpft. An dieser Stelle wird ein sehr realistischer Umgang mit Trauer und Depression gezeigt, der für Kinder noch nicht verständlich ist. Christoph ist weit entfernt, ihre Familie scheinbar komplett ausgelöscht. Anna rettet sich schließlich selbst, was vom typischen Disney-Prinzessinnen-Klischee stark abweicht. Es ist auch Anna, die anschließend den Fluch bricht und den Wald befreit, allerdings in dem Glauben, dass sie Arendelle dafür zerstören müsste. Dafür ist Anna auch bereit, ihr Leben zu riskieren und kommt bei dem Versuch beinahe ums Leben. Elsa wird durch die Aufhebung des Fluchs ins Leben zurück geholt und kann Arendelle mithilfe der Geister retten. Am Ende kann Elsa Olaf zurückbringen, Christoph macht Anna den lange erwarteten Heiratsantrag und alle sind glücklich.
Die Eiskönigin 2 überzeugt durch eine spannende Handlung, gefühlvolle Musik und auch durch Humor. Allerdings scheint er für Kinder stellenweise zu traurig und zu düster. Das zeigt sich auch in den Farben, die im Film verwendet werden. Während im ersten Teil sehr viele bunte Farben verwendet wurden, überwiegen in diesem Film vor allem kühle Blau- und Lilatöne. Auch Elsa selbst erscheint noch weitaus blasser als zuvor, sowohl was ihre Kleidung, als auch ihre Haut betrifft.
Kolonialgeschichte
Des Weiteren zeigt der Film das Prinzip des Kolonialismus. Der damalige König von Arendelle hält die Menschen, die an die Geister der Natur glauben, für anders und gefährlich. Darüber hinaus steht er stellvertretend für einen gierigen Kolonialisten, der um jeden Preis sein eigenes Reich erweitern will und dabei über Leichen geht. Elsa und Anna erfahren dies erst sehr spät, da ihr Vater, der ihnen die Geschichte erzählt hatte, damals selbst noch ein Kind war, und die Zusammenhänge nicht richtig verstanden hatte. Das gleiche gilt für ein junges Publikum, das noch nicht versteht, worauf der Konflikt im Film historisch anspielt und wie realistisch er dies tut. Man fühlt sich hier stark an Pocahontas (1995) erinnert, welcher vor allem Lieder dazu benutzt, um den Konflikt zwischen den beiden Völkern zu erklären.
Im Großen und Ganzen scheint die Eiskönigin 2 eher für ein älteres, erwachseneres Publikum gemacht zu sein, was ihm zwar keinen Abbruch tut, jedoch unterscheidet er sich stark vom bunten, überwiegend lustigen ersten Teil.
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