Für viele Menschen ist der Zölibat, die Pflicht zur Ehelosigkeit katholischer Priester, ein Stein des Anstoßes, der als längst überholt gilt. Auch was der eigentliche Sinn und Zweck des Zölibats ist, versteht kaum noch jemand. Eine Aufklärung.
Wer katholischer Priester werden möchte, muss vor seiner Weihe herausfinden, ob er sich wirklich zum Priester und damit einhergehend zum Zölibat berufen fühlt. Der Zölibat ist eine Lebensform, die in unserer heutigen Zeit von einigen nicht mehr verstanden wird. Fast im Jahrestakt werden „neue kreative Vorschläge“ zur Lockerung bis hin zur kompletten Aufhebung des „Zwangszölibats“ hitzig diskutiert. Als Argumente für eine Lockerung des Zölibats werden dabei nicht nur pragmatische, sondern oft auch theologisch-philosophische Gründe genannt. Betrachten wir zunächst die häufigsten pragmatischen Gründe:
Das Problem mit dem Priestermangel:
Alleine der akute Priestermangel in der katholischen Kirche in Deutschland spräche schon dafür, dass es wohl besser wäre, den Zölibat abzuschaffen. Viele junge Männer, so die Annahme, würden gerne Priester werden, möchten aber nicht auf Frau und Kinder verzichten. Würde man den Zölibat abschaffen, so die Schlussfolgerung, würden sich die Priesterseminare wieder viel mehr füllen.
Doch dass dies ein Trugschluss ist, zeigt schon ein Blick auf unsere evangelischen Glaubensgeschwister: Nicht nur den Katholiken fehlen Priesteramtskandidaten, auch die evangelischen Gemeinschaften haben viel zu wenig Pfarramtsstudenten. So mag es durchaus einige Studenten geben, die sich ohne den Zölibat dazu entschließen würden, in das Priesterseminar einzutreten, aber davon auszugehen, dass das grundsätzliche Problem des Priestermangels damit gelöst sei, ist offenkundig falsch. Warum vor allem in Europa ein solcher Priestermangel herrscht, muss natürlich ernsthaft untersucht und muss offen und ehrlich hinterfragt werden, doch dass es keine einfachen Lösungen, wie z.B. „Frauenpriestertum“ oder die Abschaffung des Zölibats gibt, ist ersichtlich.
Das Problem mit Doppelleben einiger Priester:
Ebenfalls in der Zölibatsdebatte häufig zu hören ist der Einwand, viele Priester würden ihn ohnehin nicht leben. Dies bewiesen z.B. Priester, die sich zu ihren heimlichen Kindern bekennen und ihren Dienst quittieren. Bevor also „so viele“ Priester ein Doppelleben führten, wäre es doch für alle besser und ehrlicher, den Zölibat gleich offiziell abzuschaffen. Hier ergeben sich aber gleich mehrere Einwände: Zum einen ist es eine unzulässige Induktion, von Einzelfällen auf eine breite Masse der Priester schließen zu wollen.
Es stimmt, dass es Priester gab, die im Zölibat scheiterten und sich von ihm dispensieren ließen. Doch ein Scheitern im eigenen Lebensentwurf gibt es nicht nur beim Zölibat, dies kommt im selben Ausmaß auch in Ehen sowie anderen Lebensformen vor. Jeder Lebensentwurf ist in seiner Berufung immer zugleich eine Aufgabe und Herausforderung und kein Lebensentwurf ist von der Gefahr des Scheiterns ausgenommen. Doch dies sind nicht die Maßstäbe, mit denen man eine Lebensform bewerten kann und soll. Für die Bewertung einer Lebensform ist es vielmehr sinnvoll auf diejenigen zu schauen, die sie tatsächlich leben. Möchte man sich also ein sachliches Urteil über den Zölibat bilden, dann ist es unabdingbar zu sehen, wie es denn denen geht, die den Zölibat wirklich überzeugt und aktiv leben. Auch hierfür gibt es viele positive Beispiele.
Das Problem mit der Lebensferne der Priester:
Ebenfalls häufig zu hören ist, dass es für einen Priester auch deshalb von Vorteil wäre, wenn er heiraten könne, da er so näher bei den Menschen sei. Ein Priester, welcher nämlich nicht verheiratet sei, verstünde gar nicht die Probleme, die in einer Familie auftreten können.
Doch auch hier müssen ein paar Dinge bedacht werden: Eine gewisse Grundkenntnis, was die Sorgen und Probleme in einer Familie sein können, hat der Priester, der selbst einmal Kind war und in einer Familie aufwuchs, genauso wie jeder andere Mensch. Einen weiteren Einwand gab der Passauer Spiritual P. Mirko Legawiec den Priesteramtskandidaten der südbayerischen Diözesen zu bedenken: Hat ein Ehepartner Probleme und benötigt Rat einer anderen verheirateten Person, kann derjenige seinen besten Freund oder Nachbarn fragen. Wer jedoch mit seinen Problemen zu einem Priester geht, der tut dies häufig, gerade weil der Priester durch seine Ehelosigkeit nochmal eine andere Perspektive einbringen kann. Ein zölibatär lebender Priester wird Eheprobleme mit großer Wahrscheinlichkeit anders bewerten als jemand, der durch seine eigene Ehe schon viel vorgeprägter ist. Das Zölibat ist für die Pastoral also kein Hindernis, sondern ein ganz spezifischer Zugewinn.
Nebend diesen ganz pragmatischen Gründen, werden häufig auch theologisch-philosophische Einwände genannt:
Das Problem mit der “Widernatürlichkeit des Zölibats“:
Ein Argument lautet häufig, dass der Mensch von Natur aus nicht zum Alleinsein gemacht sei. Die zölibatäre Lebensform widerstrebe nun aber dieser natürlichen Veranlagung des Menschen und sei deshalb widernatürlich.
Es ist zwar richtig, dass grundsätzlich jeder Mensch ergänzungsbedürftig und zur Ehe berufen ist, aber es gilt, eine wichtige Unterscheidung zu treffen, die leider auch innerhalb der (deutschen) Theologie kaum noch getroffen wird: Der Unterschied zwischen „widernatürlich“ und „supernatürlich“. „Widernatürlich“ ist etwas, wenn eine natürliche Ordnung pervertiert wird, wenn man also etwas tut, was dieser natürlichen Ordnung zuwiderläuft. Der Zölibat hat jedoch eine ganz andere Qualität: Er widerstrebt der Natur nicht, sondern er übersteigt sie. Die Elemente der Beziehung und Hingabe sind im gelebten Zölibat so unerlässlich wie in der Ehe selbst. Zölibat bedeutet primär nicht, auf etwas zu verzichten, sondern ja zur Hingabe an Gott und an den Menschen zu sagen und dies auch in und mit seinem Leben zu zeigen.
Das Problem mit der Wertung von Ehe und Zölibat:
Oft wird auch argumentiert, der Zölibat sei lediglich Ausdruck einer Geringschätzung der Ehe, denn die verpflichtende Ehelosigkeit als Voraussetzung für das Priestertum impliziere, dass die Ehe etwas Negatives sei, auf das man besser verzichte.
Die Theologie hinter dem Zölibat möchte aber genau das Gegenteil: Sie möchte nicht werten, sondern ergänzen und gegenseitig erklären. Der Zölibat ist eine radikal andere Berufung als die Ehe, die aber ohne Wissen um die andere Lebensform an Sinn und Tiefe verlieren würde. Eine Person, die die Ehe nicht als heilige Institution erkannt hat, ist erst Recht nicht in der Lage, den Sinn des Zölibats zu erfassen. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer bringt diesen Gedanken wie folgt zum Ausdruck: „Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist ein Zeugnis des ganzen Menschen, eine Predigt mit Leib und Seele, die sagen will: Was für eine große und wunderbare Sache muss das Reich Gottes sein, muss das Evangelium sein, muss die Freundschaft in der Nachfolge Jesu sein, wenn ein junger Mensch sogar bereit ist, dafür auf eine so große und heilige Sache wie die Ehe und eine Familie, eigene leibliche Kinder zu verzichten.“
Abschließend lässt sich sagen, dass es einerseits verwundert, dass der Zölibat in einer Zeit, in der ein „Singleleben“ zur Normalität geworden ist, in solchem Maße provoziert. Gleichzeitig aber zeigt gerade dieser Aufschrei säkularer Kreise, dass das Zeichen des Zölibats seine Wirkung nicht verfehlt, denn: Wäre nicht ersichtlich, dass der Zölibat weit mehr ist als „nicht mit einer Frau zusammenleben“, dann wäre er nicht ein solches Ärgernis. Gerade in unserer jetzigen Zeit, welche sich voll und ganz auf Materialismus und angebliche „Selbstverwirklichung“ fokussiert hat, ist der Zölibat, die Lebensform Jesu, ein radikales Zeichen für etwas anderes, höheres, auf etwas, was nach diesem Leben kommt. Der Zölibat ist ein Zeichen, das nicht veraltet und überholt, sondern aussagekräftiger ist denn je.
Alexander Fladerer
Was für ein Nonsens!
Die ungeteilte Kirche des ersten Jahrtausends kannte keinen Zwangszölibat und hatte natürlich verheiratete Priester. So halten es die Orthodoxen und auch die mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirchen noch heute. Gerade letztere zeigen, dass der Zölibat nicht notwendig und essenziell für die katholische Kirche ist. Nur die lateinische Teilkirche der katholischen Kirche hält unverbrüchlich an diesem Unfug fest, der auch dort erst im 12./13. Jahrhundert aus vollkommen weltlichen Gründen verbindlich wurde: Damit die Pfründe von Klerikern nicht vererbt werden konnten und wieder nach deren Ableben an die Kirche zurückfielen.
Und trotzdem werfen weiterhin blumige Artikel wie dieser theologische Nebelkerzen, um den Irrweg des Zwangszölibates auch im 21. Jahrhundert zu rechtfertigen.
Ich empfehle stattdessen das Buch “Krypta” des Münsteraner Professors für katholische Kirchengeschichte Hubert Wolf zur Lektüre:
http://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/krypta/hubert_wolf/ISBN3-423-34902-6/ID45030191.html
Harald Schweizer
Schöne Gedanken. Manche Aussage wäre zu diskutieren. Aber ich will das einfach mal so stehen lassen. Der Text beantwortet aber nicht die eigentliche Frage: Warum kann es neben dem freiwillig auf die Ehe verzichtenden Priester nicht auch den verheirateten Prieter geben? Warum darf das Zeugnis des ehelosen Priesters nicht ergänzt werden durch das des verheitateten Priesters? Es geht doch gar nicht darum, das Zeichen der Ehelosigkiet gering zu schätzen. Warum hat die Kirche Angst vor der freien Entscheidung des Einzelnen, der in sich die Berufung zum Priestertum erkennt? Das ist für mich eine prinzipielle Frage, wie die Kirche mit Berufungen umgeht, nicht in erster Linie eine pragmatische Frage des Priestermangels.
Ramon Rodriguez
Lieber Herr Schweizer,
vielen Dank für Ihren guten Kommentar! Gerade wenn wir auf die Ostkirche sehen, finden wir ein Modell, welches verheiratete Priester ermöglicht und ebenfalls prima funktioniert. Dieses Thema ist aber m.E. so komplex, dass man es unmöglich ausreichend und sachlich in einem Artikel bearbeiten und mit ja/nein beantworten könnte. Mein Artikel ist eher ein Plädoyer für den Sinn und die Schönheit sowie den Wert des Zölibats und versucht denen etwas zu entgegnen, welche ihn für veraltet und sinnlos halten.
Wenn es Sie interessiert, würde ich lediglich meine persönliche Meinung zur Lockerung des Zölibats für Priester anmerken (die aber keinen Anspruch auf Richtigkeit verlangt!): Als Seminarist muss ich mir in den Jahren bis zu meiner Weihe immer wieder die Frage stellen, ob ich mich zum Priester und damit einhergehend zum Zölibat oder doch zum Familienvater berufen fühle. Alle möglichen Wege, der des Familienvaters als auch der des Priesters, müssen selbstverständlich ehrlich und offen reflektiert werden. Für mich persönlich gehört jedoch die Spiritualität, welche mit dem Zölibat einhergeht sowie seine tiefe theologische Bedeutung elementar zum Priestertum dazu, sodass ich persönlich mir ein Leben als verheirateter Priester nicht vorstellen könnte.
Petra
Sie sind noch sehr jung. Ihr Artikel ist leider auch für mich voller Nonsens. Sie kommen mir richtig hirngewaschen vor, damit Sie ihrer Berufung als Priester überhaupt in Zukunft nachgehen können, müssen sie das so sehen. Ich mache Ihnen persönlich keinen Vorwurf. Sie können nichts dafür. Übrigens, Petrus war auch verheiratet. Lesen Sie doch einmal den ersten Brief an Timotheus Kapitel 3. Da werden Sie eines besseren belehrt. Dieser Zölibats-Irrtum reicht nun schon 900 Jahre an.
Es reicht! Ich empfehle ihnen das Werk “Gottmensch” von Maria Valtorta.
Alles Gute Ihnen!
Ramon Rodriguez
Sehr geehrte Frau Petra,
über argumentativen Austausch freue ich mich immer, Verweise auf die Person oder mein Alter disqualifizieren Sie schon alleine deshalb für eine anständige Diskussion, da der Großteil der zölibatär lebenden Männer wohl wesentlich älter sein wird als ich, zumindest bei uns in Europa. (In den meisten anderen Kontinenten steht die Kirche in ihrer Blütezeit und hat viel Nachwuchs)
Zum anderen empfehle ich Ihnen, sich nicht nur mit älteren Priestern über den Zölibat zu unterhalten, sondern dies auch einmal mit anderen Priesteramtskandidaten zu tun. Sie werden feststellen: In Priesterseminaren herrscht eine offene und ungezwungene Diskussionskultur, in welcher man selbstverständlich jede Meinung vertreten darf.
Florian
Soso. Und was ist mit dem Zusammenhang zwischen dem Zölibat und dem massenhaften sexuellen Missbrauch von Kindern in der Katholischen Kirche? Komisch, dass es diese Fälle in katholischen Institutionen auf der ganzen Welt und zu allen Zeiten gab und gibt. Mit Nächstenliebe und so hat das mal relativ wenig zu tun. Also ja: Das Zölibat ist ein kraftvolles Zeugnis. Ein Zeugnis für die ekelhaften Umtriebe einer der größten Verbrecherorganisationen dieser Welt.
Ramon Rodriguez
Jeder Zusammenhang zwischen dem Zölibat und dem Verbrechen des sexuellen Missbrauchs ist vollkommen konstruiert. Das Verbrechen des sexuellen Missbrauchs ist leider überall dort eine Gefahr, wo Kinder- und Jugendarbeit betrieben wird. Dies gilt für die evangelische Kirche genauso wie für Schulen, Schwimm-, Sport- und Turnvereine sowie für Familien.
Dass gerade in der Kirche, welche in ihren Einrichtungen für Familien und Kinder einen besonderen Schutzraum bilden will, solche Verbrechen vorgefallen sind, ist zurecht ein Skandal, welcher lückenlos aufgeklärt werden muss. Hier sehe ich die Kirche aber auf einem guten Weg.
Florian
Es ehrt Dich, dass Du Dir die Zeit nimmst, auch auf Beiträge zu antworten, die Deinem Weltbild diametral entgegenstehen. Das meine ich vollkommen ernst. Wo der Zusammenhang liegt?
“Für den Paderborner Theologen und Psychotherapeuten Eugen Drewermann löst dies nicht das Grundproblem: Kein anderer Berufsstand sei so anfällig für sexuellen Missbrauch wie der katholische Klerus. Denn kein anderer mache sexuelle Unerfahrenheit und Triebunterdrückung zur Bedingung. Ängste, Schuldgefühle oder innere Blockaden würden von jungen Priesteramtskandidaten interpretiert als eine besondere Erwählung durch Gott.
Hinzu kommen das Selbstverständnis der Kirche als “Zeichen des Heils”, ein zuweilen überhöhtes Priesterverständnis und die Machtstellung des Papstes als zentraler Vater-Autorität. All dies gilt Kritikern als Nährboden für Machtstrukturen, in denen Geistliche unentdeckt und ungeahndet Kinder missbrauchen können.”
http://www.n-tv.de/panorama/Die-Kirche-und-ihre-Kinderschaender-article705437.html
Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander.
Ramon Rodriguez
Eugen Drewermann, welcher selbst Priester war, aber suspendiert wurde und welchem die Lehrerlaubnis für die Universität entzogen wurde, ist m.E. kein objektiver Betrachter und Bewerter des Zölibats. Wenn er den Zölibat als “Triebunterdrückung” versteht, dann ist es natürlich absehbar, dass ein Preister am Zölibat scheitern wird. Vielmehr verlangt der Zölibat die Integrierung und Kultivierung der eigenen Sexualität in ein enthaltsames Leben hinein. Ein Priester muss sich seiner Sexualität bewusst sein, diese annehmen und in sein Leben im Zölibat hineintragen. Ein Priester ist auch nach seiner Weihe selbstverständlich heterosexuell und nicht asexuell. Wer hingegen “Ängste, Schuldgefühle oder innere Blockaden” verspürt, ist nicht besonders berufen, sondern wahrscheinlich (noch) nicht für die Weihe zum Priester geeignet. Eine gesunde Psyche, welche einen gesunden, kultivierten Umgang mit der eigenen Sexualität einschließt, ist jedoch Voraussetzung für die Priesterweihe.
(Vgl. CIC, can. 241, § 1: »In das Priesterseminar dürfen vom Diözesanbischof nur solche zugelassen werden, die aufgrund ihrer menschlichen, sittlichen, geistlichen und intellektuellen Anlagen, ihrer physischen und psychischen Gesundheit und auch ihrer rechten Absicht fähig erscheinen, sich dauernd geistlichen Ämtern zu widmen.« Vgl. auch CCEO, can. 342, § 1.)
Hier ist jeder Seminarist selbst sowie die Hausleitung in der Verantwortung, zu prüfen, ob der Kandidat für das Priesteramt geeignet ist.
Johannes
Ich sehe hier ein Totalversagen der Kirche. Die wirkliche Aufklärung wurde längst beendet und der Betreiber dieser Studie zur Aufklärung wurde in Misskredit gebracht, seither will man nichts mehr wissen wie es zu diesem Vertuschen gekommen ist, aber letzlich kann nur ein Verblendeter nicht davon ausgehen dass der ehmalige Papst wie wahrscheinlich fast jeder ehmaliger Bischof am Vertuschen und folgerichtig am Wiederholten Missbrauch Einzelner beteiligt war. Entscheidend ist hier dass die Kirche alle Wissenschaftlichen Expertisen dass diese Menschen unter einem Zwang leiden, also fast immer (ohne Therapie) zu Wiederholungstätern werden, abgelehnt und oft auch verteufelt wurden. Die Kirche sieht sich in dieser Causa leider längst als Opfer anstatt als dass was ihre Rolle hierin darstellte deshalb ist die Aussage, “auf einem guten Weg” auch wieder ein Vertuschen, finde ich.
Lea
Lieber Ramon,
die Frage ist doch: Warum wird jemand Priester? Die Antwort darauf kann sich eigentlich nur in der Berufung durch Gott finden. Es gibt aber einen Unterschied zwischen den verschiedenen Einzel-Berufungen, die sich dann zu einem Lebensentwurf zusammenfügen: zu welchem Beruf bin ich berufen, bin ich berufen eine Ehe einzugehen oder allein zu leben oder ins Kloster zu gehen, was ist mit einer Berufung zur Elternschaft: alles verschiedene Dinge.
Auf die Idee, einem Lehrer vorzuschreiben, dass er z.B. zu heiraten und ein Kind zu bekommen hat, würde doch auch niemand verfallen!
Warum also dann – jenseits der zugegebenermaßen vorhandenen- praktischen Gründe, bei Priestern?
Und unabhängig vom Rest des Artikels: Was wäre denn an ordinierten Frauen bitte falsch? Ich will nicht sagen, dass eine Priesterweihe für Frauen das Problem des Priestermangels komplett lösen könnte, aber zumindest wäre das Schritt in die richtige Richtung. Zumal ohnehin die überwiegende Mehrheit der Theologiestudierenden weiblich ist.
Viele Grüße
Lea
Ramon Rodriguez
Liebe Lea,
vielen Dank für Deine Zeilen! Ich stimme Dir dahingehend zu, dass der Zölibat vom Priesteramt nicht unlösbar wäre, aber die Frage ist m.E., welche Lebenspraxis und welche Spiritualität sich für ein Leben als Priester bewährt hat und zum anderen woran es sich (evtl. sogar mehr denn je) lohnt, festzuhalten. Der Zölibat hat eben nicht nur die pragmatischen sondern auch wichtige theologische Begründungen, weshalb ich ihn von der priesterlichen Spiritualität nicht getrennt sehen kann.
Zur Frage der Frauenordination, auf welche ich hier nur kurz eingehen möchte, verweise ich auf das apostolische Schreiben von Papst Johannes Paul II. “Ordinatio Sacerdotalis”:
“Christus erwählte die, die er wollte (vgl. Mk 3,13-14; Joh 6,70), und er tat das zusammen mit dem Vater “durch den Heiligen Geist” (Apg 1,2), nachdem er die Nacht im Gebet verbracht hatte (vgl. Lk 6,12). Darum hat die Kirche bei der Zulassung zum Amtspriestertum[6] stets als feststehende Norm die Vorgehensweise ihres Herrn bei der Erwählung der zwölf Männer anerkannt, die er als Grundsteine seiner Kirche gelegt hatte (vgl. Offb 21,14).”
Ebenso hielt Papst Johannes Paul II. aber selbstverständlich fest, dass die Rolle der Frau unendlich wichtig ist und die Unmöglichkeit der Weihe in keinster Weise eine Wertung darstellt:
“Auch wenn die Gegenwart und die Rolle der Frau im Leben und in der Sendung der Kirche nicht an das Amtspriestertum gebunden ist, so bleiben sie doch absolut notwendig und unersetzbar. Wie von der Erklärung Inter Insigniores herausgestellt wurde, wünscht die Heilige Mutter Kirche, “daß die christlichen Frauen sich der Größe ihrer Sendung voll bewußt werden: ihre Aufgabe ist heutzutage von höchster Bedeutung sowohl für die Erneuerung und Vermenschlichung der Gesellschaft als auch dafür, daß die Gläubigen das wahre Antlitz der Kirche wieder neu entdecken.”
https://w2.vatican.va/content/john-paul-ii/de/apost_letters/1994/documents/hf_jp-ii_apl_19940522_ordinatio-sacerdotalis.html
Petra
Kurz, die Kirche hat das Etikett “weiblich”. Sie ist laut Papst Franziskus weiblich.
Was darin steckt ist “männlich”. 😉
Ein Box-Wettkampf ist auch nicht weiblich und wird durch das weibliche Publikum auch nicht weiblicher. Denn die Boxer sind immer noch Männer!
Ramon Rodriguez
“Die Kirche”, das ist jeder getaufte Christ. Es ist wohl die modernste Form des Klerikalismus, zu meinen, nur wer in der Nähe des Altares steht, ist wichtig. Jeder Getaufte ist gleichwertiges und vollwertiges Mitglied der Kirche, und jeder hat seine besondere, ihm eigenen Aufgabe. Der Vergleich mit Boxer und Zuschauer ist völlig unpassend.
Petra
Lieber Herr Rodriguez
Ich wollte sie nicht angreifen noch wegen ihrem Alter disqualifizieren. Was ich damit meinte ist, dass sie ev betreffend Zölibatin 10 Jahren anders denken könnten. Wie bereits erwähnt, es ist kein Vorwurf an Sie.